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Muslim*innen

Alevit*innen

sind eine eigenständige Religionsgemeinschaft, die ihren Glauben als Yol (mystischer Weg) bezeichnet. Das Alevitentum hat sich aus vorislamischen, schiitischen und mystischen Elementen in Anatolien entwickelt, sodass unterschiedliche Verständnisse darüber existieren. Zahlreiche Eingewanderte aus der Türkei sind bspw. Alevit*innen, darunter auch viele Kurd*innen.

Weiterführende Begriffe: KulturmuslimeMuslimeSchiiten

Antimuslimischer Rassismus

bezeichnet die Diskriminierung von Menschen, die aufgrund ihrer tatsächlichen oder auch bloß zugeschriebenen Religionszugehörigkeit als Muslim*innen wahrgenommen werden. Im Vergleich zu den Begriffen Islamophobie oder Islamfeindlichkeit verweist die Bezeichnung antimuslimischer Rassismus auf das tatsächliche Problem: eine rassistische Vorstellung von Muslim*innen als homogene Gruppe, der bestimmte (zumeist negative) Eigenschaften zugewiesen werden und die als fremd eingeordnet wird.
Weiterführende Begriffe: Ausländerhass, FremdenfeindlichkeitIslamkritik, Islamfeindlichkeit, Rassismus

Beschneidung, islamische

von Jungen (arab. Khitan), wird von vielen Muslim*innen als religiöse Pflicht angesehen und ist weitgehend etablierte Praxis. Sie wird im Laufe der Kindheit vor der Pubertät durchgeführt. Mit der Beschneidung werden Jungen rituell in der islamischen Gemeinschaft sozialisiert. In Deutschland ist die Beschneidung seit 2012 gesetzlich geregelt; laut § 1631d des BGB ist sie erlaubt, wenn sie »nach den Regeln der ärztlichen Kunst durchgeführt« wird.

Weiterführende Begriffe: Beschneidung, jüdische

Boko Haram

ist eine radikal-islamistische Terrormiliz, die 2009 im Nordosten Nigerias gegründet wurde. Offiziell trägt die Terrorgruppe seit 2009 den Namen »Jama‘atu Ahlis Sunna Lidda‘awati wal-Jihad«, der im Deutschen »Vereinigung der Sunniten für den Ruf zum Islam und für den Dschihad« bedeutet. Sie wird im Allgemeinen jedoch weiterhin Boko Haram genannt, was meist übersetzt wird mit »Westliche Bildung ist verboten«.  Entstanden ist sie aus der gleichnamigen sektenähnlichen Gruppierung, die seit 2002 im Nordosten Nigerias offen als eine fundamentalistisch-islamistische Gemeinschaft operierte. Ziel von Boko Haram ist es, einen islamischen Gottesstaat nach dem »Recht« der Scharia zu errichten; 2014 rief die Miliz in den von ihr beherrschten Gebieten im Norden Nigerias ein islamisches Kalifat aus, ähnlich wie der IS kurz zuvor im Nordirak.

Weiterführende Begriffe: Dschihadismus, Dschihadist, radikaler Islam/ radikale Muslime, Salafismus

Burka

verhüllt den ganzen Körper, den Kopf und das Gesicht; die Augen sind von einem Stoffgitter verdeckt; vor allem typisch in Afghanistan und teils in Pakistan. Burka wird oft falsch verwendet, wenn eigentlich ein Gesichtsschleier gemeint ist, der die Augen freilässt, also ein Niqab.

Weiterführende Begriffe: Hijab, Kopftuch, Kopftuchträgerin, Scharia, Tschador

Dschihad

wird meist mit »Heiliger Krieg« assoziiert, bedeutet zunächst »Anstrengung«, »Mühe« und kann sich auch auf einen inneren Auftrag beziehen, z.B. beim Kampf gegen »das Böse« im Herzen (großer Dschihad). Der kleine oder äußere Dschihad hingegen besteht in jeder Form der zulässigen Verteidigung von Muslim*innen.

Weiterführende Begriffe: Boko Haram, Dschihadismus, Dschihadist, Islamischer Staat (IS), Islamismus, Pop-Dschihadismus, || radikaler Islam, Salafismus, Scharia

Dschihadismus, Dschihadist*in

wird in der Regel im Zusammenhang mit militanten, gewaltbereiten Islamist*innen verwendet, deren Ideologie zufolge der Dschihad den bewaffneten Kampf meint, der jedem*jeder Muslim*in vorgeschrieben sei, solange muslimische Gebiete unter Besetzung sind oder »Ungläubige« gegen Muslim*innen kämpfen.
Weiterführende Begriffe: Dschihad, Pop-Dschihadismus, Radikaler Islam

Euro-Muslim*innen

geht auf den Begriff des Euro-Islam zurück, den der Islamwissenschaftler Bassam Tibi 1991 in die wissenschaftliche Diskussion eingebracht hat. Der Begriff beschreibt eine bestimmte säkularisierte Form des Islam, die sich dadurch herausbilden soll, dass in Europa lebende Muslim*innen Pflichten und Prinzipien des Islam mit Werten der modernen europäischen Kultur kombinieren. Mittlerweile gibt es aber auch konservativere Auslegungen eines Euro-Islam, weshalb der Begriff wissenschaftlich umstritten ist. In der Berichterstattung kommt Euro-Muslim*in vor allem als Selbstbezeichnung vor.
Weiterführende Begriffe: KulturmuslimeMuslimeNeo-MuslimePop-MuslimeSäkulare Muslime

Fatwa

(arabisch) ist eine Rechtsauskunft von einer muslimischen Autorität, die auf Anfrage ein religiöses oder rechtliches Problem klärt. Anders als ein Gerichtsurteil beruht die Fatwa auf der persönlichen Interpretation und der jeweiligen islamischen Rechtsschule ihres Verfassers. Somit können Muslim*innen zur gleichen Frage widersprüchliche Fatwas erhalten. Oftmals werden Fatwas als praktische Lebensberatung zu Alltagsfragen erlassen.

Weiterführende Begriffe: Hadith/pl. Ahadith, Koran/Qur’an, Scharia

Fundamentalist*in

stammt aus der Geschichte der christlichen Kirchen und bezeichnete Angehörige einer Strömung im Protestantismus der USA Anfang des 20. Jh. Inzwischen wird der Begriff auch im politischen Kontext benutzt. Es ist aber umstritten, ob er auf bestimmte Strömungen im Islam anwendbar ist. Alternativ kann man auf Formulierungen zurückgreifen wie rückwärtsgewandte oder konservative Muslim*innen oder altherkömmlich gläubige Muslim*innen. Handelt es sich bei den zu Bezeichnenden um militante Fundamentalist*innen (jedes Glaubens), kann man von Terrorist*innen sprechen.

Weiterführende Begriffe: IslamismusPop-DschihadismusRadikale MuslimeSalafistenScharia

Hadith / pl. Ahadith

(arab. Bericht, Erzählung) In den Ahadith wurde das Reden, Handeln oder billigende Schweigen des Propheten festgehalten. Die Gesamtheit der Ahadith bildet die Sunna; neben dem Koran ist sie die zweite Hauptquelle für islamische Theologie und islamisches Recht sowie Ethik und Glaubenspraxis.

Weiterführende Begriffe:

Halal und Haram

sind aus dem Arabischen stammende Begriffe aus dem Koran, wobei Halal »erlaubte« Verhaltensweisen bezeichnet, während Haram »Unerlaubtes« festlegt. Bei Lebensmitteln sind bspw. Schweinefleisch und Alkohol haram, wobei viele Muslim*innen mit den Nahrungsmittelgeboten eher individuell umgehen. Auch für die Herstellung der Lebensmittel gibt es Regeln, weshalb viele Hersteller mittlerweile mit Halal-Zertifikaten werben (siehe auch Koscher im Kapitel »Juden*Jüdinnen«).

Weiterführende Begriffe: Euro-Muslime, Koscher, Scharia

Hijab / Hidschab

bedeutet Verhüllung und wird in Deutschland oft wie Kopftuch verwendet. Gemeint ist ein Tuch, das den Kopf, meist auch den Hals und teils die Schultern bedeckt, das Gesicht aber freilässt. Inspiriert durch Tradition oder Mode gibt es viele verschiedene Trageweisen des Hijab, meist liegt das Tuch relativ eng an.
Weiterführende Begriffe: BurkaKopftuchträgerinNiqabTschador

Imam*in

ist das arabische Wort für die Person, die vorne steht/vorsteht. In deutschen Medien ist damit meist die religiöse Führung islamischer Gemeinden oder ein*e Vorbeter*in gemeint, obwohl die Vorbeter*innen in türkischen Gemeinden i.d.R. Hoca heißen. Zu den Aufgaben von Imam*innen in Deutschland gehören, neben dem Vorbeten und Predigen, die religiöse Unterweisung für Kinder und Erwachsene, die Seelsorge und der interreligiöse Dialog. Andere Begriffe für dieses Amt sind Scheikh und Murshid. Frauen können z. B. als weibliche HocaMurshida, Weize oder Sheika einer islamischen Gemeinde vorstehen oder Funktionen religiöser Autoritäten ausüben (Koraninterpretation, Erstellung von Rechtsgutachten); Imaminnen beten meistens nur weiblichen Gläubigen vor.

Weiterführende Begriffe:

Islamfeindlichkeit

bezeichnet eine generell ablehnende Haltung gegenüber dem Islam und seinen Glaubensrichtungen, sowie gegenüber Menschen muslimischen Glaubens und ihren religiösen Praktiken. Im Gegensatz zu Islamophobie benennt Islamfeindlichkeit eine aktive Ablehnung, keine diffuse Angst (Phobie, griechisch: Angst). Synonym kann auch der Begriff antimuslimischer Rassismus verwendet werden, weil er verdeutlicht, dass es dabei weniger um Religionsfragen geht, sondern vielmehr um Ausgrenzung.
Weiterführende Begriffe: antimuslimischer Rassismus, IslamkritikKopftuch, Ideologien der Ungleichwertigkeit

Islamisch

bezieht sich als Adjektiv nicht auf Menschen, sondern nur auf Objekte mit Islambezug und auf den Glauben selbst, z.B. islamische Theologie (nicht muslimische), islamischer Feiertag, islamischer Verein oder islamische Länder.

Weiterführende Begriffe: Islamfeindlichkeit, Islamismus, Islamist, politischer Islam, Islamkritik

Islamischer Staat (IS)

ist die derzeit gängige Bezeichnung für eine seit 2003 aktive dschihadistisch-salafistische Terrororganisation. Zuvor nannte sie sich ISI (Islamischer Staat im Irak), änderte ihren Namen 2013 in »al-Dawlah al-Islamiyah fi al-Iraq wa al-Sham« (arabisch: Islamischer Staat im Irak und der Levante1), dessen Abkürzung ISIL von der US-amerikanischen und der britischen Regierung verwendet wird. Die im Deutschen auch gebräuchliche Bezeichnung ISIS (Islamischer Staat in Irak und Syrien bzw. Großsyrien) vernachlässigt, dass der Machtanspruch der Gruppe über die beiden Länder hinausreicht. 2014 änderte die terroristische Organisation sich namentlich erneut um in IS (Islamischer Staat), um Staatsgrenzen für bedeutungslos zu erklären. Manche Politiker*innen benutzen offiziell die Bezeichnung Daesh (Frankreich) oder DEAS/DAES (Türkei), die sich aus den arabischen Initialen der Gruppe zusammensetzten. Die Terrorist*innen selbst lehnen diese Namen ab, weil sie im Arabischen negative Bedeutungen haben.
Weiterführende Begriffe: Boko Haram, Dschihad, Pop-DschihadismusRadikaler Islam / radikale Muslime

Islamismus, Islamist, politischer Islam

Islam und Islamismus sind nicht dasselbe. Islamismus meint zunächst die Verknüpfung von Islam und Politik, also den sogenannten politischen Islam. Islamismus ist daher nicht gleichzusetzen mit Terrorismus. Islamist*in zu sein bedeutet, islamistischer Gesinnung zu sein – das allein ist nicht verboten, sondern nur in Verbindung mit strafbaren Handlungen nicht erlaubt.
Weiterführende Begriffe: Dschihadismus, DschihadistFundamentalistIslamisierung, mutmaßlicher IslamistPop-Dschihadismus, Radikaler Islam, radikale MuslimeSalafismus, Salafisten 

Islamkritik

beschreibt die theologische, ethische oder politische Kritik am Islam und kann eine Form der Religionskritik sein. In öffentlichen Debatten werden jedoch oft auch antimuslimische oder islamfeindliche Äußerungen als Islamkritik bezeichnet, die weniger auf Fakten als auf Ressentiments beruhen und sich pauschal gegen Muslim*innen richten.
Weiterführende Begriffe: ||Antimuslimischer RassismusIslamfeindlichkeitIslamophobieIslamophobie, Überfremdung

Islamophobie

entspricht nicht der wörtlichen Übersetzung »Islam-Angst«, sondern ist der wissenschaftliche Begriff für die generelle Ablehnung des Islam und von tatsächlichen oder mutmaßlichen Muslim*innen. Daneben beschreibt Islamophobie auch die stereotypisierende Darstellung von Muslim*innen (u. a. auf islamfeindlichen Blogs) sowie diskriminierendes Verhalten gegenüber muslimischen Menschen bzw. solchen, die dafür gehalten werden. Gute Alternativen sind Islamfeindlichkeit und antimuslimischer Rassismus.
Weiterführende Begriffe: Antimuslimischer RassismusIslamisierungIslamkritik, Islamfeindlichkeit, Islamophobie, Überfremdung, Ideologien der Ungleichwertigkeit

Kopftuch

kann im Gegensatz zum eher eng anliegenden Hijab auch ein locker um den Kopf geschlungenes Tuch sein. Je nach Auslegung des Korans, politischer Lage und persönlicher Einstellung, ist es Musliminnen freigestellt, sich zu verhüllen, oder es gibt eine Pflicht, die Haare zu verdecken. Laut einer Umfrage unter Musliminnen in Deutschland trägt von den stark Gläubigen unter ihnen jede Zweite nie ein Kopftuch.1 In Ländern wie Iran, Saudi-Arabien oder den Vereinigten Arabischen Emiraten sind Frauen gesetztlich verpflichtet, sich zu bedecken, wenn sie von nicht verwandten Männern gesehen werden könnten.
Weiterführende Begriffe: BurkaKopftuchträgerin, NiqabSäkulare MuslimeTschador

Kopftuchträgerin

wird oft synonym für praktizierende Musliminnen verwendet. Grundsätzlich ist die Reduzierung einer Person auf ein äußeres Merkmal problematisch, vor allem bei den mitunter abfällig gemeinten Begriffen »Kopftuchfrau« oder »Kopftuchmädchen«. Diese Zuschreibungen sagen wenig über die vielfältigen Gründe, Weltanschauungen, Auslegungen und Glaubenspraktiken von Musliminnen aus.
Weiterführende Begriffe: Burka, Hijab/Hidschab, Kopftuch, Niqab, Säkulare MuslimeTschador

Koran/Qur’an

(arab. Lesung, Rezitation) ist die Heilige Schrift des Islams. Er ist in Reimprosa abgefasst und enthält gemäß dem Glauben von Muslim*innen die wörtliche Offenbarung Gottes, die an den Propheten Mohammed, durch den Engel Gabriel herabgesandt wurde. Der Koran ist die wichtigste Quelle für islamische Theologie und islamisches Recht, sowie Ethik und Glaubenspraxis. Dennoch umfasst er nicht alle Belange und Fragestellungen von Muslim*innen. Eine weitere bedeutende Quelle ist die Sunna (überlieferte Norm) des Propheten, in der mündlich überlieferte Aussprüche und Taten Mohammeds in den Hadith / pl. Ahadith festgehalten wurden.

Weiterführende Begriffe:Imam*in, Thora / Tora / Torah, Islamisch, Fatwa

Kulturmuslim*innen

beschreibt Muslim*innen, die den Islam zwar nicht praktizieren, sich aber einer islamischen Kultur zugehörig fühlen. Der Begriff taucht in der Berichterstattung meist als Selbstbezeichnung auf.
Weiterführende Begriffe: Euro-Muslime, Liberale Muslime, Neo-Muslime, Pop-Muslime, Säkulare Muslime

Liberale Muslim*innen

wurde 2010 durch die Gründung des Liberal-Islamischen Bunds (LIB)1 als Begriff etabliert und ist die Selbstbezeichnung einer Gruppe von Muslim*innen, die zeitgemäße Zugänge zum Koran proklamieren und eine pluralistisch-freiheitliche Auffassung des Islam vertreten. Der LIB grenzt sich bewusst von den Säkularmuslim*innen und den islamischen Verbänden (wie Ditib, Zentralrat der Muslime usw.) ab.
Weiterführende Begriffe: Kulturmuslime, Muslime, Neo-Muslime, Euro-Muslime, Pop-Muslime

Mohammedaner

ist ein veralteter Begriff und als Synonym für Muslim*innen unpassend, weil sie Mohammed nicht als Gott verehren. In der Regel findet der Begriff auf einschlägig islamfeindlichen Blogs Verwendung und ist abfällig gemeint.
Weiterführende Begriffe: Antimuslimischer RassismusIslamfeindlichkeitIslamkritik, Islamophobie

Moslem*in

ist eine etwas altmodisch klingende und daher seltener gebräuchliche Bezeichnung für Muslim*innen.

Weiterführende Begriffe: Antimuslimischer Rassismus, islamisch

Muslim*innen

sind Angehörige der islamischen Religionsgemeinschaft. Grundsätzlich gilt es zu hinterfragen, ob die Zuschreibung einer Religion in der Berichterstattung relevant und zutreffend ist. Beispiel: Warum wurde die Religionszugehörigkeit bei der »ersten muslimischen CDU-Bundestagsabgeordneten« Cemile Giousouf 2013 so stark thematisiert? Häufig wird Muslim*in auch als Synonym für Eingewanderte und ihre Nachkommen verwendet, was sachlich falsch ist: Nur ein Viertel aller Menschen aus eingewanderten Familien in Deutschland sind Muslim*innen und es gibt deutsche Muslim*innen ohne Migrationshintergrund.
Weiterführende Begriffe: Euro-Muslime, Kulturmuslime, Liberale Muslime, Neo-Muslime, Pop-Muslime, Säkulare Muslime, Kopftuch

Muslimisch

wird als als Adjektiv in Bezug auf Menschen verwendet z.B. muslimische Frau, muslimischer Schüler oder muslimische Bevölkerung, nicht aber muslimische Religion, sondern islamische. Richtig ist auch islamische Länder, nicht muslimische.
Weiterführende Begriffe: Islamisch

Mutmaßlicher Islamist

taucht in Medienberichten häufig auf und ist irreführend: Islamist*in zu sein ist nicht verboten, d. h. die Gesinnung ist nicht strafbar. Ungesetzlich sind dagegen islamistisch motivierte Gewalt und Propaganda für verbotene Organisationen wie den IS. Meist sind also nicht Islamist*innen gemeint, sondern Terrorverdächtige. Zutreffend könnte zum Beispiel sein: »Die Polizei nahm einen Terrorverdächtigen fest. Die Behörden vermuten, er habe aus islamistischen / religiös begründeten Motiven gehandelt.«
Weiterführende Begriffe: Dschihadismus, DschihadistFundamentalistIslamisierungPop-Dschihadismus, Radikaler Islam, radikale MuslimeSalafismus, Salafisten 

Neo-Muslim*innen

beschreibt eine in Deutschland sozialisierte und selbstbewusste muslimische Generation, in die auch Konvertit*innen inbegriffen sind. Nach Eren Güvercin beziehen sich »Neo-Moslems« auf die fünf Säulen des Islam (Glaubensbekenntnis, Fasten, tägliches Gebet, Pilgerfahrt nach Mekka, Abgabe an Bedürftige und Arme) und sind gesellschaftlich, kulturell oder politisch engagiert. Neo-Muslim*innen ist mehr ein spielerischer Begriff als eine feste Kategorie.
Weiterführende Begriffe: Euro-MuslimeKulturmuslimePop-Muslime, MuslimeSäkulare Muslime, Liberale Muslime

Niqab

ist ein Gesichtsschleier, der nur die Augen freilässt. Ein Niqab wird teils in Verbindung mit einem langen, meist schwarzen mantelähnlichen Umhang getragen (z.B. in Saudi-Arabien, Jemen, Oman, Vereinigte Arabische Emirate, Kuwait, Katar). In anderen arabischen Ländern heißt dieser Mantel oder Umhang Abaya, im Iran Tschador.
Weiterführende Begriffe: BurkaHijabKopftuchKopftuchträgerin

Opferfest

Das Opferfest zählt zu den wichtigsten islamischen Ereignissen. Es dauert vier Tage, der Zeitpunkt berechnet sich nach dem islamischen Mondkalender und verschiebt sich jedes Jahr. Wer es sich leisten kann, soll laut Brauch ein Tier opfern bzw. schlachten (lassen) und das Fleisch unter den Armen verteilen. Üblich ist es, das Fleisch im eigenen Umfeld zu verteilen und zum Opferfest zu gratulieren.
Weiterführende Begriffe: Ramadan

Pop-Dschihadismus

bezeichnet eine radikale Jugendsubkultur des Dschihadismus in Einwanderungsländern wie Deutschland. Charakteristisch sind moderne Elemente der Popkultur, die für eine eher weltliche und politische Propaganda genutzt werden, im Unterschied zu den stärker theologisch fundierten Argumentationsmustern, etwa im politischen Salafismus. Instrumente dieser Propaganda sind neue Medien, Filmclips im Stil von Musikvideos oder T-Shirts mit entsprechenden Insignien. Meist männliche Vorbilder vermitteln orientierungslosen Jugendlichen einen neuen Lebenssinn, in dem Gruppenzugehörigkeit, ähnlich wie bei Neonazi-Kameradschaften, wichtig ist.1 Religiöse Inhalte dienen im Pop-Dschihadismus nur als Begründungsmuster, vor allem haben das Paradies-Versprechen und ein vermeintlich sündenloses Leben große Bedeutung. Anhänger*innen des Pop-Dschihadismus sind Jugendliche aller Schichten und Nationalitäten. Sie werden teils schnell militant und zu Kämpfer*innen des IS.
Weiterführende Begriffe: Pop-Muslim*innenradikale Muslim*innen

Pop-Muslim*innen

bezeichnet meist junge Muslim*innen, die konservative Religiosität mit modernem Lebensstil zusammenbringen und ihre Zugehörigkeit zur deutschen Gesellschaft betonen. Der Begriff geht zurück auf das Buch »Zwischen Pop und Dschihad« von Julia Gerlach (2006). Mitunter werden Pop-Muslim*innen als Akteur*innen einer jungen Protestkultur gesehen, deren Religiosität zwar zentral ist, aber vor allem als Mittel zur Provokation und Abgrenzung gilt. Daher wird Pop-Muslim*innen teils eine Nähe zur militant-islamistischen Szene nachgesagt.
Weiterführende Begriffe: Euro-MuslimeKulturmuslime, Neo-Muslime, Pop-Dschihadismus, Säkulare Muslime

Radikaler Islam / radikale Muslim*innen

sind problematische Zuschreibungen, weil sie pauschalisieren, so wie »radikales Christentum« oder »radikales Judentum«. Gerade im Zusammenhang mit Sicherheits- und Terrorismusdebatten werden die Begriffe oft undifferenziert verwendet. Passender könnte sein: religiös begründeter oder motivierter Extremismus.
Weiterführende Begriffe: Extremismus, DschihadDschihadismus, DschihadistFundamentalist*inPop-DschihadismusSalafismus

Ramadan

ist der islamische Fastenmonat. Er berechnet sich nach dem islamischen Mondkalender und verschiebt sich jedes Jahr. Dabei verzichten Muslim*innen 29 bis 30 Tage lang, von Morgendämmerung bis Sonnenuntergang, unter anderem auf Essen und Trinken. Zum Ende des Fastenmonats wird drei Tage lang das Ramadan-Fest gefeiert – auch bekannt als Zuckerfest.
Weiterführende Begriffe: Opferfest

Säkulare Muslim*innen

ist eine differenzierte Beschreibung von Muslim*innen, die für eine Trennung von Staat und Religion sind. Präzise Beschreibungen sind oft mehrdeutig: So kann eine praktizierende Muslimin auch ohne Kopftuch auskommen oder eine Frau, die ein Kopftuch trägt, durchaus säkular sein. Im Diskurs der Deutschen Islamkonferenz (DIK) gelten nicht-organisierte muslimische Teilnehmer*innen als säkulare Muslim*innen, was allerdings suggeriert, dass in Verbänden organisierte Muslim*innen automatisch nicht säkular seien.
Weiterführende Begriffe: Euro-Muslim*innenKulturmuslim*innenLiberale Muslim*innenNeo-Muslim*innenPop-Muslim*innen

Salafismus, Salafist*innen

wird in Deutschland vor allem vom Verfassungsschutz verwendet. Die so benannten Gläubigen sind eine sehr kleine Minderheit unter den sunnitischen Muslim*innen und bezeichnen sich selbst zum Teil mit dem auch in der Islamwissenschaft verwendeten Terminus Salafit*innen, mittlerweile ist das arabische Salafis gängiger, weniger üblich ist die weibliche Form Salafiyât. Die Strömung bezieht sich auf die »Altvorderen« (Salaf) und eine dogmatische Interpretation des Koran, die sie als den »wahren« Islam propagiert. Salafit*innen oder Salafis sind jedoch keine homogene Gruppe und nicht grundsätzlich gewaltbereit oder terroristisch, sondern oft unpolitisch. Expert*innen schlagen vor, nur die gewaltbereite Gruppe unter ihnen als Salafist*innen zu bezeichnen, in Abgrenzung zu unpolitischen Salafit*innen1 oder Salafis. Militante Salafist*innen sind dementsprechend gewaltbereite Islamist*innen.
Weiterführende Begriffe: DschihadDschihadismus, DschihadistFundamentalist*inSunnit*innen, radikale Muslim*innen, Pop-Dschihadismus

Scharia

ist keine Gesetzessammlung aus dem Koran, sondern ein Regelwerk, das auf Interpretationen des Koran basiert. Neben radikalen Scharia-Forderungen gibt es auch verfassungskonforme, alternative Scharia-Konzepte, die Muslim*innen im Alltag als Richtlinie religiösen Lebens dienen können.
Weiterführende Begriffe: DschihadFundamentalist*in, Halal und HaramIslamkritikradikale Muslim*innen, Boko Haram, IS

Schiit*innen

sind eine der Hauptgruppen unter den vielen Strömungen im Islam. Die Spaltung in verschiedene Strömungen erfolgte historisch aufgrund der Auseinandersetzungen um die Frage der rechtmäßigen Führung der Gemeinschaft der Muslim*innen nach dem Tod des Propheten Mohammed. Schiit*innen folgen nur dem vierten der Kalifen, Ali ibn Abi Talib. Dieser ist auch für die Alevit*innen der einzig rechtmäßige Nachfolger Mohammeds.
Weiterführende Begriffe: Alevit*innen, Sunnit*innen

Sunnit*innen

stellen mit rund 85 bis 90 Prozent weltweit die Mehrheit der Muslim*innen. Bei der Frage der rechtmäßigen Führung der Gemeinschaft der Muslim*innen nach dem Tod des Propheten Mohammed, erkennen Sunnit*innen die vier Kalifen in der Nachfolge Mohammeds als rechtgeleitete Führer der Umma, der Gemeinde, an. Salafismus ist eine antimodernistische Auslegung der Religion des sunnitischen Islams.
Weiterführende Begriffe: Schiit*innen, Salafismus

Tschador

bedeutet auf Persisch »Zelt« und ist ein den ganzen Körper bedeckender Umhang. Er wird vor allem von Frauen im Iran getragen.
Weiterführende Begriffe: Burka, Hijab, Kopftuch, Kopftuchträgerin, Niqab