Archiv

Ehrenmord

definieren Expert*innen für das Bundeskriminalamt so: »Tötungsdelikte, die im Kontext patriarchalisch geprägter Familienverbände oder Gesellschaften vorrangig von Männern an Frauen verübt werden, um die aus Tätersicht verletzte Ehre der Familie oder des Mannes wiederherzustellen«1. Teils wird die Bezeichnung jedoch allgemein verwendet, zum Beispiel wenn ein türkeistämmiger Mann seine Frau umbringt. In vielen Fällen wird die gleiche Tat, begangen in einem standarddeutschen Umfeld, Familientragödie oder Beziehungstat genannt. Auch diese Begriffe sind problematisch, weil sie suggerieren, die Gewalt geschehe aus (verletzter) Liebe. Die Weltgesundheitsorganiation (WHO) verwendet für solche Taten den Begriff
Femizid2, der betont, dass diese Morde aus spezifisch misogynen Motiven begangen werden. Alternative: Frauenmord (siehe Mord im Namen einer vermeintlichen Ehre).

Weiterführende Begriffe: Ausländerkriminalität, Blutrache, ClanParallelgesellschaft

Einbürgerung

ist der Prozess zur Erlangung der deutschen Staatsbürgerschaft. Unterschieden wird zwischen Anspruchseinbürgerung und Ermessenseinbürgerung. Anspruch auf eine Einbürgerung hat, wer die gesetzlichen Voraussetzungen dafür erfüllt (z.B. mindestens fünfJahre Aufenthalt, Lebensunterhaltssicherung ohne Sozialhilfe und Bürgergeld, seit 2024 auch das »Bekenntnis zur freiheitlich demokratischen Grundordnung«).1 Sind nicht alle Voraussetzungen gegeben, kann eine Einbürgerungsbehörde trotzdem die deutsche Staatsbürgerschaft vergeben, wenn z. B. ein öffentliches Interesse an der Einbürgerung besteht (bspw. bei Profi-Sportler*innen) und einige Mindestanforderungen erfüllt sind.

Weiterführende Begriffe: Bundesrepublikaner, doppelte Staatsangehörigkeit, deutsche Staatsangehörigkeit, NeubürgerNeue DeutscheOptionspflichtPassdeutsche

Eingewanderte und ihre (direkten) Nachkommen

wurde von der Fachkommission Integrationsfähigkeit1der Bundesregierung eingebracht, um den recht weit gefassten und inzwischen stigmatisierenden Begriff »Migrationshintergrund« abzulösen. 2022 übernahm das Statistische Bundesamt den Begriff als zusätzliche Kategorie 2. Eingewanderte und ihre Nachkommen sind dem Vorschlag der Fachkommission nach nur Personen, die selbst nach Deutschland eingewandert sind und ihre Kinder, wenn beide Elternteile eigene Einwanderungserfahrungen haben. Wie in anderen Einwanderungsländern üblich, soll ausschlaggebend sein, ob die Menschen tatsächlich eingewandert sind. Ihre Nationalität ist dabei nachrangig (anders als bei Menschen mit Migrationshintergrund).

Weiterführende Begriffe: Einwanderer, Menschen mit internationaler Geschichte, Kinder nichtdeutscher HerkunftsspracheMenschen aus Einwandererfamilien, Wurzeln, mit griechischen etc.

Einheimische

erzeugt ein schiefes Bild, weil viele Eingewanderte und ihre Nachkommen hier längst heimisch sind. Es weckt die Assoziation von fremdländischen Migrant*innen.

Weiterführende Begriffe: Autochthone DeutscheBiodeutscheCopyright-DeutscheHeimat, HerkunftsdeutscheMehrheitsgesellschaftStandard-Deutsche

Einwander*innen

sind Menschen, die nach Deutschland gekommen sind, um dauerhaft zu bleiben. In diesem Kontext ist jedoch oft fälschlich die Rede von Zuwander*innen, Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und Ähnlichem.

Weiterführende Begriffe: AusländerMenschen aus Einwandererfamilien, Einwanderer und ihre Nachkommen, Menschen mit internationaler Geschichte, EinbürgerungEingewanderte und ihre Nachkommen, EinwanderungsgesellschaftMenschen mit Migrationshintergrund, Zuwanderer

Einwanderungsgesellschaft

beschreibt Deutschland als Einwanderungsland: Menschen wandern ein und werden Teil der heimischen Bevölkerung. Da aber längst nicht alle, die kommen, ihr Leben lang bleiben (wollen) und außerdem viele Deutsche ins Ausland ziehen, kann auch von einer Migrationsgesellschaft gesprochen werden.
Weiterführende Begriffe: Einwanderer und ihre NachkommenMehrheitsgesellschaftMenschen mit Migrationshintergrund

Ethnie

wurde eingeführt als wissenschaftlicher Sammelbegriff für Gruppen, denen unter anderem eine gemeinsame Abstammung zugeschrieben wird. Häufig geht es um die Beschreibung von außereuropäischen Gruppen. Der Begriff fungiert umgangssprachlich als Ersatz für veraltete rassistische Begriffe wie Stamm oder Rasse, meint aber dasselbe Konzept. Korrekter ist es, konkret zu beschreiben, welche Gruppe gemeint ist, zum Beispiel die Hausa aus Westafrika. Je nach Kontext kann es auch um Communitys gehen oder beispielsweise die ghanaische Diaspora.

Weiterführende Begriffe: Ethnopluralismus, Heimat, Kolonialismus, Kulturkreis, Osteuropäischer Herkunft, arabischstämmig, Semit*innen

Ethnopluralismus

ist eine rassistische Theorie der Neuen Rechten, die davon ausgeht, es gäbe unveränderte kulturelle Identitäten verschiedener Völker und Kulturkreise, die vor Fremden zu schützen seien, um eine »Reinhaltung« der Kulturen zu erreichen. Ein solches Apartheids-System ist in einer globalisierten Welt nicht realistisch. Darüber hinaus wurde die Weiterentwicklung aller Kulturen der Welt vor allem durch Austausch befördert.
Weiterführende Begriffe: Heimat, Rassismus, Überfremdung, Volk, völkisch

Euro-Muslim*innen

geht auf den Begriff des Euro-Islam zurück, den der Islamwissenschaftler Bassam Tibi 1991 in die wissenschaftliche Diskussion eingebracht hat. Der Begriff beschreibt eine bestimmte säkularisierte Form des Islam, die sich dadurch herausbilden soll, dass in Europa lebende Muslim*innen Pflichten und Prinzipien des Islam mit Werten der modernen europäischen Kultur kombinieren. Mittlerweile gibt es aber auch konservativere Auslegungen eines Euro-Islam, weshalb der Begriff wissenschaftlich umstritten ist. In der Berichterstattung kommt Euro-Muslim*in vor allem als Selbstbezeichnung vor.
Weiterführende Begriffe: KulturmuslimeMuslimeNeo-MuslimePop-MuslimeSäkulare Muslime

Exilierte

kann als alternative Bezeichnung für Flüchtlinge oder Schutzsuchende benutzt werden. Der Begriff Exilierte betont, dass geflüchtete Menschen sich dazu gezwungen sehen, ihre Heimat aufgrund von lebensbedrohlichen oder menschenunwürdigen Verhältnissen zu verlassen, auch wenn sie nicht von staatlicher Seite des Landes verwiesen werden.

Weiterführende Begriffe: Geflüchtete, Geschützte Personen, Abschiebung, Asyl und Flüchtlingsschutz,

Exotismus

Wenn Schwarze Menschen und BIPoC oder andere Menschen, die nicht der weißen »Norm« entsprechen, wegen ihrer »Andersartigkeit« zur Schau gestellt oder beäugt werden, ist das Exotismus. So fanden zwischen 1870 und 1940 »Völkerschauen« in deutschen Zoos statt. Exotismus beruht auf einer rassistischen Sichtweise auf das »Fremde« aus einer eurozentrischen weißen Position. Dabei schwingt oft der Wunsch des Besitzenwollens oder ein sexuelles Begehren mit.

Weiterführende Begriffe: Kolonialismus, Indigene, Anti-Schwarzer Rassismus, Antimuslimischer Rassismus

Extremismus

bezeichnet laut Polizei und Verfassungsschutz extreme politische Haltungen, mit dem Ziel, sie gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung durchzusetzen. Extremist*innen handeln verfassungsfeindlich, oft auch gewaltsam. Der Begriff ist umstritten, weil er undifferenziert ist und voraussetzt, dass es nur einen extremen linken und rechten Rand gibt. Ideologien der Ungleichwertigkeit und die Ablehnung der Demokratie finden sich jedoch auch in der Mitte der Gesellschaft. Umgangssprachlich wird Extremismus oft irrtümlich mit Radikalismus gleichgesetzt.

Weiterführende Begriffe: Hasskriminalität, Neonazi, Rechtsextremismus Rechtspopulist, Dschihadismus.