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Colorism

beschreibt eine spezifische Diskriminierungsform, die Schwarze mit dunklem Hautton (dark-skinned) abwertet. Colorism folgt einer kolonialen Farbhierarchie von dunkel nach hell, also von dark-skinned über light-skinned bis weißgelesen. Dark-skinned Schwarze sind stärker von Rassismus betroffen und medial weit weniger sichtbar. Colorism gibt es ebenso bei Menschen mit dunkleren oder helleren Hauttönen in Südasien oder in arabischen Ländern.

Weiterführende Begriffe:Kolonialismus, Anti-Schwarzer Rassismus, Schwarze Menschen

Hautfarbe

unterscheidet sich je nach Melaningehalt. In Farben von Buntstiften oder Feinstrumpfhosen findet sich in der Regel jedoch nur die Hautfarbe weißer Menschen wieder. Eine Beschreibung von Hautfarben ist inhaltlich selten nötig, vor allem sollte auf die Verbindung mit Lebensmitteln oder Gegenständen verzichtet werden (»kohlrabenschwarz«, »schokobraun«). Geht es im Bericht um Rassismus oder Colorism, kann benannt werden, dass Betroffene Schwarz sind. In keinem Fall wird eine Person zum Beispiel »wegen ihrer*seiner Hautfarbe« angegriffen oder »weil sie*er Schwarz ist«, sondern ein Angriff geschieht aus rassistischen Gründen und die betroffene Person ist Schwarz. Bei rassistischen Erfahrungen spielen Featurism oder Texturism ebenfalls eine Rolle. Gleichzeitig können light-skinned Personen oder Weißgelesene auch Rassismus erleben.

Weiterführende Begriffe: People of Color, BPOC, Weiß gelesen

Kolonialismus

(lat. für Niederlassung, Ansiedelung) beschreibt, dass europäische Kolonialmächte seit dem 15. Jh. Territorien anderer Kontinente eingenommen und eine Kolonialherrschaft errichtet haben. Viele Regionen und ihre Bewohner*innen wurden in Besitz genommen, ausgebeutet und verdrängt. Die kolonialisierte Bevölkerung in Afrika, Asien oder den Amerikas wurde unterdrückt, versklavt oder getötet. Legitimiert wurde dies mit pseudo-wissenschaftlichen Rassentheorien und dem Glauben an die eigene kulturelle Überlegenheit. Eine einheitliche Definition von Kolonialismus ist ungenau, weil die Kolonialmächte unterschiedlich herrschten. Konkreter lassen sich beispielsweise der deutsche oder französische Kolonialismus fassen. Der Begriff Kolonialismus beschreibt außerdem historisch das Zeitalter des Kolonialismus, das mit Christoph Kolumbus 1492 begann und bis ins 20. Jh. reichte. Ab den 1950er Jahren setzte die sogenannte Dekolonialisierung ein, in der die kolonialisierten Nationen ihre Unabhängigkeit erkämpften. Kritiker*innen sprechen jedoch von einem bis heute wirksamen Neokolonialismus.

Weiterführende Begriffe:Afrika, Indigene, Anti-Schwarzer Rassismus, Exotismus

Mixed

ist eine Selbstbezeichnung für Menschen, die weiße und Schwarze Eltern oder Großeltern haben. Der Begriff mixed beschreibt Personen, die von weißen Privilegien der Eltern oder eigenen light-skinned Privilegien profitieren können, beispielsweise der deutschen Staatsangehörigkeit. Es ist falsch, mixed mit Mischling zu übersetzen. Die Debatte um die Bezeichnung von Menschen mit weißen und Schwarzen Eltern ist in Deutschland allerdings noch im Gange.

Weiterführende Begriffe:Anti-Schwarzer Rassismus, Afrodeutsche, BPoC

N-Wort

ist ein kolonial-rassistischer Begriff für Schwarze Menschen. Im Sprachgebrauch findet er sich noch als N.-Kuss, vor allem aber als Alltagsbeleidigung. In (Kinder-)Literatur kommt er beispielsweise als N-Sklave oder N-König vor, wie in (älteren) Auflagen von Astrid Lindgrens Büchern. Die Abkürzung N-Wort dient dazu, den rassistischen Begriff nicht zu reproduzieren. Der Begriff sollte nicht ausgesprochen oder ausgeschrieben werden, da er nie neutral gemeint war, sondern in Rassentheorien sowie der Versklavung Schwarzer Menschen verwurzelt ist und Schwarze entwürdigt. Auch in Zitaten sollte darauf verzichtet werden oder eine Triggerwarnung vorangestellt werden: »Wir zeigen ein Archiv-Stück, in dem rassistische Begriffe vorkommen. Sie können verletzend oder retraumatisierend sein«. Das N-Wort nicht auszuformulieren zeigt, dass die Bedürfnisse Betroffener im Publikum ernst genommen werden.

Weiterführende Begriffe:Kolonialismus, Anti-Schwarzer Rassismus, M-Wort

Postkolonialismus

(engl. Postcolonial Studies) ist eine Forschungsrichtung, die davon ausgeht, dass die Geschichte des Kolonialismus mit den historischen Unabhängigkeitserklärungen nicht vorbei ist. Untersucht werden die Folgen von bis heute fortbestehenden kolonialen Denk- und Handlungsmustern. Ebenso stellt Postkolonialismus die Frage nach Reparationen, beispielsweise in Debatten um die Rückgabe kolonialer Raubgüter in deutschen Museen.

Weiterführende Begriffe: Neokolonialismus, Afrika

Race

wird oft fälschlich mit Rasse übersetzt. Der Begriff race hat im englischsprachigen Raum, besonders durch die US-amerikanische Bürgerrechtsbewegung, einen Bedeutungswandel vollzogen. Er beinhaltet das Wissen, dass es zwar keine Menschenrassen gibt, aber sehr wohl Rassismus aufgrund einer Kategorisierung in vermeintliche »Rassen«. Im Deutschen verweist der Begriff hingegen auf angeblich biologische Unterschiede zwischen weißen und Schwarzen Menschen. Je nach Zusammenhang könnte von (Menschen mit) Rassismuserfahrungen, von Schwarzer Diaspora oder vom Schwarzsein die Rede sein.

Weiterführende Begriffe: Kolonialismus, Anti-Schwarzer Rassismus

Schwarzafrika

wird als Synonym für afrikanische Länder südlich der Sahara genutzt. Darin schwingt eine koloniale Vorstellung von Nordafrika als dem hochentwickelten weißeren Teil des afrikanischen Kontinents mit (ehemals »Weißafrika«) und der vermeintlich unterentwickelten, von Schwarzen Menschen bewohnten Region. Präziser ist es, die Länder zu benennen, die gemeint sind, oder die Region als südliches Afrika zu bezeichnen.

Weiterführende Begriffe: Afrika, Kolonialismus, Anti-Schwarzer Rassismus

Schwarzafrikaner*in

ist eine rassistische Fremdbezeichnung für Schwarze Menschen. Bezeichnungen wie »Afrikaner*in« sind geografisch ungenau. Es empfiehlt sich, konkrete Herkunftsländer zu benennen – sofern die Nationalität inhaltlich relevant ist. In Beiträgen über Südafrika kann von Schwarzen Südafrikaner*innen und weißen Südafrikaner*innen gesprochen werden.

Weiterführende Begriffe: Afrika, Kolonialismus, Anti-Schwarzer Rassismus

Schwarze Diaspora

(altgriech. »Zerstreuen«). Diaspora benennt vertriebene jüdische Gruppen. Abgeleitet davon steht Schwarze Diaspora für Schwarze Menschen, die nicht in den Herkunftsregionen ihrer Vorfahren leben. Außerdem gibt es nationale Diaspora-Gruppen, zum Beispiel bezeichnen sich Menschen mit ghanaischer Migrationsbiografie in Deutschland als ghanaische Diaspora. Der Begriff wird von vielen Gruppen Ausgewanderter oder von Glaubensgemeinschaften verwendet; so gibt es die polnische Diaspora, die alevitische Diaspora etc.

Weiterführende Begriffe: Afrika, Kolonialismus, Afrodeutsche

Stamm

Im Kolonialismus orientierten Europäer*innen sich oft an Begriffen, die in Zusammenhang mit der Antike und dem Frühmittelalter standen. In Anlehnung an germanische Völker wurden Gruppen auf dem afrikanischen und amerikanischen Kontinent einfach als »Stämme« pauschalisiert. Die Diversität Afrikas und Amerikas blieb unsichtbar und dies wirkt bis heute nach. Sinnvoller ist es, die zahlreichen Selbstbezeichnungen zu benutzen, wie zum Beispiel für die Gruppe der Fulbe aus Westafrika oder die Kayapó aus dem Amazonasbecken.

Weiterführende Begriffe: Exotismus

Token

beschreibt eine*n Vertreter*in einer diskriminierten Gruppe, der*die benutzt wird, um nach außen Vielfalt vorzutäuschen oder diskriminierende Haltungen zu legitimieren. Muss also zum Beispiel auf der Firmenwebsite die einzige Schwarze Mitarbeiterin ganz vorn aufs Teamfoto oder werden Schwarze Schauspieler*innen in Filmen ausschließlich auf Nebenrollen reduziert, fungieren sie als Tokens. In ähnlichen Zusammenhängen ist Deutschland manchmal von »Quotenmigranten«, »-Schwarzen« oder »-frauen« die Rede.

Weiterführende Begriffe:BPOC, People of Color, Rassismus

Verschwörungsideologien, antisemitische

haben eine lange Tradition und sind heute vor allem in sozialen Netzwerken im Umlauf. Schon aus dem 12. Jh. sind Verschwörungsmythen bekannt, wie Legenden von Ritualmorden oder Brunnenvergiftungen, die immer wieder die Verfolgung von Juden*Jüdinnen auslösten. Mindestens seit dem Beginn des 19. Jh. existiert der Verschwörungsglaube von dem Streben der Juden*Jüdinnen nach der Weltherrschaft, welche auf den gefälschten »Protokollen der Weisen von Zion« beruht. Noch heute berufen sich Antisemit*innen auf diese Protokolle, an die bereits Adolf Hitler glaubte – sie gelten als Schlüsseldokument einer angeblichen jüdischen Weltverschwörung.

Weiterführende Begriffe:Extremismus, Ideologien der Ungleichwertigkeit, Rechtsextremismus

Weiße Privilegien

Weiße Privilegien sind gesellschaftliche Vorteile, die damit einhergehen, weiß zu sein, allen voran das Privileg, nicht rassistisch diskriminiert zu werden.

Weiterführende Begriffe: Schwarz, BPOC, People of Color, Race, Hautfarbe