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Ausländerkriminalität

sollte nicht als eine Bezeichnung für alle Straftaten verwendet werden, die von Ausländer*innen begangen werden, sondern als Oberbegriff für Verstöße, die nur von Ausländer*innen begangen werden können, wie z. B. Visavergehen oder Verstöße gegen Asylgesetze. Alle anderen Straftaten können konkret benannt werden – es ist bei Delikten, die Ausländer*innen seltener begehen (z. B. Steuerflucht) auch nicht von »Deutschen-Kriminalität« die Rede.
Weiterführende Begriffe: AbschiebungBlutracheEhrenmord, Mord im Namen einer vermeintlichen Ehre, Parallelgesellschaft, Clan, Clan-Kriminalität, Banden

Blutrache

bezeichnet ausschließlich schwere Gewalttaten oder Morde zur Vergeltung der Tötung von Familienmitgliedern. Mitunter wird Blutrache zur Beschreibung anderer Straftaten verwendet, die von Eingewanderten oder deren Nachkommen begangen werden. Dabei handelt es sich aber in vielen Fällen schlicht um Rache oder Racheakte.

Weiterführende Begriffe: Antimuslimischer Rassismus, EhrenmordIslamfeindlichkeitIslamkritik, Mord im Namen einer vermeintlichen EhreParallelgesellschaft, Clan, Clan-Kriminalität

Der Kölner Behrouz F.

bei der Nennung von Namen oder Alias-Namen in Berichten ist eine Verbindung mit dem Wohnort zu empfehlen. Auch eine Nennung des Wohnbezirks kann sinnvoll sein, weil sie oft mehr Aussagekraft hat als die Herkunft. Vor allem in ausführlichen Berichten ist es meist aufschlussreicher zu erfahren, ob Behrouz F. in einem Arbeiterkiez oder Nobelviertel wohnt. Formulierungen wie »der Iraner Behrouz F. aus Köln« oder »der iranischstämmige Behrouz F.« hingegen machen eher deutlich, dass Behrouz F. weder »echter« Kölner noch Deutscher ist oder sein kann.

Weiterführende Begriffe: Der Gesuchte spricht Deutsch mit türkischem Akzent, Osteuropäischer Herkunft, arabischstämmig, Der türkischstämmige (besser: türkeistämmige) Tatverdächtige

Der türkischstämmige Tatverdächtige

(siehe auch: türkischstämmig) Grundsätzlich sollte die Herkunft von Straftäter*innen oder Verdächtigen nur dann genannt werden, wenn ein Bezug zur Tat besteht und die Information zum Verständnis notwendig ist. Das wäre etwa der Fall, wenn z.B. ein kultureller oder religiöser Hintergrund bei der Entscheidung in einem Gerichtsverfahren berücksichtigt wird. Gibt es keinen sachlichen Bezug zum Tathergang, wird durch die explizite Nennung der ethnischen Herkunft von Straftäter*innen oder Verdächtigen in der Nachricht ein vermeintlich ursächlicher Zusammenhang hergestellt. Zum Vergleich: Es ist auch nicht üblich, von deutschstämmigen Täter*innen zu sprechen.
Weiterführende Begriffe: Ausländerkriminalität, Der Gesuchte spricht Deutsch mit türkischem Akzent, Der Kölner Behrouz F., Osteuropäischer Herkunft, arabischstämmig

Der*die Gesuchte spricht Deutsch mit türkischem Akzent

ist in fast allen Fällen eine vage Vermutung. Es ist schwer unterscheidbar, ob ein Mensch einen türkischen, kurdischen, persischen, berberischen oder anderen Akzent hat. Entsprechend kann in Meldungen zur Fahndungshilfe wahrheitsgemäß formuliert werden spricht Deutsch mit Akzent oder sprach Deutsch mit einem Akzent, der vom Zeugen als türkisch eingeschätzt wurde.

Weiterführende Begriffe: Der türkischstämmige (besser: türkeistämmige) Tatverdächtige, Osteuropäischer Herkunft, arabischstämmig, Der Kölner Behrouz F. 

Ehrenmord

definieren Expert*innen für das Bundeskriminalamt so: »Tötungsdelikte, die im Kontext patriarchalisch geprägter Familienverbände oder Gesellschaften vorrangig von Männern an Frauen verübt werden, um die aus Tätersicht verletzte Ehre der Familie oder des Mannes wiederherzustellen«1. Teils wird die Bezeichnung jedoch allgemein verwendet, zum Beispiel wenn ein türkeistämmiger Mann seine Frau umbringt. In vielen Fällen würde die gleiche Tat, begangen in einem standarddeutschen Umfeld, Familientragödie oder Beziehungstat genannt. Die Weltgesundheitsorganiation (WHO) verwendet für solche Taten den Begriff Femizid. Alternative: Frauenmord (siehe Mord im Namen einer vermeintlichen Ehre).

Weiterführende Begriffe: Ausländerkriminalität, Blutrache, ClanParallelgesellschaft

Opfer

ist in der Kriminaliätsberichterstattung gängig als Bezeichnung für Betroffene von Gewalt oder Diskriminierung. Mit dem Begriff werden allerdings Eigenschaften wie Hilflosigkeit oder Versagen assoziiert. Eine mögliche Alternative ist: Betroffene.

Weiterführende Begriffe:Hasskriminalität, Hassverbrechen

Südländer*in

ist ein aus der Mode gekommener Begriff, aber in der Beschreibung »südländisches Aussehen« in manchen Medien noch zu finden. Hier stellt sich die Frage: Was genau ist gemeint? Geografisch ist der Begriff unspezifisch und verortet Menschen außerhalb von Deutschland, obwohl sie hier geboren und aufgewachsen sein könnten. Der Begriff wird auch von rechtsradikalen und rechtsextremen Medien verwendet.
Weiterführende Begriffe: Deutsch-Türk*in, Kanak*inMischling, Türkischstämmige (Bürger*innen)