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Farbig / Farbige

ist eine koloniale Fremdbezeichnung, die Schwarze Menschen und People of Color als Abweichung von der weißen »Norm« betrachtet und eine vermeintliche Hautfarbe beschreibt. Als rassistische Bezeichnung wird sie von vielen deshalb ebenso abgelehnt, wie der Begriff Dunkelhäutige. Zudem meint »Farbige« im Deutschen nicht das Gleiche, wie in den englischen Selbstbezeichnungen People of Color oder Black and People of Color (BPoC) ausgesagt wird und ist deshalb nicht synonym verwendbar.

Weiterführende Begriffe: Rassismus, Afrodeutsche, Asiatische Deutsche, Indigene, Latinx, || Schwarze

Fatwa

(arabisch) ist eine Rechtsauskunft von einer muslimischen Autorität, die auf Anfrage ein religiöses oder rechtliches Problem klärt. Anders als ein Gerichtsurteil beruht die Fatwa auf der persönlichen Interpretation und der jeweiligen islamischen Rechtsschule ihres Verfassers. Somit können Muslim*innen zur gleichen Frage widersprüchliche Fatwas erhalten. Oftmals werden Fatwas als praktische Lebensberatung zu Alltagsfragen erlassen.

Weiterführende Begriffe: Hadith/pl. Ahadith, Koran/Qur’an, Scharia

Featurism

zeigt sich, wenn optische Merkmale, wie zum Beispiel eine breitere Nasenform, abgewertet werden, weil sie nicht einer weißen »Norm« entsprechen. Ähnlich wie bei Texturism wirken in Featurism die kolonialen Schönheitsideale nach und sorgen auch in Schwarzen Communitys für Ausgrenzung.

Weiterführende Begriffe: Colorism, Schwarze Menschen, Afrodeutsche, Afrohaare

Flüchtlinge

sind laut Genfer Flüchtlingskonvention von 1951 Personen, die aus begründeter Furcht vor der Verfolgung ihrer Person wegen ihrer »Rasse«, Religion, Nationalität oder Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe Schutz in einem anderen Land suchen. In amtlichen Statistiken gelten die Bezeichnungen Flüchtlinge und Asylberechtigte nur für Menschen, die schon Schutzstatus besitzen: Asylberechtigte werden nach dem Asylrecht im Grundgesetz anerkannt, Flüchtlingen wird Flüchtlingsschutz nach der Genfer Konvention gewährt. Sprachlich ist der Begriff »Flüchtling« umstritten. So sind Worte mit dem Ableitungssuffix »-ling« im Deutschen verkleinernd und teils negativ konnotiert (bspw. Eindringling, Schönling, Schädling etc.). Dazu kommt, dass der Begriff kein Geschlecht hat und die Menschen außerdem auf einen kleinen Teil ihrer Biografie, also nur auf ihre Flucht, reduziert werden. Alternative Begriffe: GeflüchteteSchutzsuchende oder ggf. Geschützte Personen.

Weiterführende Begriffe: AsylsuchendeAsyl- und Flüchtlingsschutz, BleiberechtGeschützte PersonenSubsidiärer Schutz

Flüchtlingskrise

ist ein häufig benutztes Schlagwort in der Asyldebatte. Es sagt aus, dass es eine Krise wegen geflüchteten Menschen gebe und weist die Verantwortung den Schutzsuchenden zu, anstatt die Ursachen für Probleme z.B. im Versagen deutscher Politik oder Strukturen zu suchen. Entsprechend kann stattdessen auch von einer Krise der Asylpolitik oder neutraler von Fluchtmigration oder Fluchtbewegung die Rede sein.

Weiterführende Begriffe:Flüchtlingsstrom, -zustrom, -welle, Asylkritiker*in / Asylgegner*in, Genfer Flüchtlingskonvention (GFK)

Flüchtlingsschutz

wird nach der Genfer Flüchtlingskonvention gewährt. Darüber hinaus gibt es subsidiären Schutz und Abschiebungsverbote für Geflüchtete. Einen Rechtsanspruch auf Asyl in Deutschland haben nur politisch Verfolgte, so wäre z. B. ein Bürgerkrieg allein kein Asylgrund, aber ein Grund für subsidiären Schutz.

Weiterführende Begriffe: Asyl und Flüchtlingsschutz, Kontingentflüchtlinge, Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge

Flüchtlingsstrom, -zustrom, -welle

sind Metaphern, mit denen die Einreise von Geflüchteten beschrieben wird. Sie vermitteln das Bild eines Naturphänomens, das sich seinen Weg nach Deutschland bahnt oder das Land überschwemmt. Der Begriff suggeriert, dass die Politik machtlos einer Naturgewalt ausgesetzt ist und weist damit den Schutzsuchenden selbst die Verantwortung für asylpolitische oder strukturelle Probleme bei ihrer Aufnahme in Deutschland zu. Journalistisch angemessener ist es, konkrete Zahlen zu nennen oder neutral von Fluchtmigration zu sprechen.

Weiterführender Begriff: Asylantenstrom

Freiwillige Ausreise / Rückkehr

ist ein beschönigender Begriff für die Ausreise bzw. Rückkehr, die Asylsuchenden nahe gelegt wird, deren Asylantrag abgelehnt wurde. Lehnen sie ab, muss nach spätestens 30 Tagen die Abschiebung erfolgen.
Weiterführende Begriffe: Ausweisung

Fremdarbeiter*in

ist eine Bezeichnung für Arbeitsmigrant*innen, die immer noch hin und wieder in Boulevard-Medien auftaucht – dann allerdings ohne Genderstern. Sie ist seit der NS-Zeit historisch belastet und sollte nur mit einer entsprechenden geschichtlichen Einordnung verwendet werden. Als Alternative eignen sich Arbeitseinwander*in, migrantische*r Arbeiter*in oder arbeitsmarktbezogene Einwander*innen / Zuwander*innen (Fachsprache).
Weiterführende Begriffe: AusländerGastarbeiter, Menschen aus EinwandererfamilienMenschen mit MigrationshintergrundMigranten

Fundamentalist*in

stammt aus der Geschichte der christlichen Kirchen und bezeichnete Angehörige einer Strömung im Protestantismus der USA Anfang des 20. Jh. Inzwischen wird der Begriff auch im politischen Kontext benutzt. Es ist aber umstritten, ob er auf bestimmte Strömungen im Islam anwendbar ist. Alternativ kann man auf Formulierungen zurückgreifen wie rückwärtsgewandte oder konservative Muslim*innen oder altherkömmlich gläubige Muslim*innen. Handelt es sich bei den zu Bezeichnenden um militante Fundamentalist*innen (jedes Glaubens), kann man von Terrorist*innen sprechen.

Weiterführende Begriffe: IslamismusPop-DschihadismusRadikale MuslimeSalafistenScharia

Gadje / Gadsche

(Singular Gadjo / Gadscho) ist auf Romanes die Bezeichnung für Nicht-Rom*nja. Die Minderheit nutzt den Begriff, um sich von den Nicht-Rom*nja abzugrenzen. Der genaue Wortursprung ist umstritten.

Weiterführende Begriffe: Gadje-Rassismus

Gadje-Rassismus

Gadje-Rassismus ist als Synonym von Antiziganismus im deutschsprachigen Raum verbreitet und betont, dass Rassismus gegen Rom*nja und Sinti*zze von Gadje (Bezeichnung für Nicht-Rom*nja auf Romanes) ausgeht.

Weiterführende Begriffe:

Gastarbeiter

wurden männliche wie weibliche Arbeitseinwander*innen genannt, die seit den 1950er Jahren durch bilaterale Verträge zur Anwerbung von Arbeitskräften aus dem Ausland kamen. Im Wort »Gast« schwang mit, dass die Eingewanderten nicht bleiben sollten. Der Begriff ist inzwischen veraltet, wird manchmal aber noch zur Selbstbezeichnung gebraucht, z.B. als »Gastarbeiterkind«. Die wissenschaftliche Literatur ist dazu übergegangen, ihn mit dem Zusatz »sogenannte Gastarbeiter« zu versehen.

Weiterführende Begriffe: AusländerDrittstaatsangehörigeEinwanderer und ihre NachkommenFremdarbeiter*in, Menschen aus Einwandererfamilien, Menschen mit Migrationshintergrund

Geflüchtete

wird als Alternativbegriff für Flüchtlinge verwendet, weil damit die als kleinmachend und teils abwertend empfundene Endung »-ling« umgangen wird. Da es sich um keinen juristischen Begriff handelt, ist er bei der Berichterstattung in vielen Fällen einsetzbar: geflüchtete Menschen können auch jene sein, die keinen offiziellen Flüchtlingsstatus haben. Weitere Alternativen: SchutzsuchendeExilierte, Asylsuchende (ggf. Geschützte Personen).

Weiterführende Begriffe: Asylbewerber, Asyl- und FlüchtlingsschutzBleiberechtDe-facto-FlüchtlingeSubsidiärer Schutz

Genfer Flüchtlingskonvention (GFK)

ist die wichtigste völkerrechtliche Vereinbarung darüber, wer als Flüchtling anerkannt wird und damit internationalen Schutz genießt. Das »Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge«, wie die GFK eigentlich heißt, wurde 1951 verabschiedet. Mittlerweile haben über 100 Staaten die GFK unterzeichnet, darunter auch Deutschland. Im deutschen Aufenthaltsrecht ist festgelegt, dass nicht abgeschoben werden darf, wer die Flüchtlingsdefinition der GFK erfüllt.

Weiterführende Begriffe: Asyl und Flüchtlingsschutz, Flüchtlingsschutz

Gescheiterte Integration

wird häufig als Ursache für Jugendkriminalität und andere Probleme genannt. Dabei wird oft unterstellt, dass zum Beispiel Verstöße gegen Gesetze und Normen begangen werden, weil die deutsche Gesellschaftsordnung abgelehnt und stattdessen einer vermeintlich archaischen Einwandererkultur mit eigenen Regeln gefolgt wird. Meist sind jedoch andere Ursachen zu finden, wie mangelnde Chancengleichheit oder Bildungsgerechtigkeit, soziale Benachteiligung etc.
Weiterführende Begriffe: Abschiebung, Integrationsverweigerer, Mehrheitsgesellschaft, Parallelgesellschaft

Geschützte Personen

bezeichnet alle Menschen, die unter AsylschutzFlüchtlingsschutz, Subsidiärem Schutz und Abschiebungsverbot stehen.

Weiterführende Begriffe: BleiberechtDuldungFlüchtlingeGeflüchtete, Genfer Flüchtlingskonvention

Grenze des Sagbaren

wird in der Berichterstattung oft im Kontext von gezielten sprachlichen Tabubrüchen durch Rechtsradikale und Rechtsextreme erwähnt. Meist geht es um die Frage, ob sich eine Grenze dahin verschoben hat, dass menschenfeindliche und verhetzende Aussagen nun sagbar seien. Allein die Frage kommt einem Zugeständnis an diejenigen gleich, die versuchen, solche Aussagen in die Mitte des gesellschaftlichen und medialen Diskurses zu holen.

Weiterführende Begriffe: Meinungsdiktatur, Political Correctness, Sprachpolizei, Zensur

Gypsy

leitet sich vom englischen Wort »Egyptian« ab und ist eine englische Fremdbezeichnung, mit der nomadische Gruppen beschrieben werden. Ähnlich wie das deutsche Z*** ist auch dieser Begriff negativ konnotiert. Er wird in englischsprachigen Ländern noch häufig verwendet. In Deutschland hält der Begriff in der Popkultur Einzug. Dabei wird ein romantisierendes Bild von Angehörigen der Roma-Minderheiten propagiert.

Weiterführende Begriffe: Antiziganismus, Philoziganismus

Hadith / pl. Ahadith

(arab. Bericht, Erzählung) In den Ahadith wurde das Reden, Handeln oder billigende Schweigen des Propheten festgehalten. Die Gesamtheit der Ahadith bildet die Sunna; neben dem Koran ist sie die zweite Hauptquelle für islamische Theologie und islamisches Recht sowie Ethik und Glaubenspraxis.

Weiterführende Begriffe:

Halal und Haram

sind aus dem Arabischen stammende Begriffe aus dem Koran, wobei Halal »erlaubte« Verhaltensweisen bezeichnet, während Haram »Unerlaubtes« festlegt. Bei Lebensmitteln sind bspw. Schweinefleisch und Alkohol haram, wobei viele Muslim*innen mit den Nahrungsmittelgeboten eher individuell umgehen. Auch für die Herstellung der Lebensmittel gibt es Regeln, weshalb viele Hersteller mittlerweile mit Halal-Zertifikaten werben (siehe auch Koscher im Kapitel »Juden*Jüdinnen«).

Weiterführende Begriffe: Euro-Muslime, Koscher, Scharia

Hasskriminalität, Hassverbrechen

deutsch für Hate-Crime, bezeichnet Gewalt- und Straftaten, die z.B. durch Rassismus, religiöse Intoleranz, Trans- oder Homofeindlichkeit und Ähnlichem motiviert sind. Hasskriminalität ist sinnvoll zur Benennung von Straftaten, wenn die Betroffenen von den Täter*innen als »anders« und nicht als gleichwertige Menschen angesehen werden. In der Kriminologie werden die Fachbegriffe Vorurteilskriminalität und Vorurteilsverbrechen benutzt. Wissenschaftlich formuliert wäre das Motiv gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit.
Weiterführende Begriffe: Antimuslimischer Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus, Extremismus, Ideologien der Ungleichwertigkeit,   IslamfeindlichkeitIslamophobieXenophobie

Hautfarbe

unterscheidet sich je nach Melaningehalt. In Farben von Buntstiften oder Feinstrumpfhosen findet sich in der Regel jedoch nur die Hautfarbe weißer Menschen wieder. Eine Beschreibung von Hautfarben ist inhaltlich selten nötig, vor allem sollte auf die Verbindung mit Lebensmitteln oder Gegenständen verzichtet werden (»kohlrabenschwarz«, »schokobraun«). Geht es im Bericht um Rassismus oder Colorism, kann benannt werden, dass Betroffene Schwarz sind. In keinem Fall wird eine Person zum Beispiel »wegen ihrer*seiner Hautfarbe« angegriffen oder »weil sie*er Schwarz ist«, sondern ein Angriff geschieht aus rassistischen Gründen und die betroffene Person ist Schwarz. Bei rassistischen Erfahrungen spielen Featurism oder Texturism ebenfalls eine Rolle. Gleichzeitig können light-skinned Personen oder Weißgelesene auch Rassismus erleben.

Weiterführende Begriffe: People of Color, BPOC, Weiß gelesen

Heimat

beschreibt, als persönlich definierter Begriff, den Ort, an dem Menschen sich heimisch fühlen, egal ob sie dort geboren sind oder nicht. Entsprechend können Menschen mit internationaler Geschichte eine Verbundenheit zu mehreren Heimaten empfinden. Politisch wird der Heimatbegriff teils weiterhin nationalistisch interpretiert (vgl. Volk). Eine der wenigen Äußerungen des ersten Bundesheimatministers Seehofer (CSU) dazu lautete »Heimatpolitik ist stets eine Politik der Vielfalt«.1

Weiterführende Begriffe: Einwanderungsgesellschaft, Ethnopluralismus, Überfremdung

Heimatlose Flüchtlinge

auf Englisch Displaced persons (DPs) genannt, sind Menschen und ihre Nachkommen, die während des Zweiten Weltkriegs verschleppt wurden, nach 1945 aber nicht mehr in ihre Heimatländer zurückkehren konnten, zum Beispiel aufgrund veränderter Landesgrenzen. Die meisten von ihnen sind ehemalige Zwangsarbeiter*innen aus Ost- und Südosteuropa, die während des Zweiten Weltkriegs in deutschen Industriebetrieben arbeiten mussten.
Weiterführende Begriffe: Asyl- und Flüchtlingsschutz, FlüchtlingeGeflüchteteKontingentflüchtlingeVertriebene

Heimatschutz

bezieht sich heute teils auf den Denkmalschutz (Schweiz) und ist ebenso ein militärischer Begriff. Er ist belastet, weil Neonazis ihn häufig nutzen (aus der neonazistischen Vereinigung »Thüringer Heimatschutz« ist der NSU entstanden). Zudem wird Heimatschutz von Rechtsradikalen und Rechtsextremen auch als Argument für mehr Umweltschutz und daraus folgend gegen Einwanderung vorgebracht, um die »deutsche Natur« zu erhalten.

Weiterführende Begriffe: Besorgte Bürger*innen, Bürgerlich (konservativ)

Herkunftsdeutsche

ist umstritten. Wer allerdings »Deutsche mit türkischer Herkunft« sagt, müsste konsequenterweise auch Deutsche mit deutscher Herkunft, sprich Herkunftsdeutsche sagen.
Weiterführende Begriffe: Autochthone Deutsche, Standard-Deutsche, BiodeutscheCopyright-DeutscheDeutsche ohne MigrationshintergrundEinheimische

Hijab / Hidschab

bedeutet Verhüllung und wird in Deutschland oft wie Kopftuch verwendet. Gemeint ist ein Tuch, das den Kopf, meist auch den Hals und teils die Schultern bedeckt, das Gesicht aber freilässt. Inspiriert durch Tradition oder Mode gibt es viele verschiedene Trageweisen des Hijab, meist liegt das Tuch relativ eng an.
Weiterführende Begriffe: BurkaKopftuchträgerinNiqabTschador

Holocaust

(griech. vollständig verbrannt) bezeichnet die systematische, massenhafte Ermordung von Juden*Jüdinnen und anderen Minderheiten durch die Nationalsozialist*innen. Eingeführt wurde der Begriff 1979 als Titel der amerikanischen Fernsehserie »Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiß«, die auch in Deutschland sehr populär war. Manche Juden*Jüdinnen lehnen das Wort allerdings ab, weil das Brandopfer in der Thora die Obhut Gottes verspricht, und bevorzugen deswegen den hebräischen Begriff Shoa (auch Shoah, Schoa oder Schoah), der für »große Katastrophe« steht. Bis heute gibt es keinen eigenen deutschen Begriff für diesen historischen Massenmord.

Weiterführende Begriffe: Antisemitismus, Nationalsozialistischer Genozid

Ideologien der Ungleichwertigkeit

sind Weltanschauungen, in denen die Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung aller Menschen grundlegend abgelehnt werden. Ideologien der Ungleichwertigkeit sind u.a. Rassismus, Antisemitismus, Sexismus, Sozialdarwinismus, Chauvinismus sowie Homo- und Transfeindlichkeit. Sie können sich in Hasskriminalität äußern.
Weiterführende Begriffe: Ausländerhass/Fremdenfeindlichkeit, Islamfeindlichkeit, Rasse, Extremismus, Rechtsextremismus, Rechtspopulist

Illegale Migrant*innen

wurde eine Zeit lang (in der männlichen Form) von der Bundesregierung oder in EU-Rechtsakten für Menschen verwendet, die ohne Genehmigung einreisen oder sich ohne gültige Papiere in einem Land aufhalten. Gängiger ist es, von illegaler oder irregulärer Migration zu sprechen; eine bekannte Parole von Menschenrechtsorganisationen lautet »Kein Mensch ist illegal«, d. h. nur Handlungen können ungesetzlich sein. Die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) hat deshalb bereits 2013 beschlossen, den Terminus nicht mehr zu verwenden. In Frankreich ist die Selbstbezeichnung Sans Papiers üblich, papierlose Migrant*innen. Weitere Alternativen: illegalisierte Migrant*innen, irreguläre Migrant*innen oder undokumentierte Migration.

Weiterführende Begriffe: AsylbewerberAsyl- und FlüchtlingsschutzAusländerkriminalitätAusweisung, Geflüchtete

Imam*in

ist das arabische Wort für die Person, die vorne steht/vorsteht. In deutschen Medien ist damit meist die religiöse Führung islamischer Gemeinden oder ein*e Vorbeter*in gemeint, obwohl die Vorbeter*innen in türkischen Gemeinden i.d.R. Hoca heißen. Zu den Aufgaben von Imam*innen in Deutschland gehören, neben dem Vorbeten und Predigen, die religiöse Unterweisung für Kinder und Erwachsene, die Seelsorge und der interreligiöse Dialog. Andere Begriffe für dieses Amt sind Scheikh und Murshid. Frauen können z. B. als weibliche HocaMurshida, Weize oder Sheika einer islamischen Gemeinde vorstehen oder Funktionen religiöser Autoritäten ausüben (Koraninterpretation, Erstellung von Rechtsgutachten); Imaminnen beten meistens nur weiblichen Gläubigen vor.

Weiterführende Begriffe:

Indigene

sind laut Definition der Vereinten Nationen die Nachfahren der Menschen, die ein Gebiet bereits bewohnten, bevor sie von Gruppen aus anderen Teilen der Welt unterworfen, untergeordnet oder kolonialisiert wurden oder ihr Gebiet Teil eines Staates wurde. Bis heute sind sie nicht maßgeblich an den nationalen Regierungen der Länder beteiligt, in denen sie leben. Weltweit gibt es schätzungsweise etwa 370 Millionen Indigene in mehr als 70 Staaten. Indigene ist als übergeordnetete Selbstbezeichnung akzeptiert. Ebenso kann in einem Bericht die bestimmte Gruppe beim Namen genannt werden, z. B. Cherokee, Maya, Tuareg, Massai usw. Unangebracht sind Begriffe wie »Ureinwohner«, »Eingeborene«, »Naturvolk«, »Indianer« etc.

Weiterführende Begriffe: BIPoC in People of Color

Integration

ist ein Begriff, der oft im Zusammenhang mit Migrant*innen fällt und als Bringschuld der Einwander*innen gemeint ist. Wissenschaftler*innen dagegen verwenden ihn, um Sachverhalte zu beschreiben, wie Teilhabe und Zugang zu Arbeit oder Bildung. In diesem Sinn ist bspw. von Integrationspolitik oder Integrationsprojekten die Rede. In Politik und Berichterstattung kommen oft Formulierungen wie gescheiterte oder »gelungene Integration« vor; ebenso wie bei der Übertragung auf Personen (Integrationsverweiger*in) werden gesellschaftliche Probleme dadurch individualisiert und kulturalisiert. Alternativen: Teilhabe, Chancengleichheit.
Weiterführende Begriffe: AusländerEinwanderungsgesellschaftMehrheitsgesellschaftParallelgesellschaft

Integrationsverweiger*in

steht für die diffuse Vorstellung, dass Eingewanderte die deutsche Gesellschaft, ihre Werte und Gesetze ablehnen würden. War früher noch die Rede von Menschen mit »Integrationsbedarf« und »Integrationsproblemen«, wurden daraus später »Integrationsunfähige« oder »Integrationsunwillige« und danach »Integrationsverweiger*innen«. Daran wird deutlich, dass Menschen aus eingewanderten Familien oft eine willentliche und aktive Abgrenzung unterstellt wird, was jedoch sehr selten der Fall ist. Studien verweisen dagegen auf einen Mangel an ChancengleichheitBildungsgerechtigkeit und fehlende oder erschwerte Möglichkeiten zur Partizipation.
Weiterführende Begriffe: EinbürgerungGescheiterte IntegrationIntegrationParallelgesellschaft

Islamfeindlichkeit

bezeichnet eine generell ablehnende Haltung gegenüber dem Islam und seinen Glaubensrichtungen, sowie gegenüber Menschen muslimischen Glaubens und ihren religiösen Praktiken. Im Gegensatz zu Islamophobie benennt Islamfeindlichkeit eine aktive Ablehnung, keine diffuse Angst (Phobie, griechisch: Angst). Synonym kann auch der Begriff antimuslimischer Rassismus verwendet werden, weil er verdeutlicht, dass es dabei weniger um Religionsfragen geht, sondern vielmehr um Ausgrenzung.
Weiterführende Begriffe: antimuslimischer Rassismus, IslamkritikKopftuch, Ideologien der Ungleichwertigkeit

Islamisch

bezieht sich als Adjektiv nicht auf Menschen, sondern nur auf Objekte mit Islambezug und auf den Glauben selbst, z.B. islamische Theologie (nicht muslimische), islamischer Feiertag, islamischer Verein oder islamische Länder.

Weiterführende Begriffe: Islamfeindlichkeit, Islamismus, Islamist, politischer Islam, Islamkritik

Islamischer Staat (IS)

ist die derzeit gängige Bezeichnung für eine seit 2003 aktive dschihadistisch-salafistische Terrororganisation. Zuvor nannte sie sich ISI (Islamischer Staat im Irak), änderte ihren Namen 2013 in »al-Dawlah al-Islamiyah fi al-Iraq wa al-Sham« (arabisch: Islamischer Staat im Irak und der Levante1), dessen Abkürzung ISIL von der US-amerikanischen und der britischen Regierung verwendet wird. Die im Deutschen auch gebräuchliche Bezeichnung ISIS (Islamischer Staat in Irak und Syrien bzw. Großsyrien) vernachlässigt, dass der Machtanspruch der Gruppe über die beiden Länder hinausreicht. 2014 änderte die terroristische Organisation sich namentlich erneut um in IS (Islamischer Staat), um Staatsgrenzen für bedeutungslos zu erklären. Manche Politiker*innen benutzen offiziell die Bezeichnung Daesh (Frankreich) oder DEAS/DAES (Türkei), die sich aus den arabischen Initialen der Gruppe zusammensetzten. Die Terrorist*innen selbst lehnen diese Namen ab, weil sie im Arabischen negative Bedeutungen haben.
Weiterführende Begriffe: Boko Haram, Dschihad, Pop-DschihadismusRadikaler Islam / radikale Muslime

Islamisierung

ist ursprünglich ein historischer Begriff (analog zur Christianisierung). Re-Islamisierung ist der Fachbegriff für eine wachsende Bedeutung islamischer Religionen in der heutigen Zeit. Als politisches Schlagwort verwendet, wird »Islamisierung« mit Radikalisierung assoziiert. Dabei wird Muslim*innen unterstellt, den Islam generell radikal auszulegen oder extremistisch zu agieren. Nicht nur in rechtspopulistischen Kreisen ist der Begriff verbreitet, um vor einer vermeintlichen Überfremdung durch den Islam und seinen (mutmaßlichen) Anhänger*innen zu warnen. Der alarmistische Begriff sollte in der Berichterstattung nicht unreflektiert benutzt werden. Auf Deutschland bezogen wäre eine solche Gefahr durch die rund 6%1 2Muslim*innen, die hier leben, vollkommen unrealistisch.
Weiterführende Begriffe: antimuslimischer Rassismus, IslamfeindlichkeitIslamismusRadikaler Islam, radikale MuslimeSalafismus, Salafisten

Islamismus, Islamist, politischer Islam

Islam und Islamismus sind nicht dasselbe. Islamismus meint zunächst die Verknüpfung von Islam und Politik, also den sogenannten politischen Islam. Islamismus ist daher nicht gleichzusetzen mit Terrorismus. Islamist*in zu sein bedeutet, islamistischer Gesinnung zu sein – das allein ist nicht verboten, sondern nur in Verbindung mit strafbaren Handlungen nicht erlaubt.
Weiterführende Begriffe: Dschihadismus, DschihadistFundamentalistIslamisierung, mutmaßlicher IslamistPop-Dschihadismus, Radikaler Islam, radikale MuslimeSalafismus, Salafisten 

Islamkritik

beschreibt die theologische, ethische oder politische Kritik am Islam und kann eine Form der Religionskritik sein. In öffentlichen Debatten werden jedoch oft auch antimuslimische oder islamfeindliche Äußerungen als Islamkritik bezeichnet, die weniger auf Fakten als auf Ressentiments beruhen und sich pauschal gegen Muslim*innen richten.
Weiterführende Begriffe: ||Antimuslimischer RassismusIslamfeindlichkeitIslamophobieIslamophobie, Überfremdung

Islamophobie

entspricht nicht der wörtlichen Übersetzung »Islam-Angst«, sondern ist der wissenschaftliche Begriff für die generelle Ablehnung des Islam und von tatsächlichen oder mutmaßlichen Muslim*innen. Daneben beschreibt Islamophobie auch die stereotypisierende Darstellung von Muslim*innen (u. a. auf islamfeindlichen Blogs) sowie diskriminierendes Verhalten gegenüber muslimischen Menschen bzw. solchen, die dafür gehalten werden. Gute Alternativen sind Islamfeindlichkeit und antimuslimischer Rassismus.
Weiterführende Begriffe: Antimuslimischer RassismusIslamisierungIslamkritik, Islamfeindlichkeit, Islamophobie, Überfremdung, Ideologien der Ungleichwertigkeit

Israelbezogener Antisemitismus

bezeichnet antisemitische Handlungen oder Äußerungen gegenüber oder in Bezug auf Israel, dessen Politik oder Bürger*innen; wenn z.B. dem Staat Israel unterstellt wird, als heimlicher Drahtzieher der Weltpolitik zu agieren oder, wie im sekundären Antisemitismus, die israelische Politik gegenüber Palästina mit der des Nationalsozialismus gleichgesetzt wird. Diese Form antisemitischer Gesinnung findet sich sowohl bei linken und rechten Gruppierungen wieder, bei Menschen mit und ohne Migrationshintergrund.
Weiterführende Begriffe: Antisemitismus, Antizionismus, Israelkritik

Israelkritik

Mitunter werden Äußerungen in öffentlichen Debatten als Israelkritik bezeichnet, die weniger auf Fakten als auf antisemitischen Ressentiments beruhen und die sich pauschal gegen den israelischen Staat und dessen Bürger*innen richten. Generell sollten Aspekte oder Akteur*innen, die im Zusammenhang mit israelischer Politik kritisiert werden, in der Berichterstattung konkret benannt werden. Wenn z.B. wegen der Verfolgung des jüdischen Volks höhere moralische Maßstäbe an die Politik Israels angelegt werden als an andere Länder, handelt es sich um israelbezogenen Antisemitismus, nicht um differenzierte Kritik.
Weiterführende Begriffe: Antisemitismus, Antizionismus, Islamkritik

Juden*Jüdinnen

sind dem rabbinischen Religionsgesetz nach alle, deren Mutter Jüdin ist. Weil es immer mehr gemischtkonfessionelle Ehen gibt, gilt z. B. bei progressiven Strömungen in den USA auch als jüdisch, wer einen jüdischen Vater hat und jüdisch erzogen wird. Ebenso ist es möglich, zum jüdischen Glauben zu konvertieren. Wer von Geburt an jüdisch ist, ist nicht automatisch religiös; viele Juden*Jüdinnen sind nicht gläubig, sehen sich aber als Teil der jüdischen Gemeinschaft – teilweise benennen sie das Judentum als ihre kulturelle Identität statt als ihre Religion. Einige gläubige Juden*Jüdinnen bezeichnen sich als Volk Israel. Es ist aber ein Irrtum, Juden*Jüdinnen, die in vielen Teilen der Welt leben, mit Israel*innen, also den Bürger*innen des multiethnischen Staates Israel, gleichzusetzen.

Weiterführende Begriffe: Aschkenasim, Sephardim

Kabbala

ist eine mystische Tradition im Judentum, bei der spirituelle Erlebnisse im Mittelpunkt stehen. Verschiedene kabbalistische Schulen sind weltweit seit dem 13. Jh. entstanden. Heute werden kabbalistische Konzepte vor allem in chassidischen Gemeinden in den USA und Israel, aber auch in nicht-jüdischen Kreisen fortgeführt. So wurde in den 1970ern das Kabbalah Center in den USA gegründet, das durch Prominente wie Madonna bekannt wurde.

Weiterführende Begriffe: Juden*Jüdinnen

Kanak*in

(polynesisch »Kanaka« = Mensch) ist ein Schimpfwort, wird jedoch manchmal (mit sarkastischem Unterton) als Selbstzuschreibung verwendet. Wenn Protagonist*innen sie für sich selbst verwenden, kann die Selbstbezeichnung in Medienberichten übernommen werden, sollte aber als solche erkennbar sein.
Weiterführende Begriffe: AusländerEinwanderer und ihre Nachkommen, Menschen aus Einwandererfamilien, Menschen mit Migrationshintergrund, Migranten

Kartoffel

ist ein ironischer, umgangssprachlicher Begriff für Deutsche ohne Migrationshintergrund und ist aus der Annahme entstanden, in Deutschland würden besonders viele Kartoffeln verzehrt, was nur bedingt stimmt. Populär wurde »Kartoffel« als Zuschreibung in der Jugendsprache und Popkultur seit den frühen 00er Jahren. Mittlerweile haben sich den Begriff vor allem deutsche Rapper als ironische Selbstbezeichnung angeeignet. Kartoffel hat keinen historisch aufgeladenen Kontext und ist im öffentlichen Diskurs meist humorvoll konnotiert. Trotzdem wird der Begriff von manchen als Beleidigung abgelehnt.

Weiterführende Begriffe: Deutschenfeindlichkeit, Rassismus, wir,  weiß, Kartoffel-Rassismus, Biodeutsche, Deutsche

Kartoffel-Rassismus

ist ein Begriff, den die BILD-Zeitung 2021 nach einer Kontroverse um den Begriff »Süßkartoffel« prägte. Er impliziert, das Wort Kartoffel sei ein Ausdruck von Rassismus gegen weiße Deutsche, ähnlich wie Deutschenfeindlichkeit. Tatsächlich kann »Kartoffel« durchaus als Beleidigung verwendet und empfunden werden, dennoch ist der Begriff nicht rassistisch. Er hat keinen Bezug zu strukturell verankerter Benachteiligung und weist nicht auf eine historisch gewachsene, diskriminierend verwendete Eigenschaft hin. Weiße Menschen wurden zu keiner Zeit unterdrückt, weil sie weiß sind.

Weiterführende Begriffe:Biodeutsche, Wir

Kaschrut

beschreibt die jüdischen Speisegesetze. In ihnen ist festgelegt, welche Lebensmittel erlaubt (koscher) und welche verboten (»treif«/ »trefe«/ »treife«) sind.
Weiterführende Begriffe: Halal und Haram

Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache

(»ndH«) ist ein abstrakter Fachbegriff, der vor allem im Bildungsbereich für Schüler*innen verwendet wird. Er ist der Versuch, bestimmte Förderbedürfnisse zu benennen, ohne Kinder einer Herkunftsgruppe zuzuordnen. Leider verbirgt sich dahinter ein defizitorientierter Blick: In der Schuleingangsuntersuchung wird allein der Frage nachgegangen, ob das Kind als erste Sprache Deutsch gelernt hat. Genauso geeignet und weniger abstrakt: Mehrsprachige Kinder oder Kinder mit internationaler Geschichte.
Weiterführende Begriffe: Einwanderer und ihre NachkommenMenschen aus Einwandererfamilien

Kippa / Kippah

bezeichnet die Kopfbedeckung, die insbesondere während des Gebets und Studiums der Heiligen Schriften von männlichen Juden getragen wird, in liberalen Gemeinden manchmal auch von Frauen. Manche tragen die Kippa auch im Alltag als öffentliches Bekenntnis zum Judentum oder aus Demut und Ehrfurcht vor Gott.

Weiterführende Begriffe:

Kolonialismus

(lat. für Niederlassung, Ansiedelung) beschreibt, dass europäische Kolonialmächte seit dem 15. Jh. Territorien anderer Kontinente eingenommen und eine Kolonialherrschaft errichtet haben. Viele Regionen und ihre Bewohner*innen wurden in Besitz genommen, ausgebeutet und verdrängt. Die kolonialisierte Bevölkerung in Afrika, Asien oder den Amerikas wurde unterdrückt, versklavt oder getötet. Legitimiert wurde dies mit pseudo-wissenschaftlichen Rassentheorien und dem Glauben an die eigene kulturelle Überlegenheit. Eine einheitliche Definition von Kolonialismus ist ungenau, weil die Kolonialmächte unterschiedlich herrschten. Konkreter lassen sich beispielsweise der deutsche oder französische Kolonialismus fassen. Der Begriff Kolonialismus beschreibt außerdem historisch das Zeitalter des Kolonialismus, das mit Christoph Kolumbus 1492 begann und bis ins 20. Jh. reichte. Ab den 1950er Jahren setzte die sogenannte Dekolonialisierung ein, in der die kolonialisierten Nationen ihre Unabhängigkeit erkämpften. Kritiker*innen sprechen jedoch von einem bis heute wirksamen Neokolonialismus.

Weiterführende Begriffe:Afrika, Indigene, Anti-Schwarzer Rassismus, Exotismus

Königsteiner Schlüssel

ist ein Verteilungsschlüssel, der die Aufteilung von Flüchtlingen in die Bundesländer regelt. Mit ihm wird jährlich neu festgelegt, wie viele Schutzsuchende ein Bundesland aufnimmt. Die Verteilung richtet sich nach den Steuereinnahmen (2/3 Anteil bei der Bewertung) und der Bevölkerungszahl (1/3 Anteil bei der Bewertung).

Weiterführende Begriffe: Asyl, Geschützte Personen

Konservatives Judentum

ist eine in den USA entstandene Bewegung, deren Ursprünge allerdings in Deutschland liegen. In den Vereinigten Staaten bildet das konservative Judentum, neben dem liberalen Judentum, heute die größte Gruppe. Konservative Juden*Jüdinnen legen mehr Wert auf Traditionen als liberale, sie passen die Religionsgesetze jedoch auch zeitgemäß an. Ähnlich wie im orthodoxen Judentum werden Gesetze wie bspw. die Speisevorschriften eingehalten, sie werden aber weniger streng ausgelegt. Zudem können Frauen im religiösen Ritus des konservativen Judentums – je nach Gemeinde – mehr Rechte haben als in der Orthodoxie. Die Begriffe »konservativ«, »liberal« oder »orthodox« dürfen also keineswegs mit politischen Richtungsbezeichnungen verwechselt werden.

Weiterführende Begriffe: Juden*Jüdinnen

Kontingentflüchtlinge

sind Geflüchtete aus Krisenregionen, die im Rahmen nationaler oder internationaler Hilfsaktionen staatlich aufgenommen werden. Kontingentflüchtlinge durchlaufen nicht das Asylverfahren und erhalten vorübergehend Schutz in Deutschland. Als Kontingentflüchtlinge wurden zum Beispiel auch jüdische Emigrant*innen aus der ehemaligen UdSSR bezeichnet. Oft wird heutzutage von Flüchtlingen gesprochen, die in festgelegter Anzahl aus humanitären Gründen aufgenommen werden (das galt z.B. für Menschen aus Syrien).
Weiterführende Begriffe: AbschiebungsverbotAsyl- und FlüchtlingsschutzFlüchtlingeGeschützte PersonenSubsidiärer Schutz, Prinzip der Nicht-Zurückweisung

Kopftuch

kann im Gegensatz zum eher eng anliegenden Hijab auch ein locker um den Kopf geschlungenes Tuch sein. Je nach Auslegung des Korans, politischer Lage und persönlicher Einstellung, ist es Musliminnen freigestellt, sich zu verhüllen, oder es gibt eine Pflicht, die Haare zu verdecken. Laut einer Umfrage unter Musliminnen in Deutschland trägt von den stark Gläubigen unter ihnen jede Zweite nie ein Kopftuch.1 In Ländern wie Iran, Saudi-Arabien oder den Vereinigten Arabischen Emiraten sind Frauen gesetztlich verpflichtet, sich zu bedecken, wenn sie von nicht verwandten Männern gesehen werden könnten.
Weiterführende Begriffe: BurkaKopftuchträgerin, NiqabSäkulare MuslimeTschador

Kopftuchträgerin

wird oft synonym für praktizierende Musliminnen verwendet. Grundsätzlich ist die Reduzierung einer Person auf ein äußeres Merkmal problematisch, vor allem bei den mitunter abfällig gemeinten Begriffen »Kopftuchfrau« oder »Kopftuchmädchen«. Diese Zuschreibungen sagen wenig über die vielfältigen Gründe, Weltanschauungen, Auslegungen und Glaubenspraktiken von Musliminnen aus.
Weiterführende Begriffe: Burka, Hijab/Hidschab, Kopftuch, Niqab, Säkulare MuslimeTschador

Koran/Qur’an

(arab. Lesung, Rezitation) ist die Heilige Schrift des Islams. Er ist in Reimprosa abgefasst und enthält gemäß dem Glauben von Muslim*innen die wörtliche Offenbarung Gottes, die an den Propheten Mohammed, durch den Engel Gabriel herabgesandt wurde. Der Koran ist die wichtigste Quelle für islamische Theologie und islamisches Recht, sowie Ethik und Glaubenspraxis. Dennoch umfasst er nicht alle Belange und Fragestellungen von Muslim*innen. Eine weitere bedeutende Quelle ist die Sunna (überlieferte Norm) des Propheten, in der mündlich überlieferte Aussprüche und Taten Mohammeds in den Hadith / pl. Ahadith festgehalten wurden.

Weiterführende Begriffe:Imam*in, Thora / Tora / Torah, Islamisch, Fatwa

Koscher

(hebr. rein, geeignet) ist alles, das religiösen jüdischen Gesetzen entsprechend hergestellt oder zubereitet wurde. Welche Speisen koscher sind bzw. trefe, also nicht koscher, wird durch die Kaschrut-Vorschriften bestimmt. Teilweise gelten die Regeln auch für Materialien, wie Stoffe oder Geschirr (Halal und Haram im Kapitel »Musliminnen und Muslime«).

Weiterführende Begriffe:Juden*Jüdinnen

Kulturbereicherer

ist zynisch gemeint und stammt aus der rechtsextremen Szene. Der Begriff bezeichnet männliche Geflüchtete. Er soll die radikale Ablehnung von Menschen mit internationaler Geschichte ausdrücken und ist die zynische Auslegung eines Zitats von Sigmar Gabriel (SPD), der 2015 von einer kulturellen Bereicherung durch Geflüchtete sprach.

Weiterführende Begriffe: Überfremdung, Xenophobie

Kulturelle Aneignung

(engl. Cultural Appropriation) beschreibt die Kritik an weißen Menschen, die kulturelle Errungenschaften von rassistisch diskriminierten Gruppen kopieren oder sich zu eigen machen, ohne selbst dafür diskriminiert zu werden. So sind etwa Dreadlocks ein Symbol der antikolonialen Religion der Rastafari-Bewegung, wenn Weiße sie aber aus modischen Gründen tragen, gilt das als kulturelle Aneignung.

Weiterführende Begriffe: Afrohaare, Anti-Schwarzer Rassismus, Blackfishing, Rassismus

Kulturkreis

stammt aus der Völkerkunde (19. Jh.) und war eine rassistische Vorstellung homogener Ethnien, die in sich abgeschlossen in bestimmten Regionen leben (siehe auch Ethnopluralismus). Diese Lehre ist längst widerlegt. In einer globalisierten Welt kann von geschlossenen Kulturkreisen nicht ausgegangen werden. Anstatt bspw. von einem unbestimmten »islamischen Kulturkreis« zu sprechen, bietet es sich an, präziser zu formulieren und stattdessen z. B. Muslim*innen arabischer Länder zu benennen.1
Weiterführende Begriffe: Heimat

Kulturmuslim*innen

beschreibt Muslim*innen, die den Islam zwar nicht praktizieren, sich aber einer islamischen Kultur zugehörig fühlen. Der Begriff taucht in der Berichterstattung meist als Selbstbezeichnung auf.
Weiterführende Begriffe: Euro-Muslime, Liberale Muslime, Neo-Muslime, Pop-Muslime, Säkulare Muslime

Latinx

(sprich: La-tí-nex) ist eine Selbstbezeichnung von Menschen lateinamerikanischer Herkunft. Der Begriff hat sich als inklusive und geschlechtergerechte Alternative für Latino / Latina im englischsprachigen Raum entwickelt.

Weiterführende Begriffe:Afrodeutsche, People of Color, Asiatische Deutsche

Leitkultur

wurde als Begriff vom Göttinger Politologen Bassam Tibi geprägt, dem zufolge sich Menschen mit Migrationshintergrund in heterogenen Einwanderungsgesellschaften den herrschenden kulturellen Normen anzupassen hätten, ohne die eigene Kultur aufgeben zu müssen. Der Begriff wurde 2000 vom damaligen CDU-Generalsekretär Friedrich Merz übernommen, der bemängelte, es gebe keine deutsche Leitkultur mehr. Dabei ging es nicht um gemeinsame Werte, sondern um einen Katalog dessen, was Eingewanderte sich zu eigen machen sollten, wollten sie in Deutschland leben. Der Begriff wird im Zuge der Asyldebatte als Schlagwort in der bürgerlichen Mitte benutzt, kursiert aber auch unter Rechtsradikalen und -extremen.
Weiterführende Begriffe: Christlich-jüdisch, Kulturkreis, Integration, Integrationsverweigerer, Überfremdung

Liberale Muslim*innen

wurde 2010 durch die Gründung des Liberal-Islamischen Bunds (LIB)1 als Begriff etabliert und ist die Selbstbezeichnung einer Gruppe von Muslim*innen, die zeitgemäße Zugänge zum Koran proklamieren und eine pluralistisch-freiheitliche Auffassung des Islam vertreten. Der LIB grenzt sich bewusst von den Säkularmuslim*innen und den islamischen Verbänden (wie Ditib, Zentralrat der Muslime usw.) ab.
Weiterführende Begriffe: Kulturmuslime, Muslime, Neo-Muslime, Euro-Muslime, Pop-Muslime

Liberales Judentum

bezeichnet eine Strömung, die im 19. Jh. in Deutschland in Abgrenzung zur Orthodoxie entstand. Im Gegensatz zum orthodoxen Judentum sind die Geschlechter im liberalen Judentum meistens in allen religiösen Angelegenheiten gleichberechtigt: Dies umfasst in vielen Gemeinden auch die Ordination von Frauen zu Rabbinerinnen bzw. Rabba. Durch Auswanderung gelangten die Kernideen des liberalen Judentums im 19. Jh. in die USA, wo sie als Reformjudentum eine andere Entwicklung nahmen als in Deutschland. In Israel ist die liberale jüdische Gemeinde recht klein. Auch in Deutschland verstehen sich die meisten Gemeinden als orthodox, in jüngster Zeit entstehen allerdings auch hier wieder mehr liberale Gemeinden. Das liberale Judentum wird in Europa auch progressives Judentum genannt.
Weiterführende Begriffe: Konservatives Judentum, Neo-Orthodoxie, Ultraorthodoxie

Light-skinned

beschreibt eine Schwarze Person mit vergleichsweise hellem Hautton. Light-skinned Schwarze Menschen sind im Gegensatz zu dark-skinned Personen strukturell weniger stark benachteiligt. Sie profitieren von Colorism, trotzdem können auch sie Rassismus erleben.

Weiterführende Begriffe:Hautfarbe, Mixed, Anti-Schwarzer Rassismus

Lügenpresse

ist ein politisches Schlagwort zur Diffamierung der Medien. Ab den 2000er Jahren nutzten es vor allem Neonazis und Rechtsextreme, es wurde bei Pegida-Demos häufig skandiert, heute hetzen auch rechtsradikale und -extreme Politiker*innen mit diesem oder ähnlichen Begriffen gegen journalistische Medien. Dahinter steht die Verschwörungstheorie, dass in den Medien, vermeintlich planmäßig und gesteuert, Desinformation betrieben würde. Entsprechend werden verächtlich gemeinte Chiffren, wie Staatsfunk, »System-« oder »Mainstream-Medien«, benutzt. »Lügenpresse« war 2014 das Unwort des Jahres.1
Weiterführende Begriffe: Grenze des Sagbaren, Meinungsdiktatur, Political Correctness, Sprachpolizei, Zensur

M-Wort

ist seit dem 17. Jh. eine Fremdbezeichnung für Schwarze Menschen und wurde zunächst mit dem Bild einer Person verbunden, die weiße Menschen bedient und aus Marokko oder Mauretanien stammt. Später tauchte das M-Wort als Bezeichnung für Schwarze Menschen auch in der Rassenlehre auf. Der Begriff hält eine rassistisch-romantisierte koloniale Erinnerungskultur am Leben, mit der Fantasie des Schwarzen Dieners als Eigentum von weißen Menschen. Er existiert heute noch in Namen von Apotheken oder Gaststätten, als Bild in Stadtwappen, auf Lebensmitteln, in Straßennamen, als Karnevalsverkleidung, im christlichen Krippenspiel und bei Sternsingern (vgl. Blackfacing). Das M-Wort sollte, wie das N-Wort nicht ausgeschrieben oder ausgesprochen werden. Mögliche Beschreibungen sind Schwarzer Mensch in dienender Haltung, Darstellung eines Schwarzen Dieners, rassistisch überzeichnete Figur einer Schwarzen Person.

Weiterführende Begriffe: N-Wort, Kolonialismus, Anti-Schwarzer Rassismus

Maghreb-Staaten

(arabisch: Westen, wörtlich: Ort, wo die Sonne untergeht) ist die zusammenfassende Bezeichnung für die drei nordafrikanischen Staaten Tunesien, Algerien und Marokko. Teilweise werden auch Libyen und Mauretanien dazugezählt. Im Mai 2016 wurden Tunesien, Algerien und Marokko per Bundestagsabstimmung zu sicheren Herkunftsländern erklärt, was die Abschiebung von Geflüchteten aus diesen Ländern erleichtert. Menschenrechtsorganisationen kritisieren, dass dies für keines der drei Länder zutrifft.

Weiterführende Begriffe: Afrika, BPOC, Muslim*innen, Antimuslimischer Rassismus

Mehrheitsgesellschaft

ist ein gängiger Begriff, der missverständlich ist. Eigentlich müsste es heißen: Mehrheitsbevölkerung, also die von gut 61 Millionen1 Deutschen ohne Migrationshintergrund. In einem faktischen Einwanderungsland funktionieren Bezeichnungen wie »die deutsche Gesellschaft« oder »die Gesellschaft in Deutschland« nicht als Synonym für Deutsche ohne Einwanderungsbezug.
Weiterführende Begriffe: AufnahmegesellschaftAutochthone DeutscheEinheimischeEinwanderungsgesellschaftWir

Meinungsdiktatur

herrscht in Deutschland zwar nicht (Art. 5 GG Meinungsfreiheit), in rechten Kreisen wird trotzdem oft behauptet, man könne seine Meinung nicht mehr äußern. Dahinter steckt meistens die Strategie, rassistische Aussagen zu relativieren und Fortschritte in Sachen sensibler Sprache zu diskreditieren.
Weiterführende Begriffe: Lügenpresse, Political Correctness, Sprachpolizei, Zensur

Menschen aus eingewanderten Familien

beschreibt keine statistische Größe, sondern das, worum es geht: um Menschen und ihre Familien, die eingewandert sind.
Weiterführende Begriffe: Einwanderer, Einwanderer und ihre Nachkommen,  Menschen mit internationaler GeschichteMenschen mit Migrationshintergrund

Menschen mit internationaler Geschichte

ist eine weitere Alternativformulierung, die im Workshop »Was heißt hier Migrationshintergrund?« beim Diversity-Day 2014 von Heidelberger*innen zusammen mit den NdM entwickelt wurde. Der Begriff berücksichtigt, dass nicht alle Menschen mit ihren Familien eingewandert sind. Er ist umgekehrt auch verwendbar für Standard-Deutsche, also Menschen ohne internationale Geschichte.
Weiterführende Begriffe: Einwanderer und ihre Nachkommen, Menschen aus Einwandererfamilien, Ausländer, Menschen mit MigrationshintergrundMigranten, Einwanderer, Zuwanderer

Menschen mit Migrationshintergrund

sind nach statistischer Definition
• in Deutschland lebende Ausländer*innen,
• eingebürgerte Deutsche,
• in Deutschland geborene Kinder mit deutschem Pass, bei denen sich der Migrationshintergrund von mindestens einem Elternteil ableitet,
• Spätaussiedler*innen und ihre Nachkommen.
Zunächst wurde »Personen mit Migrationshintergrund« in der Verwaltungs- und Wissenschaftssprache verwendet. Doch als durch Einbürgerungen und das neue Staatsangehörigkeitsrecht von 2000 der Begriff Ausländer*innen nicht mehr zutraf, um Eingewanderte und ihre Nachkommen zu beschreiben, ging die Formulierung auch in die Umgangssprache ein (siehe auch Einbürgerung und Doppelte Staatsbürgerschaft). Heute wird der Begriff oft als stigmatisierend empfunden, weil damit mittlerweile vor allem (muslimische) »Problemgruppen« assoziiert werden. Das Statistische Bundesamt erwägt 2022 eine neue Kategorie und Bezeichnung einzuführen. Weitere Alternativen: Menschen aus eingewanderten Familien oder Menschen mit internationaler Geschichte.

Weiterführende Begriffe: Eingewanderte und ihre NachkommenMigrationsvordergrund, Neue Deutsche, Neubürger, Ausländische Mitbürger, Deutsche ohne Migrationshintergrund

Menschenschmuggel

Viele Schutzsuchende sind auf Menschenschmuggler*innen angewiesen, wenn sie nach Europa gelangen wollen (andere Bezeichnungen sind Schlepper*innen oder Schleuser*innen). In der Debatte wird Menschenschmuggel oft fälschlicherweise mit Menschenhandel gleichgesetzt. Menschenhandel ist jedoch eine andere Straftat. Menschenhändler*innen verdienen nicht in erster Linie am Transport der Betroffenen, sondern an der anschließenden Ausbeutung.

Weiterführende Begriffe:Mixed,Hautfarbe, Weiß gelesen, Anti-Schwarzer-Rassismus

Messereinwanderung

ist ein propagandistischer Begriff, den die AfD-Bundestagsfraktion 2018 aufgebracht hat und der von einigen Boulevard-Medien (»Messer-Angst!«) aufgenommen wurde. Für die Behauptung, Gewalttaten von Migrant*innen mit Messern seien bundesweit stark angestiegen seien, gibt es keine seriösen statistischen Belege, u.a. weil Landesbehörden solche Straftaten auf sehr unterschiedliche Weise erfassen.
Weiterführende Begriffe: Ausländerkriminalität, Banden, Clan, Überfremdung

Migrant*innen

werden vom Statistischen Bundesamt als Menschen definiert, die nicht auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik, sondern im Ausland geboren sind. Rund die Hälfte davon sind Deutsche, die andere Hälfte hat eine ausländische Staatsangehörigkeit. Im Diskurs wird dieser Begriff häufig irrtümlich als Synonym für Menschen mit Migrationshintergrund verwendet. Rechtsradikale und Rechtsextreme nutzen den Begriff »Migranten« anstatt von Geflüchteten zu sprechen. Damit soll suggeriert werden, dass Schutzsuchende nicht nach Deutschland fliehen, sondern aufgrund einer angeblich freien Entscheidung nach Deutschland kommen, also migrieren.
Weiterführende Begriffe: Menschen aus Einwandererfamilien, Einwanderer und ihre Nachkommen, Ausländer, Flüchtlinge, Integration, Neue DeutscheEinwanderer, Zuwanderer

Migrationsvordergrund

eine meist augenzwinkernd gemeinte Selbstbezeichnung von Menschen, deren Migrationshintergrund sichtbar ist.
Weiterführende Begriffe: AllochthoneMenschen aus EinwandererfamilienEingewanderte und ihre Nachkommen, Migranten

Minderheitenrat

setzt sich für die Förderung und den Schutz der vier nationalen Minderheiten in Deutschland ein und vertritt ihre Interessen gegenüber der Bundesregierung. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma gehört ihm an. Der Minderheitenrat soll den Informationsfluss zwischen den vier Minderheiten abstimmen und fördern, aber auch gemeinsame Stellungnahmen zu aktuellen Schwerpunkthemen verfassen.
Weiterführende Begriffe: Minderheitensekretariat

Minderheitensekretariat

wurde 2005 für die Verbände der nationalen Minderheiten in Deutschland eingerichtet. Das Minderheitensekretariat unterstützt die Arbeit des Minderheitenrates inhaltlich und organisatorisch, als eine Verbindungsstelle zwischen den Verbänden der anerkannten Minderheiten und Bundestag, Bundesregierung und Bundesrat.

Weiterführende Begriffe: Wir, deutsche Sinti*zze und Rom*nja ,Bekenntnisfreiheit

Mischehe

beruht als Begriff auf der Rassentheorie und wurde vor allem im Zuge der »Rassenhygiene« zur Zeit des Nationalsozialismus verwendet. Gute Alternativen sind binationale oder ggf. interreligiöse Ehe.
Weiterführender Begriff: Mischling

Mischling

ist als Bezeichnung dem Tierreich entlehnt und beruht auf der Rassentheorie. Der Begriff sollte nicht auf Menschen übertragen werden. Ist die Information relevant, kann die Herkunft der Eltern konkret benannt werden. »Mischling« ist nicht gleichbedeutend mit mixed.
Weiterführende Begriffe: Bindestrich-Deutsche, Einwanderer und ihre Nachkommen, Schwarze, Wurzeln, griechische etc.

Misrachim

ist eine Fremdbezeichnung für nicht aschkenasische Juden*Jüdinnen, also auch für Sephardim, die vor allem von aschkenasischen Juden*Jüdinnen in Israel verwendet wird. Sie folgen dem sephardischen Judentum und bezeichnen sich selbst als Sephard*innen.

Weiterführende Begriffe:

Mixed

ist eine Selbstbezeichnung für Menschen, die weiße und Schwarze Eltern oder Großeltern haben. Der Begriff mixed beschreibt Personen, die von weißen Privilegien der Eltern oder eigenen light-skinned Privilegien profitieren können, beispielsweise der deutschen Staatsangehörigkeit. Es ist falsch, mixed mit Mischling zu übersetzen. Die Debatte um die Bezeichnung von Menschen mit weißen und Schwarzen Eltern ist in Deutschland allerdings noch im Gange.

Weiterführende Begriffe:Anti-Schwarzer Rassismus, Afrodeutsche, BPoC

Mohammedaner

ist ein veralteter Begriff und als Synonym für Muslim*innen unpassend, weil sie Mohammed nicht als Gott verehren. In der Regel findet der Begriff auf einschlägig islamfeindlichen Blogs Verwendung und ist abfällig gemeint.
Weiterführende Begriffe: Antimuslimischer RassismusIslamfeindlichkeitIslamkritik, Islamophobie

Mord im Namen einer vermeintlichen Ehre

sind reflektierte Alternativen für Ehrenmord, wenn man sich in der Berichterstattung vom Motiv der Täter*innen distanzieren will. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verwendet für solche Morde den politischen Begriff Femizide. Handelt es sich eindeutig um einen Mord im Namen einer vermeintlichen Ehre, kann man der Idee der Istanbuler Initiative »Kadın Cinayetlerini Durduracagız« folgen: Die Frauenrechtlerinnen plädieren für den Begriff Frauenmord als Synonym, da er die Betroffenen und die Tat in den Fokus rückt. Allerdings zählen zu den Opfern manchmal auch Männer, die am vermeintlichen »Ehrbruch« beteiligt waren oder nicht heterosexuell sind.
Weiterführende Begriffe: AusländerkriminalitätBlutrache, Clan, Parallelgesellschaft 

Moslem*in

ist eine etwas altmodisch klingende und daher seltener gebräuchliche Bezeichnung für Muslim*innen.

Weiterführende Begriffe: Antimuslimischer Rassismus, islamisch

Muslim*innen

sind Angehörige der islamischen Religionsgemeinschaft. Grundsätzlich gilt es zu hinterfragen, ob die Zuschreibung einer Religion in der Berichterstattung relevant und zutreffend ist. Beispiel: Warum wurde die Religionszugehörigkeit bei der »ersten muslimischen CDU-Bundestagsabgeordneten« Cemile Giousouf 2013 so stark thematisiert? Häufig wird Muslim*in auch als Synonym für Eingewanderte und ihre Nachkommen verwendet, was sachlich falsch ist: Nur ein Viertel aller Menschen aus eingewanderten Familien in Deutschland sind Muslim*innen und es gibt deutsche Muslim*innen ohne Migrationshintergrund.
Weiterführende Begriffe: Euro-Muslime, Kulturmuslime, Liberale Muslime, Neo-Muslime, Pop-Muslime, Säkulare Muslime, Kopftuch

Muslimisch

wird als als Adjektiv in Bezug auf Menschen verwendet z.B. muslimische Frau, muslimischer Schüler oder muslimische Bevölkerung, nicht aber muslimische Religion, sondern islamische. Richtig ist auch islamische Länder, nicht muslimische.
Weiterführende Begriffe: Islamisch

Mutmaßlicher Islamist

taucht in Medienberichten häufig auf und ist irreführend: Islamist*in zu sein ist nicht verboten, d. h. die Gesinnung ist nicht strafbar. Ungesetzlich sind dagegen islamistisch motivierte Gewalt und Propaganda für verbotene Organisationen wie den IS. Meist sind also nicht Islamist*innen gemeint, sondern Terrorverdächtige. Zutreffend könnte zum Beispiel sein: »Die Polizei nahm einen Terrorverdächtigen fest. Die Behörden vermuten, er habe aus islamistischen / religiös begründeten Motiven gehandelt.«
Weiterführende Begriffe: Dschihadismus, DschihadistFundamentalistIslamisierungPop-Dschihadismus, Radikaler Islam, radikale MuslimeSalafismus, Salafisten 

N-Wort

ist ein kolonial-rassistischer Begriff für Schwarze Menschen. Im Sprachgebrauch findet er sich noch als N.-Kuss, vor allem aber als Alltagsbeleidigung. In (Kinder-)Literatur kommt er beispielsweise als N-Sklave oder N-König vor, wie in (älteren) Auflagen von Astrid Lindgrens Büchern. Die Abkürzung N-Wort dient dazu, den rassistischen Begriff nicht zu reproduzieren. Der Begriff sollte nicht ausgesprochen oder ausgeschrieben werden, da er nie neutral gemeint war, sondern in Rassentheorien sowie der Versklavung Schwarzer Menschen verwurzelt ist und Schwarze entwürdigt. Auch in Zitaten sollte darauf verzichtet werden oder eine Triggerwarnung vorangestellt werden: »Wir zeigen ein Archiv-Stück, in dem rassistische Begriffe vorkommen. Sie können verletzend oder retraumatisierend sein«. Das N-Wort nicht auszuformulieren zeigt, dass die Bedürfnisse Betroffener im Publikum ernst genommen werden.

Weiterführende Begriffe:Kolonialismus, Anti-Schwarzer Rassismus, M-Wort

n. d. Z. / nach der Zeitrechnung / Zeitwende bzw. v. d. Z. / vor der Zeitrechnung / Zeitwende

ist eine Formulierung, die der Jahreszählung mit Bezug auf die Geburt Jesu Christi dient, ohne den christlichen Bezug auszudrücken. Diese Bezeichnung ist nicht nur im Judentum gebräuchlich, sondern war zum Beispiel auch in der DDR üblich.

Weiterführende Begriffe:Juden*Jüdinnen

Nationale Minderheit

beschreibt jene Gruppen der Bevölkerung, die in Deutschland durch Bund und Länder einen besonderen Schutz und eine spezifische Förderung erhalten. Neben den deutschen Sinti*zze und Rom*nja sind auch die Lausitzer Sorb*innen, die dänische Minderheit und die friesische Volksgruppe als nationale Minderheit anerkannt. Angehörige der nationalen Minderheiten sind deutsche Staatsangehörige, unterscheiden sich aber von der Mehrheitsbevölkerung durch eine eigene Sprache, Kultur, Geschichte und Identität, die sie bewahren. Im Gegensatz zu den anderen Gruppen leben die deutschen Sinti*zze und Rom*nja nicht in angestammten Siedlungsgebieten, sondern im ganzen Bundesgebiet.
Weiterführende Begriffe: Bekenntnisfreiheit, Minderheitenrat, Minderheitensekretariat

Nationalsozialistischer Genozid

Sintizze und Rom*nja waren während des Nationalsozialismus Verfolgung und Völkermord ausgesetzt. Auf Romanes gibt es dafür die Begriffe Porajmos oder Samudaripen (deutsch »das große Töten«). Der Tag der Erinnerung an die Opfer des nationalsozialistischen Genozids an den Rom*nja ist der 2. August. Mindestens 500.000 europäische Sinti*zze und Rom*nja wurden durch Nationalsozialist*innen oder mit ihnen verbündeten Regierungen und Bewegungen systematisch ermordet, was erst 1982 von der Bundesrepublik offiziell als Völkermord anerkannt wurde. Dieser wurde in der Geschichtsschreibung nach wie vor noch nicht vollständig aufgearbeitet.

Weiterführende Begriffe: Holocaust

Neo-Muslim*innen

beschreibt eine in Deutschland sozialisierte und selbstbewusste muslimische Generation, in die auch Konvertit*innen inbegriffen sind. Nach Eren Güvercin beziehen sich »Neo-Moslems« auf die fünf Säulen des Islam (Glaubensbekenntnis, Fasten, tägliches Gebet, Pilgerfahrt nach Mekka, Abgabe an Bedürftige und Arme) und sind gesellschaftlich, kulturell oder politisch engagiert. Neo-Muslim*innen ist mehr ein spielerischer Begriff als eine feste Kategorie.
Weiterführende Begriffe: Euro-MuslimeKulturmuslimePop-Muslime, MuslimeSäkulare Muslime, Liberale Muslime

Neo-Orthodoxie

ist hauptsächlich in Westeuropa, vor allem in England, Frankreich und Deutschland, als eine Strömung der Orthodoxie verbreitet. Sie wurde im 19. Jh. in Frankfurt am Main gegründet. Wie beim orthodoxen Judentum entspringen ihre Grundideen dem traditionellen Judentum, allerdings findet eine Öffnung zur westlichen Kultur statt, indem z.B. am öffentlichen Leben teilgenommen wird.
Weiterführende Begriffe: Chassidismus, Konservatives Judentum, Liberales Judentum, Ultraorthodoxie

Neokolonialismus

bezeichnet fortwirkende oder neue Formen von Abhängigkeit und Ausbeutung nach dem Ende des formalen Kolonialismus. Demnach werden ehemals kolonisierte Gebiete heute mit neokolonialistischen Mitteln indirekt von ehemaligen Kolonialmächten beherrscht, u.a. durch finanzielle (z.B. durch Kredite), aber auch politische, technologische, militärische oder kulturelle Abhängigkeiten.

Weiterführende Begriffe:Afrika, Exotismus, Indigene, Anti-Schwarzer Rassismus

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