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Anti-Schwarzer Rassismus

richtet sich spezifisch gegen Schwarze Menschen und entstand systematisch mit der Versklavung sowie der Ausbeutung des afrikanischen Kontinents und seiner Bewohner*innen. Um die brutale Kolonialisierung zu legitimieren, erklärten Europäer*innen, darunter auch Wissenschaftler*innen, Schwarze zu minderwertigen Menschen. Das geschah besonders anhand physischer Eigenschaften, zum Beispiel der Körperform oder von Afrohaaren. Anti-Schwarzer Rassismus führt aufgrund dieser Sichtbarkeit des Schwarzseins, insbesondere bei dark-skinned Personen, zu regelmäßigen psychischen und physischen Gewalterfahrungen im privaten und öffentlichen Raum.

Weiterführende Begriffe:Afrika, Kolonialismus, Schwarze Menschen, N-Wort, M-Wort, Blackfacing

Antiromaismus

beschreibt Rassismus gegen Rom*nja und Sinti*zze , ohne das Schimpfwort Z*** zu reproduzieren, und wird deshalb von einigen Betroffenen bevorzugt. Der Begriff ist allerdings in der Kritik, weil er aussagt, dass Menschen diskriminiert werden, weil sie Rom*nja sind. Ursächlich dafür sind aber rassistische Einstellungen der Mehrheitsbevölkerung. Etablierter ist Antiziganismus.

Weiterführende Begriffe: Antiziganismus, Deutsche Rom*nja, Gadje/Gadsche, Gadje-Rassismus, Nationalsozialistischer Genozid

Antislawischer Rassismus

bezeichnet die strukturelle Diskriminierung von Menschen, die vermeintlich oder selbstgewählt zur sozial-konstruierten Gruppe der Slaw*innen gehören, z. B. Russlanddeutsche oder jüdische Kontingentflüchtlinge. Diese Diskriminierungsform kann sich auch pauschal gegen die Bevölkerung von Ländern wie Polen, Russland, Ukraine, Serbien, Bulgarien usw. richten oder gegen Menschen, denen die nationale oder ethnische Zugehörigkeit zu einem dieser Länder zugeschrieben wird. Im Nationalsozialismus diente der Antislawismus und die rassistische Zuordnung zu einer »slawischen Rasse« der Abwertung und Entmenschlichung sowie als Begründung für deutsche Kriegs- und Siedlungspolitik. Antislawischer Rassismus ging und geht auch deshalb häufig mit Antisemitismus, Antibolschewismus und Antikommunismus einher.

Weiterführende Begriffe: Nationalsozialistischer Genozid, Antiromaismus, Anti-Schwarzer Rassismus, Wir

Colorism

beschreibt eine spezifische Diskriminierungsform, die Schwarze mit dunklem Hautton (dark-skinned) abwertet. Colorism folgt einer kolonialen Farbhierarchie von dunkel nach hell, also von dark-skinned über light-skinned bis weißgelesen. Dark-skinned Schwarze sind stärker von Rassismus betroffen und medial weit weniger sichtbar. Colorism gibt es ebenso bei Menschen mit dunkleren oder helleren Hauttönen in Südasien oder in arabischen Ländern.

Weiterführende Begriffe:Kolonialismus, Anti-Schwarzer Rassismus, Schwarze Menschen

Dark-skinned

beschreibt eine Schwarze Person mit dunklem Hautton. Der englische Begriff ist nicht gleichbedeutend mit der deutschen Übersetzung dunkelhäutig (siehe dazu farbig). Dark-skinned Schwarze Menschen sind laut Studien 1 häufiger betroffen von rassistischer Gewalt und strukturellem Rassismus als light-skinned Personen.

Weiterführende Begriffe:  Colorism, Schwarze Menschen, Kolonialismus, Anti-Schwarzer Rassismus, hautfarbe

Dunkelhäutig

ist eine deutsche Fremdbeschreibung für Schwarze Menschen und PoC, die von den so Bezeichneten häufig abgelehnt wird (vgl. farbig). Der Begriff ist nicht gleichbedeutend mit der englischen Selbstbezeichnung dark-skinned.

Weiterführende Begriffe: light-skinned, Hautfarbe, Anti-Schwarzer Rassismus

Featurism

zeigt sich, wenn optische Merkmale, wie zum Beispiel eine breitere Nasenform, abgewertet werden, weil sie nicht einer weißen »Norm« entsprechen. Ähnlich wie bei Texturism wirken in Featurism die kolonialen Schönheitsideale nach und sorgen auch in Schwarzen Communitys für Ausgrenzung.

Weiterführende Begriffe: Colorism, Schwarze Menschen, Afrodeutsche, Afrohaare

Light-skinned

beschreibt eine Schwarze Person mit vergleichsweise hellem Hautton. Light-skinned Schwarze Menschen sind im Gegensatz zu dark-skinned Personen strukturell weniger stark benachteiligt. Sie profitieren von Colorism, trotzdem können auch sie Rassismus erleben.

Weiterführende Begriffe:Hautfarbe, Mixed, Anti-Schwarzer Rassismus

Mixed

ist eine Selbstbezeichnung für Menschen, die weiße und Schwarze Eltern oder Großeltern haben. Der Begriff mixed beschreibt Personen, die von weißen Privilegien der Eltern oder eigenen light-skinned Privilegien profitieren können, beispielsweise der deutschen Staatsangehörigkeit. Es ist falsch, mixed mit Mischling zu übersetzen. Die Debatte um die Bezeichnung von Menschen mit weißen und Schwarzen Eltern ist in Deutschland allerdings noch im Gange.

Weiterführende Begriffe:Anti-Schwarzer Rassismus, Afrodeutsche, BPoC

N-Wort

ist ein kolonial-rassistischer Begriff für Schwarze Menschen. Im Sprachgebrauch findet er sich noch als N.-Kuss, vor allem aber als Alltagsbeleidigung. In (Kinder-)Literatur kommt er beispielsweise als N-Sklave oder N-König vor, wie in (älteren) Auflagen von Astrid Lindgrens Büchern. Die Abkürzung N-Wort dient dazu, den rassistischen Begriff nicht zu reproduzieren. Der Begriff sollte nicht ausgesprochen oder ausgeschrieben werden, da er nie neutral gemeint war, sondern in Rassentheorien sowie der Versklavung Schwarzer Menschen verwurzelt ist und Schwarze entwürdigt. Auch in Zitaten sollte darauf verzichtet werden oder eine Triggerwarnung vorangestellt werden: »Wir zeigen ein Archiv-Stück, in dem rassistische Begriffe vorkommen. Sie können verletzend oder retraumatisierend sein«. Das N-Wort nicht auszuformulieren zeigt, dass die Bedürfnisse Betroffener im Publikum ernst genommen werden.

Weiterführende Begriffe:Kolonialismus, Anti-Schwarzer Rassismus, M-Wort

Race

wird oft fälschlich mit Rasse übersetzt. Der Begriff race hat im englischsprachigen Raum, besonders durch die US-amerikanische Bürgerrechtsbewegung, einen Bedeutungswandel vollzogen. Er beinhaltet das Wissen, dass es zwar keine Menschenrassen gibt, aber sehr wohl Rassismus aufgrund einer Kategorisierung in vermeintliche »Rassen«. Im Deutschen verweist der Begriff hingegen auf angeblich biologische Unterschiede zwischen weißen und Schwarzen Menschen. Je nach Zusammenhang könnte von (Menschen mit) Rassismuserfahrungen, von Schwarzer Diaspora oder vom Schwarzsein die Rede sein.

Weiterführende Begriffe: Kolonialismus, Anti-Schwarzer Rassismus

Schwarz

ist eine Eigenbezeichnung, die viele afrodiasporische Menschen und Initiativen verwenden. Sie kommt aus dem englischsprachigen Rassismusdiskurs (»Black«). Auch hier geht es nicht um Hautfarbe, sondern um den Gegensatz zu weiß (vgl. PoC). Als politische Selbstbezeichnung wird Schwarz groß geschrieben – auch von immer mehr Medien. Seit Juli 2020 hat bspw. die New York Times die Großschreibung von »Black« in ihren redaktionellen Stilvorschriften festgelegt. Die spezifische Rassismuserfahrung, die Schwarze Menschen machen, wird als Anti-Schwarzer Rassismus bezeichnet. Siehe auch im Kapitel »Schwarze Menschen« ab Seite 41.

Weiterführende Begriffe: BPOC, People of Color, weiß, Hautfarbe

Schwarze Menschen, Schwarze*r

ist eine Selbstbezeichnung von Menschen mit beispielsweise afrikanischen, karibischen oder afro-US-amerikanischen Vorfahren. Schwarz wird in diesem Zusammenhang immer groß geschrieben, um deutlich zu machen, dass damit keine Hautfarbe beschrieben wird. Schwarz ist vielmehr eine politische Selbstbezeichnung, die gemeinsame Erfahrungen sowie die gesellschaftspolitische Position und die Lebensrealität von Menschen beschreibt, die von Anti-Schwarzem Rassismus betroffen sind.

Weiterführende Begriffe:BPOC People of Color, weiß, Hautfarbe, Afrodeutsche

Texturism

ist die Hierarchisierung unterschiedlicher Typen von Afrohaaren. Haare, die eher dem weißen Schönheitsideal entsprechen, wie zum Beispiel größere Afrolocken, werden als »good hair« aufgewertet und gegenüber engen kleinen Locken (»bad hair«, »nappy hair«) bevorzugt. Schwarze Personen mit enger gelocktem Haar sind oft stärker von Anti-Schwarzem Rassismus betroffen. Meistens ist Texturism mit Colorism verbunden.

Weiterführende Begriffe: Featurism

Weiße Fragilität

(engl. »White Fragility«) beschreibt die Reaktion vieler weißer Menschen, wenn Rassismus, ihr Weißsein und die damit verbundenen weißen Privilegien zur Sprache kommen. Dass weiße Menschen in der Gesellschaft besonderen Schutz und Sicherheit genießen, führt laut der Soziologin Robin Di Angelo1 zu einer fehlenden Notwendigkeit und Fähigkeit, sich (selbst-)kritisch mit Rassismus auseinanderzusetzen. Das wiederum hat typische Abwehrmechanismen zur Folge, wie Wut, Angst oder Schuld und Scham, die sich in solchen Situationen äußern.

Weitere Begriffe: ||Schwarz, BPOC, People of Color, Weiße Privilegien, Race, Hautfarbe