Archiv

Wer sind “wir”, wer sind “die Anderen”?

Deutsch-Türk*in

usw. ist eine Möglichkeit die Internationalität von Menschen zu beschreiben. Dabei ist es allerdings sinnvoll, ihren Lebensmittelpunkt zu betonen, also
Türkei-Deutsche statt Deutsch-Türkin, Spanisch-Deutsche, Polnisch-Deutsche usw.
Denn bei Wortzusammensetzungen im Deutschen steht die Hauptbedeutung immer am Ende (z. B. Hausschuh). Übrigens empfinden sich auch Eingewanderte ohne deutschen Pass oft als Teil der deutschen Gesellschaft, also z.B. als Türkei-Deutsche, zudem sind Bezeichnungen dieser Art im Plural genderneutral.

Weiterführende Begriffe: Bindestrich-Deutsche, Gastarbeiter, Kanaken, Migranten, Muslime, Russlanddeutsche, Südländer, Türkischstämmige (Bürger)

Deutsche

steht für deutsche Staatsangehörige. Als Adjektiv oder Substantiv sollte der Begriff nicht dazu dienen, eine ethnische Zugehörigkeit und damit nur die standarddeutsche Bevölkerung zu beschreiben. Denn: Jede*r fünfte Deutsche hat einen Migrationshintergrund. Und ihr Anteil wächst: Seit dem Jahr 2000 erhalten in Deutschland geborene Kinder von Ausländer*innen (in der Regel automatisch die deutsche Staatsangehörigkeit).

Weiterführende Begriffe: Autochthone Deutsche, Biodeutsche, Standard-Deutsche, Deutsche ohne Migrationshintergrund, Einheimische

Deutsche ohne Migrationshintergrund

ist der korrekte Gegensatz zu Menschen mit Migrationshintergrund. Ist nur von Deutschen die Rede, sind Deutsche mit Migrationshintergrund schließlich selten mitgemeint.

Weiterführende Begriffe: Autochthone Deutsche, Biodeutsche, Bundesrepublikaner*in Einheimische, Othering, Standard-Deutsche, Weiße Deutsche

Deutscher Diversity-Tag

ist ein Aktionstag zur Förderung von Diversität und Chancengleichheit in der Arbeitswelt. Er wurde 2012 von der Charta der Vielfalt initiiert und macht seitdem jährlich im Mai mit Aktionen, Workshops und Veranstaltungen auf Themen der vielfältigen Arbeitswelt aufmerksam.1

Weiterführende Begriffe: Diversity, Diversity Management

Diversity

Diversity bzw. Diversität bedeutet Vielfalt und beschreibt die Tatsache, dass Menschen unterschiedliche Merkmale hinsichtlich verschiedener Kategorien (wie z. B. Herkunft, Ethnizität, Sexualität, Behinderung etc.) haben. Auf diesen vielfältigen Merkmalen basieren strukturelle Ungleichheit und Diskriminierung. Diversitätsorientierte Arbeit erkennt die Vielfalt der Gesellschaft an und strebt danach, Diskriminierungen abzubauen und Chancengleichheit zu fördern. Diversitätsorientierung reagiert nicht nur auf die faktische Diversität unserer Gesellschaft, sondern gestaltet sie aktiv und nimmt ihr Potenzial wahr. Der Ansatz entstand in der US-amerikanischen Schwarzen Bürgerbewegung der 1960er Jahre1.

Weiterführende Begriffe: Diversity Management, Intersektionalität, Marginalisierung

Diversity Management

Die aktive Gestaltung einer diversitätsorientierten Organisationsstruktur, v. a. im wirtschaftlichen Bereich. Diversity Management versucht Diversität am Arbeitsplatz umzusetzen. Mittel dafür sind z. B. eine diversitätsorientierte Personalpolitik, Antidiskriminierungsmaßnahmen am Arbeitsplatz oder Auseinandersetzung mit verschiedenen Arbeitsweisen. Bisweilen wird Diversity Management allerdings als reines Modewort zu Marketingzwecken übernommen und eine Diversität behauptet, die nicht über Tokenism hinausgeht 1.

Weiterführende Begriffe: Deutscher Diversity-Tag, Diversity

Drittstaatsangehörige

wird in der Fachsprache verwendet, um Menschen zu beschreiben, die keine Staatsangehörigkeit eines EU-Landes haben. Solange es rechtliche Unterscheidungen für diese Gruppen gibt, ist der Begriff unvermeidbar. Beispiel: Deutsche haben allgemeines Wahlrecht, EU- Bürger*innen können in Deutschland bei Kommunalwahlen abstimmen, Drittstaatsangehörige dürfen in keinem Fall mitwählen.

Weiterführende Begriffe: Bundesrepublikaner, Einwanderer, Menschen mit internationaler Geschichte, Migranten, Zuwanderer