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Mehrheitsgesellschaft">Mehrheitsgesellschaft

ist ein gängiger Begriff, der missverständlich ist. Eigentlich müsste es heißen: Mehrheitsbevölkerung, also die von gut 61 Millionen1 Deutschen ohne Migrationshintergrund. In einem faktischen Einwanderungsland funktionieren Bezeichnungen wie »die deutsche Gesellschaft« oder »die Gesellschaft in Deutschland« nicht als Synonym für Deutsche ohne Einwanderungsbezug.
Weiterführende Begriffe: AufnahmegesellschaftAutochthone DeutscheEinheimischeEinwanderungsgesellschaftWir

Aufnahmegesellschaft

wird häufig als Synonym für Deutsche ohne Migrationshintergrund verwendet, wirkt dabei jedoch ausgrenzend, da Eingewanderte und ihre Nachkommen auch zu den Aufnehmenden gehören. Ein klärender Zusatz, wie multikulturelle oder plurale Aufnahmegesellschaft wäre sinnvoll, damit deutlich wird: Es sind die rund 83 Millionen1 Bürger*innen in Deutschland gemeint.
Weiterführende Begriffe: Autochthone Deutsche, BiodeutscheEinwanderungsgesellschaftHerkunftsdeutscheIntegrationMehrheitsgesellschaft

Einheimische

erzeugt ein schiefes Bild, weil viele Eingewanderte und ihre Nachkommen hier längst heimisch sind. Es weckt die Assoziation von fremdländischen Migrant*innen. In einem lockeren Kontext könnte es mit dem Gegensatz verwendet werden: Einheimische und Mehrheimische.
Weiterführende Begriffe: Autochthone DeutscheBiodeutscheCopyright-DeutscheHeimat, HerkunftsdeutscheMehrheitsgesellschaftStandard-Deutsche

Wir

kann missverständlich wirken, wenn beispielsweise von »wir Deutschen« die Rede ist, aber nur Deutsche ohne Migrationshintergrund gemeint sind. Als Alternative kann Mehrheitsbevölkerung passender sein – allerdings nicht überall, in Frankfurt am Main sind Menschen mit Migrationshintergrund bereits in der Mehrheit.
Weiterführende Begriffe: Aufnahmegesellschaft Bundesrepublikaner*in, Deutsche ohne Migrationshintergrund, Deutsche Staatsangehörigkeit, Mehrheitsgesellschaft, Deutsche

Einwanderungsgesellschaft

beschreibt Deutschland als Einwanderungsland: Menschen wandern ein und werden Teil der heimischen Bevölkerung. Da aber längst nicht alle, die kommen, ihr Leben lang bleiben (wollen) und außerdem viele Deutsche ins Ausland ziehen, kann auch von einer Migrationsgesellschaft gesprochen werden.
Weiterführende Begriffe: Einwanderer und ihre NachkommenMehrheitsgesellschaftMenschen mit Migrationshintergrund

Gescheiterte Integration

wird häufig als Ursache für Jugendkriminalität und andere Probleme genannt. Dabei wird oft unterstellt, dass zum Beispiel Verstöße gegen Gesetze und Normen begangen werden, weil die deutsche Gesellschaftsordnung abgelehnt und stattdessen einer vermeintlich archaischen Einwandererkultur mit eigenen Regeln gefolgt wird. Meist sind jedoch andere Ursachen zu finden, wie mangelnde Chancengleichheit oder Bildungsgerechtigkeit, soziale Benachteiligung etc.
Weiterführende Begriffe: Abschiebung, Integrationsverweigerer, Mehrheitsgesellschaft, Parallelgesellschaft

Integration

ist ein Begriff, der oft im Zusammenhang mit Migrant*innen fällt und als Bringschuld der Einwander*innen gemeint ist. Wissenschaftler*innen dagegen verwenden ihn, um Sachverhalte zu beschreiben, wie Teilhabe und Zugang zu Arbeit oder Bildung. In diesem Sinn ist bspw. von Integrationspolitik oder Integrationsprojekten die Rede. In Politik und Berichterstattung kommen oft Formulierungen wie gescheiterte oder »gelungene Integration« vor; ebenso wie bei der Übertragung auf Personen (Integrationsverweiger*in) werden gesellschaftliche Probleme dadurch individualisiert und kulturalisiert. Alternativen: Teilhabe, Chancengleichheit.
Weiterführende Begriffe: AusländerEinwanderungsgesellschaftMehrheitsgesellschaftParallelgesellschaft

Willkommenskultur

ist zur Standardvokabel in der Asyldebatte geworden. Gemeint ist meistens das Engagement der vielen Ehrenamtlichen, die sich für Geflüchtete einsetzen und damit eine Willkommenskultur schaffen. Vorher war Willkommenskultur eher ein politisches Leitbild für die multikulturelle Aufnahmegesellschaft in der Integrationspolitik. So wurden z. B. in Hamburg oder Stuttgart städtische »Welcome-Center« für Einwander*innen eröffnet. Kritisiert wird der Begriff in diesem Zusammenhang z. B. vom Medienwissenschaftler Alexander Kissler, der darauf verweist, dass sich das Wort »Willkommen« nur auf den kurzen Vorgang des Kommens beziehe, also keinen sich verstetigenden Zustand bezeichnen könne.
Weiterführende Begriffe: AufnahmegesellschaftEinwanderungsgesellschaft

Leitkultur

wurde als Begriff vom Göttinger Politologen Bassam Tibi geprägt, dem zufolge sich Menschen mit Migrationshintergrund in heterogenen Einwanderungsgesellschaften den herrschenden kulturellen Normen anzupassen hätten, ohne die eigene Kultur aufgeben zu müssen. Der Begriff wurde 2000 vom damaligen CDU-Generalsekretär Friedrich Merz übernommen, der bemängelte, es gebe keine deutsche Leitkultur mehr. Dabei ging es nicht um gemeinsame Werte, sondern um einen Katalog dessen, was Eingewanderte sich zu eigen machen sollten, wollten sie in Deutschland leben. Der Begriff wird im Zuge der Asyldebatte als Schlagwort in der bürgerlichen Mitte benutzt, kursiert aber auch unter Rechtsradikalen und -extremen.
Weiterführende Begriffe: Christlich-jüdisch, Kulturkreis, Integration, Integrationsverweigerer, Überfremdung