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Abschiebung

bezeichnet die unter Zwang erfolgende Ausreise von Ausländer*innen aus Deutschland. In vielen Fällen findet sie unter Anwendung von polizeilicher Gewalt sowie in Begleitung von Polizeibeamt*innen statt. Behörden verwenden dafür den Begriff »Rückführung«, der von Hilfsorganisationen für Geflüchtete als euphemistisch kritisiert wird.

Weiterführende Begriffe: Abschiebungsverbot, Asylbewerber, Ausweisung, Dublin-Verfahren, Flüchtlinge

Ausländerhass, Fremdenfeindlichkeit

sind als Synonyme für Rassismus und rassistische Tatmotive ungenau, da es selten um tatsächliche Fremde wie etwa Tourist*innen geht. Von der vermeintlichen »Ausländerfeindlichkeit« sind oft deutsche Staatsangehörige betroffen. Wer Angriffe auf BPoC als »Fremdenfeindlichkeit« oder »Ausländerhass« bezeichnet, übernimmt die Sichtweise der rassistischen Täter*innen. Präziser ist es, die Straftaten und Motive als rassistisch, rassistisch motiviert, rechtsextrem, rechtsterroristisch oder neonazistisch zu bezeichnen (siehe Hassverbrechen, Hasskriminalität).
Weiterführende Begriffe: Ideologien der Ungleichwertigkeit, Extremismus, Rechtsextremismus, Neonazi Asylkritiker/Asylgegner, Antimuslimischer Rassismus, Islamfeindlichkeit, Islamophobie, Anti-Schwarzer Rassismus, Antislawischer RassismusAntisemitismus, Rasse, RechtspopulistXenophobie

Ausländerkriminalität

sollte nicht als eine Bezeichnung für alle Straftaten verwendet werden, die von Ausländer*innen begangen werden, sondern als Oberbegriff für Verstöße, die nur von Ausländer*innen begangen werden können, wie z. B. Visavergehen oder Verstöße gegen Asylgesetze. Alle anderen Straftaten können konkret benannt werden – es ist bei Delikten, die Ausländer*innen seltener begehen (z. B. Steuerflucht) auch nicht von »Deutschen-Kriminalität« die Rede.
Weiterführende Begriffe: AbschiebungBlutracheEhrenmord, Mord im Namen einer vermeintlichen Ehre, Parallelgesellschaft, Clan, Clan-Kriminalität, Banden

Ausländische*r Mitbürger*in

wird seit den 1970er Jahren als meistens wohlmeinende, jedoch widersprüchliche Bezeichnung für Menschen verwendet, die seit vielen Jahren hier leben und voraussichtlich bleiben werden. Soll die nicht-deutsche Staatsbürgerschaft betont werden, ist ausländische*r Bürger*in passender, da bei »Mit-Bürger*in« ein unnötiges »Othering« stattfindet, d.h. ein*e Mitbürger*in ist damit scheinbar anders als ein*e Bürger*in.
Weiterführende Begriffe: Allochthone, AusländerBindestrich-Deutsche, Deutsch-TürkenMenschen mit MigrationshintergrundMigrantenNeue Deutsche, Russlanddeutsche

Bindestrich-Deutsche

wird manchmal als Selbstbezeichnung von Menschen mit internationaler Geschichte benutzt. Er spielt auf Bezeichnungen wie Deutsch-Türk*in an, benennt einerseits ein Zugehörigkeitsgefühl zu mehr als einer Kultur und spiegelt andererseits die Unterstellung wider, dass eingewanderte Menschen keine »echten« Deutschen seien.

Weiterführende Begriffe: Russlanddeutsche, Standard-Deutsche

BPoC

ist das Akronym für Black and People of Color. Die erweiterte Selbstbezeichnung BPoC soll Schwarze Menschen mit Rassismuserfahrungen mit einschliessen und sie explizit benennen. Der Begriff wird jedoch kritisiert, weil darin sehr heterogene Gruppen ohne Differenzierung vermengt werden.

Weiterführende Begriffe: People of Color, Schwarze Menschen, Einwanderungsgesellschaft, weiß, Wir

Eingewanderte und ihre (direkten) Nachkommen

wurde von der Fachkommission Integrationsfähigkeit1der Bundesregierung eingebracht, um den recht weit gefassten und inzwischen stigmatisierenden Begriff »Migrationshintergrund« abzulösen. Eingewanderte und ihre Nachkommen sind dem Vorschlag der Fachkommission nach nur Personen, die selbst nach Deutschland eingewandert sind und ihre Kinder, wenn beide Elternteile eigene Einwanderungserfahrungen haben. Wie in anderen Einwanderungsländern üblich, soll ausschlaggebend sein, ob die Menschen tatsächlich eingewandert sind. Ihre Nationalität ist dabei nachrangig (anders als bei Menschen mit Migrationshintergrund).

Weiterführende Begriffe: Einwanderer, Menschen mit internationaler Geschichte, Kinder nichtdeutscher HerkunftsspracheMenschen aus Einwandererfamilien, Wurzeln, mit griechischen etc.

Kulturbereicherer

ist zynisch gemeint und stammt aus der rechtsextremen Szene. Der Begriff bezeichnet männliche Geflüchtete. Er soll die radikale Ablehnung von Menschen mit internationaler Geschichte ausdrücken und ist die zynische Auslegung eines Zitats von Sigmar Gabriel (SPD), der 2015 von einer kulturellen Bereicherung durch Geflüchtete sprach.

Weiterführende Begriffe: Überfremdung, Xenophobie

Menschen aus eingewanderten Familien

beschreibt keine statistische Größe, sondern das, worum es geht: um Menschen und ihre Familien, die eingewandert sind.
Weiterführende Begriffe: Einwanderer, Einwanderer und ihre Nachkommen,  Menschen mit internationaler GeschichteMenschen mit Migrationshintergrund

Neue Deutsche

taucht immer häufiger auf und wird unterschiedlich verwendet: Manche gebrauchen den Begriff synonym für Menschen mit Migrationshintergrund. Als Selbstbezeichnung von Menschen aus eingewanderten Familien soll er den Anspruch auf Zugehörigkeit deutlich machen. Der Begriff kann aber auch für eine Haltung stehen statt für eine herkunftsbezogene Kategorisierung: Zu den Neuen Deutschen zählen dann alle Menschen (mit und ohne Migrationshintergrund), die positiv zur Pluralisierung der Gesellschaft stehen.
Weiterführende Begriffe: Deutsche, Einwanderer, Menschen aus Einwandererfamilien, Einwanderer und ihre Nachkommen, Menschen mit internationaler GeschichteZuwanderer