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Abschiebung

bezeichnet die unter Zwang erfolgende Ausreise von Ausländer*innen aus Deutschland. In vielen Fällen findet sie unter Anwendung von polizeilicher Gewalt sowie in Begleitung von Polizeibeamt*innen statt. Behörden verwenden dafür den Begriff »Rückführung«, der von Hilfsorganisationen für Geflüchtete als euphemistisch kritisiert wird.

Weiterführende Begriffe: Abschiebungsverbot, Asylbewerber, Ausweisung, Dublin-Verfahren, Flüchtlinge

Abschiebungsverbot

Wird kein Asyl und keine Eigenschaft als Flüchtling zuerkannt, kann für Asylsuchende ein sogenanntes zielstaatsbezogenes Abschiebungsverbot erteilt werden, wenn Gefahr für Leib, Leben und Freiheit nach einer Abschiebung besteht. So geschützte Personen erhalten den nationalen subsidiären Schutz, mit einer Aufenthaltserlaubnis in der Regel für ein Jahr, haben aber weniger Rechte als anerkannte Flüchtlinge sowie subsidiär Schutzberechtigte nach europäischem Recht.

Weiterführende Begriffe: Asyl- und Flüchtlingsschutz, BleiberechtDuldungGeflüchtetePrinzip der Nicht-Zurückweisung

Afrika

ist nach Asien der zweitgrößte Kontinent der Erde und entspricht mit einer Fläche von 30,2 Mio qm 22% der gesamten Landfläche der Erde. Es leben dort 1,3 Mrd. Menschen in 55 Nationen mit tausenden Sprachen und Kulturen. Trotzdem wird der Erdteil oft einem Land gleichgesetzt (»Rita kommt aus Deutschland, Kofi aus Afrika.«). Korrekter ist es, die gemeinten Länder (z. B. Ghana, Sudan, Algerien) oder Regionen (z. B. Nordafrika, Westafrika, südliches Afrika) zu nennen.

Weiterführende Begriffe: Afrodeutsche, BIPOC, Schwarz, Schwarze Diaspora, Anti-Schwarzer Rassismus, Armuts- oder Wirtschaftsflüchtlinge, Dritte Welt

Afrodeutsche

ist eine Selbstbezeichnung von Schwarzen Menschen in Deutschland, die sich Ende der 80er-Jahre entwickelt hat. Afrodeutsche haben nicht zwingend eine afrikanische Einwanderungsgeschichte. Unabhängig vom Geburtstort der Eltern oder Großeltern sind die Teil der Schwarzen Diaspora. Um deutlich zu machen, dass Afrika kein Land, sondern ein Kontinent ist, bezeichnen sich manche auch als Afroeuropäer*in.

Weiterführende Begriffe: RasseSchwarze, Weiße Deutsche

Afrohaare

Oberbegriff für Haare Schwarzer Menschen. Ihre Struktur variiert von kleinen, spiralförmigen Locken (»kinky«, »coily«) bis zu größer geformten Locken (»curly«). Afrohaare werden in verschiedenen Frisuren getragen (z. B. als Flechtfrisur, Dreadlocks oder toupiert als Afro) und können ein politisches Statement sein, siehe Black Hair Politics.

Weiterführende Begriffe: Afrika, Afrodeutsche, Black Hair Politics, Dreadlocks, Featurism, Texturism

Alevit*innen

sind eine eigenständige Religionsgemeinschaft, die ihren Glauben als Yol (mystischer Weg) bezeichnet. Das Alevitentum hat sich aus vorislamischen, schiitischen und mystischen Elementen in Anatolien entwickelt, sodass unterschiedliche Verständnisse darüber existieren. Zahlreiche Eingewanderte aus der Türkei sind bspw. Alevit*innen, darunter auch viele Kurd*innen.

Weiterführende Begriffe: KulturmuslimeMuslimeSchiiten

Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG)

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) schreibt in Deutschland das Recht darauf, nicht diskriminiert zu werden, fest1. Es wurde 2006 verabschiedet und bildet seitdem die juristische Grundlage, um sich gegen Diskriminierung zu verteidigen.

Weiterführende Begriffe: Intersektionalität, Marginalisierung, Mehrfachdiskriminierung, Rassismus, Zero Discrimination Day

Allochthone

(griech.) wird in den Sozialwissenschaften als Bezeichnung von Menschen oder Gruppen mit gebietsfremder Herkunft verwendet. In den Niederlanden wird der Begriff zur Beschreibung von Menschen verwendet, die selbst oder deren Eltern eingewandert sind. Allochthone ist das Gegenteil von Autochthone.

Weiterführende Begriffe: AusländerEinwanderer, Herkunftsdeutsche, Menschen mit Migrationshintergrund, Migranten, Neue DeutscheZuwanderer

Ally

(engl. Alliierte*r) ist im politischen und aktivistischen Sinn eine Person, die sich für die Interessen von diskriminierten Gruppen einsetzt, zu denen sie selbst nicht gehört. Gleichgesinnte weiße Verbündete können Allys sein – allerdings nur, wenn diejenigen, die unterstützt werden, sie als solche betrachten. Ein*e Ally ist von White Savior zu unterscheiden.

Weiterführende Begriffe: weiße Priviligien, Wir

AnkER-Zentrum

abgekürzt für Ankunft, Entscheidung und Rückführung. Geflüchtete müssen in diesen Lagern so lange wohnen, bis ihre Asylverfahren endgültig abgeschlossen sind. Danach sollen sie auf zugewiesene Wohnorte verteilt oder direkt abgeschoben werden können. Es wird kritisiert, dass Asylverfahren oft viele Monate lang dauern und die Menschen sich in dieser Zeit nicht frei bewegen können. Auch sei in diesen Einrichtungen keine unabhängige Verfahrens- und Rechtsberatung gewährleistet.

Weiterführende Begriffe: Geflüchtete, Asyl, Zuwander*innen, Vertriebene, Flüchtlinge

Anti-Schwarzer Rassismus

richtet sich spezifisch gegen Schwarze Menschen und entstand systematisch mit der Versklavung sowie der Ausbeutung des afrikanischen Kontinents und seiner Bewohner*innen. Um die brutale Kolonialisierung zu legitimieren, erklärten Europäer*innen, darunter auch Wissenschaftler*innen, Schwarze zu minderwertigen Menschen. Das geschah besonders anhand physischer Eigenschaften, zum Beispiel der Körperform oder von Afrohaaren. Anti-Schwarzer Rassismus führt aufgrund dieser Sichtbarkeit des Schwarzseins, insbesondere bei dark-skinned Personen, zu regelmäßigen psychischen und physischen Gewalterfahrungen im privaten und öffentlichen Raum.

Weiterführende Begriffe:Afrika, Kolonialismus, Schwarze Menschen, N-Wort, M-Wort, Blackfacing

Antijudaismus

ist kein Synonym für Antisemitismus, selbst, wenn die Motive sich teils überschneiden können. Antijudaismus steht vielmehr für die religiös begründete Ablehnung des jüdischen Glaubens und seiner Anhänger*innen und wird deshalb auch christlicher, historischer oder religiöser Antijudaismus genannt.
Weiterführende Begriffe: israelbezogener Antisemitismus, sekundärer Antisemitismus, Semiten

Antimuslimischer Rassismus

bezeichnet die Diskriminierung von Menschen, die aufgrund ihrer tatsächlichen oder auch bloß zugeschriebenen Religionszugehörigkeit als Muslim*innen wahrgenommen werden. Im Vergleich zu den Begriffen Islamophobie oder Islamfeindlichkeit verweist die Bezeichnung antimuslimischer Rassismus auf das tatsächliche Problem: eine rassistische Vorstellung von Muslim*innen als homogene Gruppe, der bestimmte (zumeist negative) Eigenschaften zugewiesen werden und die als fremd eingeordnet wird.
Weiterführende Begriffe: Ausländerhass, FremdenfeindlichkeitIslamkritik, Islamfeindlichkeit, Rassismus

Antiromaismus & Antisintiismus

beschreibt Rassismus gegen Rom*nja und Sinti*zze , ohne das Schimpfwort Z*** zu reproduzieren, und wird deshalb von einigen Betroffenen bevorzugt. Der Begriff ist allerdings in der Kritik, weil er aussagt, dass Menschen diskriminiert werden, weil sie Rom*nja sind. Ursächlich dafür sind aber rassistische Einstellungen der Mehrheitsbevölkerung.

Weiterführende Begriffe: Antiziganismus, Deutsche Rom*nja, Gadje/Gadsche, Gadje-Rassismus, Nationalsozialistischer Genozid

Antisemitismus

ist eine weit verbreitete Bezeichnung für Judenfeindschaft. Allgemein werden damit sämtliche Formen von Hass, feindlichen Einstellungen, Äußerungen, Handlungen und Vorurteilen beschrieben, die sich gegen Juden*Jüdinnen und alle richten, die als jüdisch wahrgenommen werden. Der Begriff wurde erstmalig im 19. Jh. öffentlich verwendet und löste mit rassistischen Motiven den religiös begründeten Antijudaismus ab; die damaligen Rassentheorien waren eine Grundlage der Nazi-Ideologie. Öffentliche antisemitische Hetze ist heute in Deutschland strafbar. Dazu gehört auch die Leugnung des Holocaust .

Weiterführende Begriffe: sekundärer Antisemitismus, israelbezogener Antisemitismus, Israelkritik

Antislawischer Rassismus

bezeichnet die strukturelle Diskriminierung von Menschen, die vermeintlich oder selbstgewählt zur sozial-konstruierten Gruppe der Slaw*innen gehören, z. B. Russlanddeutsche oder jüdische Kontingentflüchtlinge. Diese Diskriminierungsform kann sich auch pauschal gegen die Bevölkerung von Ländern wie Polen, Russland, Ukraine, Serbien, Bulgarien usw. richten oder gegen Menschen, denen die nationale oder ethnische Zugehörigkeit zu einem dieser Länder zugeschrieben wird. Im Nationalsozialismus diente der Antislawismus und die rassistische Zuordnung zu einer »slawischen Rasse« der Abwertung und Entmenschlichung sowie als Begründung für deutsche Kriegs- und Siedlungspolitik. Antislawischer Rassismus ging und geht auch deshalb häufig mit Antisemitismus, Antibolschewismus und Antikommunismus einher.

Weiterführende Begriffe: Nationalsozialistischer Genozid, ||Antiromaismus, Anti-Schwarzer Rassismus, Wir

Antiziganismus

ist der spezifische Rassismus gegen Rom*nja und Sinti*zze sowie Menschen, die als solche wahrgenommen werden. Jahrhundertealte und tief verankerte Stereotype führen bis heute zu Diffamierung, Ausgrenzung, Entrechtung und Gewalt. Angehörige der Roma-Minderheiten sind auf individueller und institutioneller bzw. struktureller Ebene davon betroffen. Antiziganistische Klischees werden zum Teil romantisiert, dabei beruhen auch vermeintlich positive Vorurteile auf einer rassistischen Pauschalisierung, siehe dazu Philoziganismus. Der Begriff Antiziganismus ist etabliert, aber zum Teil umstritten, da er die rassistische Fremdbezeichnung Z*** reproduziert. Alternative Bezeichnungen sind Antiromaismus & Antisintiismus, Gadje-Rassismus oder Rassismus gegen Rom*nja und Sinti*zze.

Weiterführende Begriffe: Gadje-Rassismus, Antiromaismus , Ideologien der Ungleichwertigkeit, Philoziganismus, Rassismus

Antizionismus

richtet sich gegen die Ideologie des Zionismus und kann daher implizit als Ablehnung des Existenzrechts des Staates Israel verstanden werden. In diesem Fall kann man auch von antizionistischem Antisemitismus sprechen/schreiben. Gleichzeitig sind nicht alle, die die unterschiedlichen Ideen zionistischer Strömungen kritisieren, automatisch gegen die Existenz Israels. So gibt es im innerisraelischen Diskurs jüdischen Antizionismus, der nicht antisemitisch ist.
Weiterführende Begriffe: Antisemitismus israelbezogener Antisemitismus, Israelkritik, Zionismus

Armuts- oder Wirtschaftsflüchtlinge

sind abwertende Bezeichnungen, die aussagen sollen, dass Asylsuchende vor allem aus wirtschaftlicher Not fliehen und damit das Grundrecht auf Asyl ausnutzen würden. Besonders oft werden Menschen aus den Maghreb-Staaten sowie Rom*nja als vermeintliche Armutsflüchtlinge bezeichnet, die jedoch oft fliehen, weil sie starker Diskriminierung ausgesetzt sind. Wenn Menschen tatsächlich aus wirtschaftlichen Gründen einreisen, kann auch von Arbeitseinwanderung gesprochen werden.
Weiterführende Begriffe: Armutsflüchtlinge, AsylantenAsylantenschwemme

Armutszuwander*in

wird in der männlichen Form oft als abfällige Bezeichnung für Menschen aus Südosteuropa verwendet, teils auch als Synonym für Rom*nja, die im Zuge der EU-Freizügigkeit nach Deutschland kommen. Die große Mehrheit der Menschen, die aus den EU-Mitgliedsstaaten Bulgarien und Rumänien eingewandert sind, geht jedoch einer Arbeit nach oder studiert. Es handelt sich daher überwiegend um eine – für Deutschland profitable – Arbeitseinwanderung bzw. Arbeitszuwanderung. Bei »Armutsmigration« wird vor allem eine vermeintliche Einwanderung in die Sozialsysteme betont, die gesetzlich aber ausgeschlossen ist.
Weiterführende Begriffe: Armutsflüchtlinge, AsylmissbrauchFremdarbeiterRomaSintiWirtschaftsflüchtlingZuwanderer

Aschkenasim / Ashkenazim

sind ursprünglich nord-, mittel- und osteuropäische Juden*Jüdinnen mit gemeinsamer religiöser Tradition und Kultur. Der Begriff wurde im 9. Jh. von eingewanderten Juden*Jüdinnen für das deutschsprachige Gebiet geprägt und breitete sich von dort aus. Heute bilden Aschkenasim die größte Gruppe im Judentum.
Weiterführende Begriffe: Sephardim , Misrachim

Asiatische Deutsche

wird als politische Selbstbezeichnung von vielen asiatisch wahrgenommenen Menschen verwendet. Der Begriff bezieht sich explizit nicht auf bestimmte Länder, Kulturen oder geografische Grenzen. Es ist ein Sammelbegriff, mit dem sich eine Vielzahl Asiatischer Deutscher gemeinsam positioniert und solidarisiert, um gegen Rassismus und für gesellschaftliche Teilhabe einzutreten. Der verstärkte Antiasiatische Rassismus in Zeiten der Corona-Pandemie zeigt dabei lediglich eine Facette existierender Rassismen gegen
Asiatische Deutsche Menschen auf. Als politische Selbstbezeichnung wird der Begriff Asiatische Deutsche und das Adjektiv Asiatisch-Deutsch großgeschrieben.

Weiterführende Begriffe: BIPoC, Schwarze Deutsche, Antimuslimischer Rassismus, Migranten, Deutschtürken, Russlanddeutsche, Neue Deutsche

Asozial

existierte schon vor der NS-Zeit als abwertende Zuschreibung für Menschen am Rande der Gesellschaft. Während der Zeit des Nationalsozialismus bezeichnete der Begriff Menschen, die sich nicht in die nationalsozialistische Gemeinschaft einfügten und bildete somit die Grundlage für das NS-Regime, Menschen unterschiedlichster Gruppen aus willkürlichen Gründen zu deportieren.1 Erst 2020 wurden die Betroffenen als Opfer anerkannt und haben seitdem Anspruch auf Entschädigung.2 Heute wird der Begriff manchmal fälschlicherweise übernommen, ohne den nationalsozialistisch belasteten Hintergrund zu kennen. Er wird häufig als Ausdruck für unsoziales, unfreundliches oder boshaftes Verhalten auf individueller Ebene verwendet. Das Konzept wird weiter eingesetzt, um Menschen abzuwerten und sozial auszugrenzen, v. a. auf Basis klassistischer Kategorien wie Armut oder Arbeitslosigkeit.3

Asyl

Deutschland ist eines der wenigen Länder, in dem das Recht auf Asyl in der Verfassung festgeschrieben ist: »Politisch Verfolgte genießen Asylrecht«, heißt es in § 16a Grundgesetz. Doch dieses Recht wurde 1993, nach einer Welle rassistischer Gewalttaten, mit dem sogenannten »Asylkompromiss« stark eingeschränkt und ist weitgehend vom EU-Recht abgelöst. Lediglich ein bis zwei Prozent der Asylbewerber*innen erhalten in Deutschland Asyl nach dem Grundgesetz (»Asylberechtigte«), weil sie durch den Herkunftsstaat oder staatsähnliche Akteure verfolgt werden.1

Weiterführende Begriffe: Asylbewerber*innen, Asylsuchende, Bleiberecht, Duldung, Geschützte Personen, Abschiebung, Geflüchtete

Asyl und Flüchtlingsschutz

sind keine Synonyme, sondern unterschiedliche rechtliche Schutzformen. Einen Anspruch auf Asyl haben nur politisch verfolgte Geflüchtete in Deutschland, gemäß Art. 16a im Grundgesetz. Der Flüchtlingsschutz dagegen wird nach der Genfer Flüchtlingskonvention gewährt. Außerdem gibt es auch Abschiebungsverbote auf Grundlage der Antifolterkonvention der Vereinten Nationen, der Europäischen Menschenrechtskonvention und anderer internationaler Abkommen.
Weiterführende Begriffe: Asylbewerber, Asylsuchende, Bleiberecht, DuldungGeschützte Personen

Asylant*in

ist negativ konnotiert. Der Begriff wird (eher in der männlichen Form) häufig dann verwendet, wenn Geflüchtete als Bedrohung oder Belastung betrachtet werden und nicht als Schutzsuchende. Weitere Alternativen: Asylsuchende,exilierte Menschen, je nach Status auch Asylberechtigte, geschützte Personen uvm.
Weiterführende Begriffe: AsylmissbrauchAsylantenschwemme, Flüchtlingsstrom, Wirtschaftsflüchtling

Asylantenschwemme, Asylantenflut oder Asylantenstrom

sind Metaphern, die vor allem in den 1980er und 1990er Jahren verbreitet waren. Sie suggerieren, dass es notwendig sei, die Aufnahme von Geflüchteten zu verhindern – diese werden deshalb Naturkatastrophen gleichgesetzt. Wie die Parole »Das Boot ist voll« werden die oben genannten Begriffe als populistische Floskeln und emotional aufgeladene Angstmacherei kritisiert. Inzwischen werden oft die Varianten Flüchtlingsstrom oder »Flüchtlingswelle« gebraucht, die dieselben Assoziationen wecken. Ein neutrales Schlagwort wäre z. B. Fluchtmigration.
Weiterführende Begriffe: AsylbewerberAsylantenArmutszuwanderer

Asylbetrüger*in

Während »Scheinasylant« und »Asylschmarotzer« heutzutage vor allem Begrifflichkeiten der rechtsextremen Szene sind, findet sich die Bezeichnung »Asylbetrüger« teilweise auch in journalistischen Medien. So wurden bspw. Geflüchtete bezeichnet, die sich angeblich als Syrer*innen ausgeben würden, um ihre Chance auf Asyl zu erhöhen. Bundesinnenminister Thomas de Maizière behauptete im Oktober 2015, 30 Prozent aller Flüchtlinge, die sich als Syrer*innen ausgeben würden, seien gar keine.1 Für diese Zahl fehlte allerdings jeglicher Beleg.
Weiterführende Begriffe: Armutsflüchtlinge, Asylmissbrauch

Asylbewerber*innen

sind juristisch gesehen Personen, die einen Antrag auf Anerkennung als politisch Verfolgte gestellt haben, deren Verfahren beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge aber noch nicht abgeschlossen sind. Bis zum Antrag gilt man für die Behörden als »Asylbegehrender« oder Asylsuchende*r. Allerdings ist der Begriff »Asylbewerber« irreführend, weil ein Grundrecht auf Asyl besteht; Menschen bewerben sich nicht um Grundrechte, sie haben sie bereits. Alternative Begriffe: Geflüchtete oder Schutzsuchende.
Weiterführende Begriffe: AsylsuchendeAsyl- und FlüchtlingsschutzGeflüchtete

Asylkritiker*in / Asylgegner*in

wären im eigentlichen Wortsinn eher Kritiker*innen der Asylgesetzgebung, wie z.B. der Residenzpflicht für Geflüchtete. Tatsächlich sind »Asylkritiker*in« oder »-gegner*in« oft Euphemismen für diejenigen, die sich rechtsextrem, rechtsradikal oder rassistisch gegen Geflüchtete äußern. Die Begriffe werden häufig als Selbstbezeichnungen von Rechtsextremen, Rechtsradikalen oder Rechtspopulist*innen benutzt. Da das Recht auf Asyl im Grundgesetz niedergeschrieben ist, kann dessen vollkommene Ablehnung als verfassungsfeindlich eingestuft werden. In der Berichterstattung können Menschen mit rechtsextremen Positionen als Rechtsextreme bezeichnet werden. Die Nachrichtenagentur dpa verwendet die Begriffe Asylkritiker/Asylgegner seit Juli 2015 nicht mehr, weil sie beschönigend sind.

Weiterführende Begriffe: Asylbewerber*innen, Geschützte Personen, Abschiebung, Asyl und Flüchtlingsschutz, Bürgerlich

Asylmissbrauch

ist ein politisches Schlagwort, das seit den 1980er Jahren vor allem dann verwendet wird, wenn es um eine Einschränkung des Asylrechts geht, ähnlich wie die Begriffe »Asyltourismus« oder »Sozialtourismus«. Gleichzeitig handelt es sich um einen Kampfbegriff von Rechtsradikalen oder Rechtsextremen, die das Recht auf Asyl an sich infrage stellen wollen. Bereits 2001 wird im Zuwanderungsbericht des Bundesinnenministeriums gefordert, den Begriff nur im Zusammenhang mit Einzelfällen zu verwenden. Ein Recht einzufordern bzw. zu beantragen, ist kein Missbrauch, selbst wenn das Begehren erfolglos bleibt. Missbräuchlich ist erst der Betrugsversuch.
Weiterführende Begriffe: Asylbetrüger*in, Asylkritiker/Asylgegner, ArmutszuwandererAsylantenschwemmeAusländerkriminalität, Schlepper*innen/Schleuser*innenWirtschaftsflüchtling

Asylsuchende

wird in der Öffentlichkeit oft synonym zum Begriff Flüchtlinge gebraucht. Im Sprachgebrauch des UNHCR ist ein*e Asylsuchende*r aber eine Person, die einen Antrag auf Anerkennung als politisch Verfolgte*r gestellt hat, den Status als Flüchtling oder Asylberechtigte*r aber noch nicht erhalten hat.
Weiterführende Begriffe: AsylbewerberAsyl- und FlüchtlingsschutzGeflüchtete

Aufnahmegesellschaft

wird häufig als Synonym für Deutsche ohne Migrationshintergrund verwendet, wirkt dabei jedoch ausgrenzend, da Eingewanderte und ihre Nachkommen auch zu den Aufnehmenden gehören. Ein klärender Zusatz, wie multikulturelle oder plurale Aufnahmegesellschaft wäre sinnvoll, damit deutlich wird: Es sind die rund 83 Millionen1 Bürger*innen in Deutschland gemeint.
Weiterführende Begriffe: Autochthone Deutsche, BiodeutscheEinwanderungsgesellschaftHerkunftsdeutscheIntegrationMehrheitsgesellschaft

Ausländer*in

bezeichnet Einwohner*innen ohne deutsche Staatsbürgerschaft. Als Synonym für Einwander*innen ist er dagegen falsch, da die meisten Eingewanderten und ihre Nachkommen keine Ausländer*innen mehr sind, sondern Deutsche.  Grundsätzlich verortet »Ausländer*innen« Menschen im Ausland und klingt nicht nach jemandem, der*die den Lebensmittelpunkt in Deutschland hat.

Weiterführende Begriffe: AllochthoneMenschen aus eingewanderten Familien, Einwanderer und ihre NachkommenMenschen mit internationaler GeschichteMenschen mit MigrationshintergrundNeue Deutsche, Zuwander*innen

Ausländer*innen mit deutschem Pass

taucht –  kaum in gegenderter Form, aber als »Ausländer mit deutschem Pass« – erstaunlicherweise immer wieder auf, ist sachlich falsch und als diskriminierender Widerspruch zu sehen. Vermutlich sind damit Deutsche mit internationaler Geschichte, also mit eigener Einwanderungserfahrung oder Migrationshintergrund gemeint.

Weiterführende Begriffe: Einwander*innenEinwanderer und ihre Nachkommen, Menschen aus eingewanderten Familien, Menschen mit internationaler Geschichte, Migrant*innenNeue Deutsche, PassdeutscheZuwander*innen

Ausländerhass, Fremdenfeindlichkeit

sind als Synonyme für Rassismus und rassistische Tatmotive ungenau, da es selten um tatsächliche Fremde wie etwa Tourist*innen geht. Von der vermeintlichen »Ausländerfeindlichkeit« sind oft deutsche Staatsangehörige betroffen. Wer Angriffe auf BIPoC als »Fremdenfeindlichkeit« oder »Ausländerhass« bezeichnet, übernimmt die Sichtweise der rassistischen Täter*innen. Präziser ist es, die Straftaten und Motive als rassistisch, rassistisch motiviert, rechtsextrem, rechtsterroristisch oder neonazistisch zu bezeichnen (siehe Hassverbrechen, Hasskriminalität).
Weiterführende Begriffe: Ideologien der Ungleichwertigkeit, Extremismus, Rechtsextremismus, Neonazi Asylkritiker/Asylgegner, Antimuslimischer Rassismus, Islamfeindlichkeit, Islamophobie, Anti-Schwarzer Rassismus, Antislawischer RassismusAntisemitismus, Rasse, RechtspopulistXenophobie

Ausländerkriminalität

sollte nicht als eine Bezeichnung für alle Straftaten verwendet werden, die von Ausländer*innen begangen werden, sondern als Oberbegriff für Verstöße, die nur von Ausländer*innen begangen werden können, wie z. B. Visavergehen oder Verstöße gegen Asylgesetze. Alle anderen Straftaten können konkret benannt werden – es ist bei Delikten, die Ausländer*innen seltener begehen (z. B. Steuerflucht) auch nicht von »Deutschen-Kriminalität« die Rede.
Weiterführende Begriffe: AbschiebungBlutracheEhrenmord, Mord im Namen einer vermeintlichen Ehre, Parallelgesellschaft, Clan, Clan-Kriminalität, Banden

Ausländische*r Mitbürger*in

wird seit den 1970er Jahren als meistens wohlmeinende, jedoch widersprüchliche Bezeichnung für Menschen verwendet, die seit vielen Jahren hier leben und voraussichtlich bleiben werden. Soll die nicht-deutsche Staatsbürgerschaft betont werden, ist ausländische*r Bürger*in passender, da bei »Mit-Bürger*in« ein unnötiges »Othering« stattfindet, d.h. ein*e Mitbürger*in ist damit scheinbar anders als ein*e Bürger*in.
Weiterführende Begriffe: Allochthone, AusländerBindestrich-Deutsche, Deutsch-TürkenMenschen mit MigrationshintergrundMigrantenNeue Deutsche, Russlanddeutsche

Ausmerzen

ist ursprünglich ein Begriff aus der Landwirtschaft zur Sortierung von Zuchtschafen1. Das Wort und die Handlung wurden allerdings von den Nationalsozialist*innen vereinnahmt und in die menschenfeindliche Ideologie übertragen: unliebsame Personen, die nicht dem Bild des Nationalsozialismus entsprachen, wurden vernichtet2. Der Begriff sollte deshalb heute nicht mehr gebraucht werden. Mögliche Alternativen: entfernen, abbauen, abschaffen, tilgen, Fehler(haftes) korrigieren.

Aussiedler*innen / Spätaussiedler*innen

sind deutsche »Volkszugehörige« (jur. Bezeichnung, Bundesvertriebenengesetz) und mit etwa 2,8 Millionen Menschen eine der größten eingewanderten Gruppen in der Bundesrepublik 1. Laut Definition des Innenministeriums handelt es sich bei ihnen um »Personen deutscher Herkunft, die in Ost- und Südosteuropa sowie in der Sowjetunion unter den Folgen des Zweiten Weltkrieges gelitten haben“ und die „aufgrund ihrer deutschen Volkszugehörigkeit massiv verfolgt” wurden, auch “noch Jahrzehnte nach Kriegsende”2 (Quelle BAMF). In der Bundesrepublik können sie die »Statusdeutscheneigenschaft« bekommen, werden damit deutschen Staatsangehörigen gleichgestellt und sind keine Ausländer*innen.

Weiterführende Begriffe: Migrant*innenNeubürger*inNeue Deutsche, Russlanddeutsche, Vertriebene, Zuwanderer*innen

Ausweisung

ist ein Verwaltungsakt und betrifft Geflüchtete, deren Antrag auf Asyl rechtskräftig abgelehnt wurde oder Ausländer*innen, die Straftaten begangen haben oder die als Gefahr für die Sicherheit in Deutschland eingestuft werden. Menschen, die nach Erhalt des Ausweisungsbescheids nicht freiwillig gehen, droht die Abschiebung.

Weiterführende Begriffe: Asylsuchende, Asyl- und FlüchtlingsschutzAusländerkriminalitätIllegale Migrant*innen

Autochthone Deutsche

autochthon kommt aus dem Griechischen und bedeutet sinngemäß eingeboren, alteingesessen. Autochthone Deutsche könnte dazu dienen, Deutsche ohne Migrationshintergrund aktiv zu benennen, hat allerdings als kaum bekanntes Fremdwort wenig Aussicht, sich durchzusetzen.

Weiterführende Begriffe: Allochthone, BiodeutscheEinheimischeHerkunftsdeutscheStandarddeutscheWeiße Deutsche

Balkan

meint geografisch die Halbinsel Südosteuropas, zu der bspw. auch Griechenland gehört. Oft wird der Begriff in Zusammenhang mit Rom*nja gebracht, die in mehreren Ländern in Südosteuropa eine große ethnische Minderheit sind. Er ist dann negativ besetzt und wird recht ungenau als Synonym für Bulgarien und Rumänien benutzt. In der Berichterstattung wird der Begriff zudem häufig im Kontext mit Armutszuwander*innen und Asylmissbrauch verwendet.

Weiterführende Begriffe: Sinti*zze. Rom*nja, Wir

Banden

wird in der Kriminalitätsberichterstattung häufig als Schlagwort verwendet, um mit dem Zusatz »aus Südosteuropa« einen Hinweis auf Rom*nja zu implizieren. Der Begriff sollte aber nur verwendet werden, wenn er juristisch angebracht ist. So definiert der Bundesgerichtshof eine Bande als »Zusammenschluss von mindestens drei Personen, die sich mit dem Willen verbunden haben, künftig für eine gewisse Dauer mehrere selbständige, im Einzelnen noch ungewisse Diebes- oder Raubtaten zu begehen«.

Weiterführende Begriffe: Clan, Clan-Kriminalität, Ausländerkriminalität

Bekenntnisfreiheit

wird durch das Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten des Europarates garantiert. Sie besagt, dass alle Angehörigen einer nationalen Minderheit selbst wählen dürfen, ob sie sich dieser Minderheit zugehörig fühlen oder nicht. Dieses Bekenntnis ist frei, ein Nachweis der Gruppenzugehörigkeit darf also nicht verlangt werden. Sinti*zze und Rom*nja sind in Deutschland seit 1998 als nationale Minderheit anerkannt.

Weiterführende Begriffe: Minderheitenrat

Beschneidung, islamische

von Jungen (arab. Khitan), wird von vielen Muslim*innen als religiöse Pflicht angesehen und ist weitgehend etablierte Praxis. Sie wird im Laufe der Kindheit vor der Pubertät durchgeführt. Mit der Beschneidung werden Jungen rituell in der islamischen Gemeinschaft sozialisiert. In Deutschland ist die Beschneidung seit 2012 gesetzlich geregelt; laut § 1631d des BGB ist sie erlaubt, wenn sie »nach den Regeln der ärztlichen Kunst durchgeführt« wird.

Weiterführende Begriffe: Beschneidung, jüdische

Beschneidung, jüdische

von neugeborenen Jungen ist in der Thora vorgeschrieben und hat eine große Bedeutung im Judentum. Der hebräische Name dafür ist Brit Mila(h) (»Bund der Beschneidung«). Das Ritual dient der Aufnahme in die jüdische Gemeinschaft. In Deutschland ist die Beschneidung von jüdischen und muslimischen Jungen erst seit 2012 gesetzlich geregelt; laut §1631d des BGB ist sie erlaubt, wenn sie »nach den Regeln der ärztlichen Kunst durchgeführt« wird1.

Weiterführende Begriffe: Beschneidung, islamische

Besorgte Bürger*innen

ist 2014 im Zuge der ersten Pegida-Demonstrationen in Dresden als Euphemismus für Menschen mit islamfeindlichen Einstellungen aufgekommen. Es entstand eine Debatte, ob »besorgte Bürger« zu selten gehört würden. Deren »Sorgen« prägten, flankiert von Sarrazins Buch »Deutschland schafft sich ab«1, allerdings schon seit Jahren, den Diskurs. Die Ängste der Betroffenen davor, dass Rassismus in Deutschland allmählich salonfähig wird und reale Folgen für sie hat, waren in Politik und Medien weniger präsent. Entsprechend kann von den unterschiedlichen Sorgen aller Bürger*innen berichtet werden oder von den Einstellungen islamfeindlicher Bürger*innen bzw. von antimuslimischem Rassismus.

Weiterführende Begriffe: BIPoC, Antimuslimischer Rassismus, Deutsche, Einwanderungsgesellschaft, Wir

Bindestrich-Deutsche

wird manchmal als Selbstbezeichnung von Menschen mit internationaler Geschichte benutzt. Der Begriff spielt auf Bezeichnungen wie Deutsch-Türk*in an, benennt einerseits ein Zugehörigkeitsgefühl zu mehr als einer Kultur und spiegelt andererseits die Unterstellung wider, dass eingewanderte Menschen keine »echten« Deutschen seien.

Weiterführende Begriffe: Russlanddeutsche, Standard-Deutsche

Biodeutsche

wurde vor einigen Jahren von Menschen mit Einwanderungsgeschichte als Gegenentwurf mit scherzhaft-provokantem Unterton in die Debatte gebracht und wird inzwischen aus Mangel an Alternativen mitunter ernsthaft verwendet. Viele so Bezeichnete lehnen den Begriff ab, weil in ihm die Vorstellung von Genetik mitschwingt. Die Deutung als Kürzel für Biografisch-Deutsche ist inzwischen verloren gegangen.

Weiterführende Begriffe: Autochthone Deutsche, Deutsche ohne Migrationshintergrund, Einheimische, Standard-Deutsche, Weiße Deutsche 

BIPoC

BIPoC (Black, Indigenous and People of Color) ist eine Selbstbezeichnung von und für Menschen mit Rassismuserfahrungen. People of Color (Singular Person of Color) steht für Menschen, die nicht als weiß, deutsch und westlich wahrgenommen werden und sich selbst nicht so definieren. Black benennt Schwarze Menschen mit Rassismuserfahrungen explizit und schließt sie mit ein. Indigenous beschreibt eine ebenfalls heterogene Gruppe von Menschen, die sich v. a. durch die Merkmale Selbstzuschreibung, Ortsgebundenheit und Traditionsverbundenheit sowie koloniale Gewalterfahrungen verbinden. Bei den Begriffen Schwarz, weiß und PoC geht es um die Benennung von Rassismus und den Machtverhältnissen in einer mehrheitlich weißen Gesellschaft, nicht um Hautfarben. Der Begriff BIPoC hat sich als Selbstbezeichnung im rassismuskritischen Diskurs inzwischen etabliert, wird jedoch auch kritisiert, weil darin sehr heterogene Gruppen ohne Differenzierung vermengt werden.

Weiterführende Begriffe: Schwarze Menschen, Indigene, Einwanderungsgesellschaft, weiß, Wir

Black Hair Politics

ist ein Fachbegriff für die politische Bedeutung von Afrohaaren. Schwarze Menschen erfahren seit der Kolonialzeit aufgrund ihrer Afrohaare rassistische Diskriminierung – in Deutschland zum Beispiel auf dem Arbeitsmarkt. In den USA war das Tragen von Dreadlocks im Militär oder auf manchen Schulen verboten. Erst seit 2019 gibt es Gesetze gegen diese Verbote. Schwarze Menschen tragen ihre natürlichen Haare teilweise als politisches Statement und nehmen die damit einhergehende Diskriminierung in auf.

Weiterführende Begriffe: Texturism,Schwarze Menschen, Anti-Schwarzer Rassismus, Blackfishing, Kolonialismus

Black History Month

Der Black History Month ist im Februar und besteht aus einer Reihe von Aktionen, Veröffentlichungen und Veranstaltungen, um Schwarze Geschichte zu würdigen und Schwarzes Leben zu feiern1. Dabei geht es um Wissen, Gedenken und Empowerment. Ursprünglich Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA begonnen, wird der Black History Month seit den 1990er Jahren auch in Deutschland veranstaltet 2.

Weiterführende Begriffe: BIPoC, Schwarz

Black Lives Matter

Name einer Stiftung und Slogan einer globalen Schwarzen Widerstandsbewegung, die für das Leben und Überleben von Schwarzen Menschen kämpft1. Die Bewegung begann ursprünglich 2013 in den USA und setzt sich v. a. gegen rassistische (Polizei-)Gewalt an Schwarzen Menschen ein2. In der breiten Öffentlichkeit Deutschlands ist Black Lives Matter im Jahr 2020 nach dem Mord an George Floyd und den darauffolgenden Massenprotesten angekommen.

Weiterführende Begriffe: BIPoC, Schwarz

Blackfacing

ist eine rassistische und koloniale Bühnenpraxis, bei der meist weiße Darsteller*innen Karikaturen Schwarzer Menschen spielen. Das Konzept geht zurück auf US-amerikanische »Minstrel Shows« des 18. und 19. Jh. Dabei wurden Sprache, Tanz und Musik Schwarzer Menschen von Weißen mit angemaltem Gesicht und übertrieben dicken roten Lippen karikiert.1 In Deutschland gibt es erst seit wenigen Jahren eine öffentliche Debatte über Fälle von Blackfacing. Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) empfiehlt, dass Sternsinger beim Dreikönigssingen keine schwarze Schminke mehr benutzen sollten.2 In der Faschings- und Karnevalszeit ist Blackfacing jedoch nach wie vor üblich. Asiatische Menschen sehen sich durch Yellowfacing ähnlicher Diskriminierung ausgesetzt.

Weiterführende Begriffe: Schwarze Menschen, Anti-Schwarzer Rassismus, Blackfishing, Kolonialismus

Blackfishing

ist, wenn nicht-Schwarze Menschen sich optisch verändern, um als Schwarze wahrgenommen zu werden. Manche Frauen schminken sich etwa dunkle Haut, überzeichnen Lippen und Nase oder tragen ihre Haare wie Schwarze Menschen. Blackfishing ist eine Zusammensetzung aus dem Begriff »catfishing«, der beschreibt, dass eine Person auf Social Media eine andere Identität vortäuscht, und Blackfacing.

Weiterführende Begriffe: kulturelle Aneignung, Schwarze Menschen, Blackfacing, Anti-Schwarzer Rassismus, Kolonialismus

Bleibeperspektive

Der Begriff soll die Kategorisierung von Asylsuchenden in solche mit guter/günstiger Bleibeperspektive und jene mit schlechter/geringer Bleibeperspektive zulassen. Letztere sind Menschen aus Ländern mit einer relativ hohen Anzahl von Asylsuchenden bei zugleich niedriger Schutzquote. Geflüchtete mit guter Bleibeperspektive erhalten einen schnelleren Zugang zu Sprach- und Integrationskursen. Die Einteilung in »gute« und »schlechte« Schutzsuchende läuft einem Grundgedanken des Asylrechts, der individuellen Prüfung der Fluchtgründe, zuwider.

Weiterführende Begriffe: Abschiebung, Einwander*innen, Geflüchtete

Bleiberecht

bezeichnet die Aufenthaltserlaubnis für Ausländer*innen, die sich schon länger ohne Aufenthaltstitel in Deutschland aufhalten, weil sie zum Beispiel als abgelehnte Asylsuchende geduldet wurden. In Deutschland wird der Begriff auch als politische Forderung und synonym zum international gebräuchlicheren Begriff Legalisierung verwendet. Voraussetzungen für die sog. gesetzliche Bleiberechts-  und Altfallregelung sind unter anderem objektive Abschiebehindernisse, ein mehrjähriger Aufenthalt in Deutschland, eine Arbeitsstelle sowie Integrationsnachweise.

Weiterführende Begriffe: Asyl- und FlüchtlingsschutzGeschützte PersonenPrinzip der Nicht-Zurückweisung

Blutrache

bezeichnet ausschließlich schwere Gewalttaten oder Morde zur Vergeltung der Tötung von Familienmitgliedern. Mitunter wird Blutrache zur Beschreibung anderer Straftaten verwendet, die von Eingewanderten oder deren Nachkommen begangen werden. Dabei handelt es sich aber in vielen Fällen schlicht um Rache oder Racheakte.

Weiterführende Begriffe: Antimuslimischer Rassismus, EhrenmordIslamfeindlichkeitIslamkritik, Mord im Namen einer vermeintlichen EhreParallelgesellschaft, Clan, Clan-Kriminalität

Boko Haram

ist eine radikal-islamistische Terrormiliz, die 2009 im Nordosten Nigerias gegründet wurde. Offiziell trägt die Terrorgruppe seit 2009 den Namen »Jama‘atu Ahlis Sunna Lidda‘awati wal-Jihad«, der im Deutschen »Vereinigung der Sunniten für den Ruf zum Islam und für den Dschihad« bedeutet. Sie wird im Allgemeinen jedoch weiterhin Boko Haram genannt, was meist übersetzt wird mit »Westliche Bildung ist verboten«.  Entstanden ist sie aus der gleichnamigen sektenähnlichen Gruppierung, die seit 2002 im Nordosten Nigerias offen als eine fundamentalistisch-islamistische Gemeinschaft operierte. Ziel von Boko Haram ist es, einen islamischen Gottesstaat nach dem »Recht« der Scharia zu errichten; 2014 rief die Miliz in den von ihr beherrschten Gebieten im Norden Nigerias ein islamisches Kalifat aus, ähnlich wie der IS kurz zuvor im Nordirak.

Weiterführende Begriffe: Dschihadismus, Dschihadist, radikaler Islam/ radikale Muslime, Salafismus

Bulgarien

Hier sind die Rom*nja (wie in Rumänien) nach Türk*innen die zweitgrößte Minderheit. Neben Rumänien, der Slowakei, Ungarn und der Tschechischen Republik gehört Bulgarien zu den fünf Ländern, die von der Europäischen Kommission 2013 länderspezifische Empfehlungen zur Umsetzung nationaler Roma-Integrationsstrategien erhielten. Sie sind Teil des von den EU-Staats- und Regierungschefs 2011 unterzeichneten EU-Rahmens (IP/11/789) zur Integration der Rom*nja in den Mitgliedsstaaten. Roma-Selbstorganisationen kritisieren, dass die Verteilung der Gelder nicht ausreichend kontrolliert werde.

Weiterführende Begriffe: Armuts- oder Wirtschaftsflüchtlinge, Balkan

Bundesrepublikaner*in

kann als Bezeichnung für alle Bürger*innen in der Bundesrepublik Deutschland verwendet werden, denn auch diejenigen ohne deutsche Staatsangehörigkeit haben sich für ein Leben in der Bundesrepublik entschieden.

Weiterführende Begriffe: Ausländische*r Mitbürger*in, Bindestrich-Deutsche, Deutsche, Menschen aus eingewanderten Familien, Eingewanderte und ihre NachkommenNeue DeutscheWir

Bürgerlich (konservativ)

wird zum Teil als beschönigende Beschreibung illiberaler Haltungen verwendet. Bürgerlicher Konservativismus in Deutschland ist freiheitlich-demokratisch geprägt und nicht radikal – anders als viele politische Positionen rechter Kreise, die sich selbst als bürgerlich bezeichnen.

Weiterführende Begriffe: Radikal

Burka

verhüllt den ganzen Körper, den Kopf und das Gesicht; die Augen sind von einem Stoffgitter verdeckt; vor allem typisch in Afghanistan und teils in Pakistan. Burka wird oft falsch verwendet, wenn eigentlich ein Gesichtsschleier gemeint ist, der die Augen freilässt, also ein Niqab.

Weiterführende Begriffe: Hijab, Kopftuch, Kopftuchträgerin, Scharia, Tschador

Chassidismus

ist eine religiösmystische Bewegung, innerhalb des orthodoxen Judentums, die besonders im 19. Jh. in Osteuropa verbreitet war. Bedeutend dabei sind kabbalistische Konzepte und spirituelle Erlebnisse. Heute gibt es nur noch einige hunderttausend chassidische Juden*Jüdinnen, vor allem in Israel, Argentinien und den USA.

Weiterführende Begriffe: ||Konservatives Judentum, Liberales Judentum, Ultraorthodoxe Juden*Jüdinnen, Juden*Jüdinnen

Christlich-jüdisch

Als solche Leitkultur oder solches Abendland wird oft eine in Deutschland vorherrschende kulturelle Ordnung bezeichnet. Die Verbindung dieser beiden Begriffe ist historisch falsch (siehe Antijudaismus) und dient häufig der Abgrenzung gegenüber Muslim*innen. Alternativ können z. B. verfassungsgemäße Werte genannt werden, zu denen sich Gläubige aller Religionen, wie auch nicht gläubige Menschen in Deutschland bekennen sollten.

Weiterführende Begriffe: Heimat, Juden, Kulturkreis, Überfremdung, Volk

Clan

gehört zu den Begriffen, die ebenso wie die Schlagworte »Großfamilie« oder »Sippe« auch ohne einen Hinweis auf die Herkunft implizieren, dass es in einem Bericht um Eingewanderte und ihre Nachkommen oder Rom*nja geht. Weniger kulturalistisch und konkreter ist der Begriff kriminelle Bande, wenn es sich tatsächlich um eine solche handelt.

Weiterführende Begriffe: Banden, Blutrache, Clan-Kriminalität, Ehrenmord, Mord im Namen einer vermeintlichen Ehre, Muslim*innen, Rom*nja, Sinti*zze

Clan-Kriminalität

ist ein stigmatisierender Begriff, weil damit ganze Familien, auch Kinder, Großeltern und andere Verwandte zu Kriminellen erklärt werden. Häufig knüpft er an kulturrassistische Vorstellungen an, etwa, dass alle Clan-Mitglieder in archaischen Familienstrukturen leben. Alternativ kann man von organisierter Kriminalität oder von einer kriminellen Bande sprechen, sofern die fachlichen Kriterien dafür tatsächlich erfüllt sind.

Weiterführende Begriffe: Antimuslimischer Rassismus, Bande

Colorism

beschreibt eine spezifische Diskriminierungsform, die Schwarze mit dunklem Hautton (dark-skinned) abwertet. Colorism folgt einer kolonialen Farbhierarchie von dunkel nach hell, also von dark-skinned über light-skinned bis weißgelesen. Dark-skinned Schwarze sind stärker von Rassismus betroffen und medial weit weniger sichtbar. Colorism gibt es ebenso bei Menschen mit dunkleren oder helleren Hauttönen in Südasien oder in arabischen Ländern.

Weiterführende Begriffe:Kolonialismus, Anti-Schwarzer Rassismus, Schwarze Menschen

Dark-skinned

beschreibt eine Schwarze Person mit dunklem Hautton. Der englische Begriff ist nicht gleichbedeutend mit der deutschen Übersetzung dunkelhäutig (siehe dazu farbig). Dark-skinned Schwarze Menschen sind laut Studien 1 häufiger betroffen von rassistischer Gewalt und strukturellem Rassismus als light-skinned Personen.

Weiterführende Begriffe:  Colorism, Schwarze Menschen, Kolonialismus, Anti-Schwarzer Rassismus, hautfarbe

Davidstern

ist ein sechszackiger Stern aus zwei übereinandergelegten, gleichseitigen Dreiecken und benannt nach dem jüdischen König David, der etwa 1.000 v. d. Z. lebte. Ungefähr seit dem 18. Jh. ist der Davidstern ein Symbol für das Judentum und schmückt seit 1948 auch die Flagge des Staates Israel, nachdem er vorher von den Nationalsozialist*innen als gelber »Judenstern« missbraucht wurde, um Juden*Jüdinnen zu kennzeichnen.

Weiterführende Begriffe: Kippa / Kippah 

De-facto-Flüchtlinge

haben entweder keinen Antrag auf Asyl gestellt oder ihr Asylantrag wurde abgelehnt. Die Bezeichnung de-facto-Flüchtling ist kein Rechtsbegriff, taucht aber hin und wieder auf, meistens für Personen, denen aus humanitären Gründen die Rückkehr in ihr Heimatland nicht zumutbar ist (z.B. wegen drohender Todesstrafe oder Folter im Herkunftsland).
Weiterführende Begriffe: Bleiberecht,Duldung, Geflüchtete, Illegale Migranten

Debunking

Debunking bedeutet ursprünglich Entlarven. Der Begriff wird in der Netzwelt verwendet, um Strategien zu beschreiben, mit denen Falschinformation aufgedeckt und auf Fakten überprüft werden kann, z. B. durch Quellen-Checks, Abgleich mit anderen Quellen oder Bildüberprüfung 1.

Der Kölner Behrouz F.

Bei der Nennung von Namen oder Alias-Namen in Berichten ist eine Verbindung mit dem Wohnort zu empfehlen. Auch eine Nennung des Wohnbezirks kann sinnvoll sein. Vor allem in ausführlichen Berichten ist es meist aufschlussreicher zu erfahren, ob Behrouz F. in einem Arbeiterkiez oder Nobelviertel wohnt. Verweise auf die (vermeintliche) Migrationsherkunft wie »der Iraner Behrouz F. aus Köln« oder »der iranischstämmige Behrouz F.« hingegen machen eher deutlich, dass Behrouz F. weder »echter« Kölner noch Deutscher ist oder sein kann.

Weiterführende Begriffe: Der Gesuchte spricht Deutsch mit türkischem Akzent, Osteuropäischer Herkunft, arabischstämmig, Der türkischstämmige (besser: türkeistämmige) Tatverdächtige

Der türkischstämmige Tatverdächtige

(siehe auch: türkischstämmig) Grundsätzlich sollte die Herkunft von Straftäter*innen oder Verdächtigen nur dann genannt werden, wenn ein Bezug zur Tat besteht und die Information zum Verständnis notwendig ist. Das wäre etwa der Fall, wenn z.B. ein kultureller oder religiöser Hintergrund bei der Entscheidung in einem Gerichtsverfahren berücksichtigt wird. Gibt es keinen sachlichen Bezug zum Tathergang, wird durch die explizite Nennung der ethnischen Herkunft von Straftäter*innen oder Verdächtigen in der Nachricht ein vermeintlich ursächlicher Zusammenhang hergestellt. Zum Vergleich: Es ist auch nicht üblich, von deutschstämmigen Täter*innen zu sprechen.
Weiterführende Begriffe: Ausländerkriminalität, Der Gesuchte spricht Deutsch mit türkischem Akzent, Der Kölner Behrouz F., Osteuropäischer Herkunft, arabischstämmig

Der*die Gesuchte spricht Deutsch mit türkischem Akzent

ist in fast allen Fällen eine vage Vermutung. Es ist schwer unterscheidbar, ob ein Mensch einen türkischen, kurdischen, persischen, berberischen oder anderen Akzent hat. Entsprechend kann in Meldungen zur Fahndungshilfe wahrheitsgemäß formuliert werden spricht Deutsch mit Akzent oder sprach Deutsch mit einem Akzent, der vom Zeugen als türkisch eingeschätzt wurde.

Weiterführende Begriffe: Der türkischstämmige (besser: türkeistämmige) Tatverdächtige, Osteuropäischer Herkunft, arabischstämmig, Der Kölner Behrouz F. 

Desinformation

Desinformationen sind Falschinformationen, die bewusst verbreitet werden mit dem Ziel, Meinungen zu beeinflussen und Schaden zu verursachen1. Dabei werden z. B. wahre Inhalte in einen falschen Kontext gesetzt, falsche Inhalte seriös dargestellt, Inhalte mit nicht-seriösen Quellen belegt oder falschen Quellen zugeordnet. Desinformation ist von der Fehlinformation zu unterscheiden: Fehlinformationen passieren aus Versehen, ohne eine destruktive Absicht2.

Weiterführende Begriffe: Debunking

Deutsch-Türk*in

usw. ist eine Möglichkeit die Internationalität von Menschen zu beschreiben. Dabei ist es allerdings sinnvoll, ihren Lebensmittelpunkt zu betonen, also
Türkei-Deutsche statt Deutsch-Türkin, Spanisch-Deutsche, Polnisch-Deutsche usw.
Denn bei Wortzusammensetzungen im Deutschen steht die Hauptbedeutung immer am Ende (z. B. Hausschuh). Übrigens empfinden sich auch Eingewanderte ohne deutschen Pass oft als Teil der deutschen Gesellschaft, also z.B. als Türkei-Deutsche, zudem sind Bezeichnungen dieser Art im Plural genderneutral.

Weiterführende Begriffe: Bindestrich-Deutsche, Gastarbeiter, Kanaken, Migranten, Muslime, Russlanddeutsche, Südländer, Türkischstämmige (Bürger)

Deutsche

steht für deutsche Staatsangehörige. Als Adjektiv oder Substantiv sollte der Begriff nicht dazu dienen, eine ethnische Zugehörigkeit und damit nur die standarddeutsche Bevölkerung zu beschreiben. Denn: Jede*r fünfte Deutsche hat einen Migrationshintergrund. Und ihr Anteil wächst: Seit dem Jahr 2000 erhalten in Deutschland geborene Kinder von Ausländer*innen (in der Regel automatisch die deutsche Staatsangehörigkeit).

Weiterführende Begriffe: Autochthone Deutsche, Biodeutsche, Standard-Deutsche, Deutsche ohne Migrationshintergrund, Einheimische

Deutsche ohne Migrationshintergrund

ist der korrekte Gegensatz zu Menschen mit Migrationshintergrund. Ist nur von Deutschen die Rede, sind Deutsche mit Migrationshintergrund schließlich selten mitgemeint.

Weiterführende Begriffe: Autochthone Deutsche, Biodeutsche, Bundesrepublikaner*in Einheimische, Othering, Standard-Deutsche, Weiße Deutsche

Deutsche Rom*nja

sind diejenigen Rom*nja, die nach Aufhebung der Leibeigenschaft in Ost- und Südosteuropa ab Mitte des 19. Jahrhunderts nach Deutschland eingewandert sind. Weitere Roma-Gruppen sind in den 1960er Jahren als Gastarbeiter*innen und in den 1990er Jahren, nach dem Zerfall Jugoslawiens, als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen.

Weiterführende Begriffe: Deutsche Sinti*zze & Rom*nja, Deutsche Staatsangehörigkeit, Displaced Person, Osteuropäischer Herkunft, Sinti*zze

Deutsche Sinti*zze und Rom*nja

sind eine nationale Minderheit. Sprachforscher*innen verorten ihre ursprüngliche Herkunft in Indien und dem heutigen Pakistan. Laut Minderheitensekretariat leben ca. 60.000 Sinti*zze und 10.000 Rom*nja in Deutschland.1 Neben Deutsch sprechen sie als zweite Muttersprache häufig Romanes. Oft werden in der aktuellen Diskussion Einwander*innen aus Rumänien, Bulgarien oder Serbien irrtümlicherweise als »Sinti und Roma« bezeichnet. Auf sie würde gegebenenfalls nur die Bezeichnung Rom*nja zutreffen. Bei der Einwanderung nach Deutschland wird jedoch nur die Staatsangehörigkeit erfasst – es ist also nicht bekannt, welche Eingewanderten Angehörige der Minderheit sind2.
Weiterführende Begriffe: Deutsche Rom*nja, Einwanderungsgesellschaft, Neue Deutsche, Osteuropäischer Herkunft

Deutsche Staatsangehörigkeit

erwerben Menschen mit der Geburt entweder nach dem Abstammungsprinzip, wenn sie also als Kind deutscher Eltern geboren werden, oder seit 2000 auch nach dem Geburtsortprinzip. Das heißt, auch Kinder, deren Eltern keine deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, erhalten seither in der Regel die deutsche Staatsbürgerschaft, wenn sie in Deutschland geboren sind (siehe doppelte Staatsangehörigkeit). Unter bestimmten Voraussetzungen (u.a. fünfjähriger Aufenthalt) kann man durch Einbürgerung deutsche*r Staatsbürger*in werden.

Weiterführende Begriffe: Ausländer mit deutschem Pass, Aussiedler / Spätaussiedler, Autochthone DeutscheBundesrepublikaner, Deutsche,  Einheimische

Deutschenfeindlichkeit

wird in rechtsradikalen und -extremen Kreisen benutzt, um zu behaupten, weiße Deutsche seien von Rassismus durch eingewanderte Menschen, insbesondere Muslim*innen betroffen. Da diesen Minderheiten strukturelle Macht in Deutschland fehlt, trifft der Vorwurf nicht zu, wenn es etwa zu Beleidigungen oder Mobbing kommt. Der ideologisch aufgeladene Begriff relativiert tatsächlich existierenden Rassismus, es findet eine Täter-Opfer-Umkehr statt. Trotzdem taucht der umstrittene Begriff seit 2020 als eigene Kategorie »deutschfeindliche Straftaten« in der Statistik des Innenministeriums über politisch motivierte Kriminalität auf1.

Weiterführende Begriffe: Kartoffel-Rassismus

Deutscher Diversity-Tag

ist ein Aktionstag zur Förderung von Diversität und Chancengleichheit in der Arbeitswelt. Er wurde 2012 von der Charta der Vielfalt initiiert und macht seitdem jährlich im Mai mit Aktionen, Workshops und Veranstaltungen auf Themen der vielfältigen Arbeitswelt aufmerksam.1

Weiterführende Begriffe: Diversity, Diversity Management

Digitale Gewalt

Digitale Gewalt bezeichnet gewaltvolle Handlungen, die online ausgeübt werden. Darunter fallen z. B. Hate Speech, Bedrohung, digitale Überwachung, Cybermobbing, Cyberstalking, Daten- und Identitätsdiebstahl. Digitale Gewalt darf nicht unterschätzt werden: Analoge Gewalt kann Gewalt im digitalen Raum verstärken, umgekehrt kann aber auch digitale Gewalt analoge auslösen, z. B. indem durch öffentliche verbale Entgleisungen der Eindruck erweckt wird, dass Gewalt gegen bestimmte Personen(gruppen) legitimiert wird1. Digitale Gewalt hat häufig eine hohe psychische Belastung bei Betroffenen zur Folge und führt dazu, dass sie sich aus dem digitalen Raum zurückziehen2.

Weiterführende Begriffe: Silencing(-Effekt)

Displaced Persons

(DPs) engl. für Vertriebene. Die UN bezeichnen Personen als displaced people, die wegen bewaffneter Auseinandersetzungen, Menschenrechtsverletzungen, natürlicher oder menschlich verursachter Katastrophen gezwungen wurden, ihren Heimatort zu verlassen, aber keine international anerkannte Staatsgrenze überschritten haben; im Sinne der UN sind DPs Binnenflüchtlinge. Als historischer Begriff in der deutschen Geschichte bezieht er sich vor allem auf ehemalige KZ-Häftlinge, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter*innen nach dem Zweiten Weltkrieg.

Weiterführende Begriffe: Heimatlose Flüchtlinge, Flüchtlinge, Vertriebene

Diversity

Diversity bzw. Diversität bedeutet Vielfalt und beschreibt die Tatsache, dass Menschen unterschiedliche Merkmale hinsichtlich verschiedener Kategorien (wie z. B. Herkunft, Ethnizität, Sexualität, Behinderung etc.) haben. Auf diesen vielfältigen Merkmalen basieren strukturelle Ungleichheit und Diskriminierung. Diversitätsorientierte Arbeit erkennt die Vielfalt der Gesellschaft an und strebt danach, Diskriminierungen abzubauen und Chancengleichheit zu fördern. Diversitätsorientierung reagiert nicht nur auf die faktische Diversität unserer Gesellschaft, sondern gestaltet sie aktiv und nimmt ihr Potenzial wahr. Der Ansatz entstand in der US-amerikanischen Schwarzen Bürgerbewegung der 1960er Jahre1.

Weiterführende Begriffe: Diversity Management, Intersektionalität, Marginalisierung

Diversity Management

Die aktive Gestaltung einer diversitätsorientierten Organisationsstruktur, v. a. im wirtschaftlichen Bereich. Diversity Management versucht Diversität am Arbeitsplatz umzusetzen. Mittel dafür sind z. B. eine diversitätsorientierte Personalpolitik, Antidiskriminierungsmaßnahmen am Arbeitsplatz oder Auseinandersetzung mit verschiedenen Arbeitsweisen. Bisweilen wird Diversity Management allerdings als reines Modewort zu Marketingzwecken übernommen und eine Diversität behauptet, die nicht über Tokenism hinausgeht 1.

Weiterführende Begriffe: Deutscher Diversity-Tag, Diversity

Doppelte Staatsangehörigkeit

Das Fachwort dafür ist Mehrstaatigkeit und beschreibt den Besitz von zwei oder mehr Staatsangehörigkeiten. Dazu kommt es z. B., wenn ein Kind nach dem Abstammungsprinzip automatisch die unterschiedlichen Staatsangehörigkeiten beider Elternteile erhält. Bis 2024 sollte bei Einbürgerungen in Deutschland Mehrstaatigkeit vermieden werden, es gab allerdings viele Ausnahmen: z. B. für EU-Bürger*innen, Schweizer*innen, US-Amerikaner*innen, Argentinier*innen etc. Von 2000 bis 2024 erhielten auch in Deutschland geborene Kinder von Ausländer*innen neben der Staatsangehörigkeit ihrer Eltern die deutsche, allerdings galt die Optionspflicht. Mit einem neuen Gesetz vom 27.06.2024 ist die doppelte Staatsangehörigkeit generell ermöglicht worden1. Bei der Beschreibung von Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft ist es sinnvoll, ihren Lebensmittelpunkt zu betonen, also z. B. Türkei-Deutsche statt Deutsch-Türk*innen etc., ähnlich wie bei Russlanddeutschen.

Weiterführende Begriffe: Aussiedler / Spätaussiedler, Bindestrich-Deutsche, Einbürgerung, Deutsche Staatsangehörigkeit, Deutsch-Türk*in, Russlanddeutsche

Dreadlocks

auch kurz Locks genannt, ist eine Frisur, bei der Haarsträhnen gedreht und so bearbeitet werden, dass sie dauerhaft verfilzen. Gefilzte Haare waren in verschiedenen Kulturen weltweit üblich, werden heute aber vor allem mit Rastafaris in Verbindung gebracht. Sie tragen Dreadlocks aus religiösen Gründen und um sich bewusst gegen koloniale Schönheitsnormen abzugrenzen. Die Abkürzung »Dreads« ist problematisch, weil der Begriff (engl. dread) übersetzt »Furcht« bedeutet und der Verunglimpfung der Rastafari-Bewegung diente. Heute noch werden Schwarze Menschen mit Locks diskriminiert. Dreadlocks weißer Menschen werden als kulturelle Aneignung kritisiert.

Weiterführende Begriffe: Black Hair Politics, Schwarze Menschen, kulturelle Aneignung, weiße Privilegien

Dritte Welt

ist ein veralteter Begriff für Länder und Regionen, die aus einer europääschen Sicht als unterentwickelt gelten. Zur Zweiten Welt gehörten demnach sogenannte Schwellenländer, die Erste Welt sind hochentwickelte Industrieländer. Diese Hierarchie wird kritisiert, auch weil sie verschleiert, welche Länder verantwortlich für diese Ungleichheit sind. Geeigneter sind die Begriffe Globaler Süden und Globaler Norden. Sie sind nicht geografisch zu verstehen (auch Australien liegt im Süden), sondern beschreiben eine benachteiligte oder privilegierte Position in einer globalisierten Welt.

Weiterführende Begriffe: NeokolonialismusPostkolonialismus

Drittstaatsangehörige

wird in der Fachsprache verwendet, um Menschen zu beschreiben, die keine Staatsangehörigkeit eines EU-Landes haben. Solange es rechtliche Unterscheidungen für diese Gruppen gibt, ist der Begriff unvermeidbar. Beispiel: Deutsche haben allgemeines Wahlrecht, EU- Bürger*innen können in Deutschland bei Kommunalwahlen abstimmen, Drittstaatsangehörige dürfen in keinem Fall mitwählen.

Weiterführende Begriffe: Bundesrepublikaner, Einwanderer, Menschen mit internationaler Geschichte, Migranten, Zuwanderer

Dschihad

wird meist mit »Heiliger Krieg« assoziiert, bedeutet zunächst »Anstrengung«, »Mühe« und kann sich auch auf einen inneren Auftrag beziehen, z.B. beim Kampf gegen »das Böse« im Herzen (großer Dschihad). Der kleine oder äußere Dschihad hingegen besteht in jeder Form der zulässigen Verteidigung von Muslim*innen.

Weiterführende Begriffe: Boko Haram, Dschihadismus, Dschihadist, Islamischer Staat (IS), Islamismus, Pop-Dschihadismus, || radikaler Islam, Salafismus, Scharia

Dschihadismus, Dschihadist*in

wird in der Regel im Zusammenhang mit militanten, gewaltbereiten Islamist*innen verwendet, deren Ideologie zufolge der Dschihad den bewaffneten Kampf meint, der jedem*jeder Muslim*in vorgeschrieben sei, solange muslimische Gebiete unter Besetzung sind oder »Ungläubige« gegen Muslim*innen kämpfen.
Weiterführende Begriffe: Dschihad, Pop-Dschihadismus, Radikaler Islam

Dublin-Verfahren

Im Dublin-Verfahren wird der für die Prüfung eines Asylantrags zuständige europäische Staat festgestellt. Grundlage dafür ist ein völkerrechtlicher Vertrag zwischen den EU-Mitgliedsstaaten, Norwegen, Island, Liechtenstein und der Schweiz (Dublin-Staaten). Die wichtigste Regel darin besagt, dass Schutzsuchende in dem europäischen Staat Asyl beantragen müssen, in den sie nachweislich zuerst eingereist sind. Nur unbegleitete Minderjährige haben das Recht, zu ihrer Familie zu gehen oder dort aufgenommen zu werden, wo sie sich aufhalten. Kritik an diesem Verfahren gibt es, weil dadurch vor allem die ärmeren süd- und osteuropäischen Staaten für die Asylverfahren verantwortlich gemacht werden.

Weiterführender Begriff: sichere Drittstaaten

Duldung

betrifft Menschen ohne einen Aufenthaltstitel, von deren Abschiebung jedoch vorübergehend abgesehen wird, weil ihnen eine erhebliche Gefahr für Leib und Leben droht oder eine Abschiebung nicht möglich ist (zum Beispiel, weil in dem Herkunftsland Krieg herrscht oder sie keine Papiere haben). Durch die Duldung wird der Aufenthalt zwar nicht rechtmäßig, aber es entfällt die Strafbarkeit wegen »illegalen Aufenthalts«.

Weiterführende Begriffe: Abschiebungsverbot, Asyl- und Flüchtlingsschutz, Bleiberecht, De-facto-Flüchtlinge, Illegale Migrant*innen

Dunkelhäutig

ist eine deutsche Fremdbeschreibung für Schwarze Menschen und PoC, die von den so Bezeichneten häufig abgelehnt wird (vgl. farbig). Der Begriff ist nicht gleichbedeutend mit der englischen Selbstbezeichnung dark-skinned.

Weiterführende Begriffe: light-skinned, Hautfarbe, Anti-Schwarzer Rassismus

Ehrenmord

definieren Expert*innen für das Bundeskriminalamt so: »Tötungsdelikte, die im Kontext patriarchalisch geprägter Familienverbände oder Gesellschaften vorrangig von Männern an Frauen verübt werden, um die aus Tätersicht verletzte Ehre der Familie oder des Mannes wiederherzustellen«1. Teils wird die Bezeichnung jedoch allgemein verwendet, zum Beispiel wenn ein türkeistämmiger Mann seine Frau umbringt. In vielen Fällen wird die gleiche Tat, begangen in einem standarddeutschen Umfeld, Familientragödie oder Beziehungstat genannt. Auch diese Begriffe sind problematisch, weil sie suggerieren, die Gewalt geschehe aus (verletzter) Liebe. Die Weltgesundheitsorganiation (WHO) verwendet für solche Taten den Begriff
Femizid2, der betont, dass diese Morde aus spezifisch misogynen Motiven begangen werden. Alternative: Frauenmord (siehe Mord im Namen einer vermeintlichen Ehre).

Weiterführende Begriffe: Ausländerkriminalität, Blutrache, ClanParallelgesellschaft

Einbürgerung

ist der Prozess zur Erlangung der deutschen Staatsbürgerschaft. Unterschieden wird zwischen Anspruchseinbürgerung und Ermessenseinbürgerung. Anspruch auf eine Einbürgerung hat, wer die gesetzlichen Voraussetzungen dafür erfüllt (z.B. mindestens fünfJahre Aufenthalt, Lebensunterhaltssicherung ohne Sozialhilfe und Bürgergeld, seit 2024 auch das »Bekenntnis zur freiheitlich demokratischen Grundordnung«).1 Sind nicht alle Voraussetzungen gegeben, kann eine Einbürgerungsbehörde trotzdem die deutsche Staatsbürgerschaft vergeben, wenn z. B. ein öffentliches Interesse an der Einbürgerung besteht (bspw. bei Profi-Sportler*innen) und einige Mindestanforderungen erfüllt sind.

Weiterführende Begriffe: Bundesrepublikaner, doppelte Staatsangehörigkeit, deutsche Staatsangehörigkeit, NeubürgerNeue DeutscheOptionspflichtPassdeutsche

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