Archiv

Banden

wird in der Kriminalitätsberichterstattung häufig als Schlagwort verwendet, um mit dem Zusatz »aus Südosteuropa« einen Hinweis auf Rom*nja zu implizieren. Der Begriff sollte aber nur verwendet werden, wenn er juristisch angebracht ist. So definiert der Bundesgerichtshof eine Bande als »Zusammenschluss von mindestens drei Personen, die sich mit dem Willen verbunden haben, künftig für eine gewisse Dauer mehrere selbständige, im Einzelnen noch ungewisse Diebes- oder Raubtaten zu begehen«.

Weiterführende Begriffe: Clan, Clan-Kriminalität, Ausländerkriminalität

Clan

gehört zu den Begriffen, die ebenso wie die Schlagworte »Großfamilie« oder »Sippe« auch ohne einen Hinweis auf die Herkunft implizieren, dass es in einem Bericht um Eingewanderte und ihre Nachkommen oder Rom*nja geht. Weniger kulturalistisch und konkreter ist der Begriff kriminelle Bande, wenn es sich tatsächlich um eine solche handelt.

Weiterführende Begriffe: Banden, Blutrache, Clan-Kriminalität, Ehrenmord, Mord im Namen einer vermeintlichen Ehre, Muslim*innen, Rom*nja, Sinti*zze

Deutsche Rom*nja

sind diejenigen Rom*nja, die nach Aufhebung der Leibeigenschaft in Ost- und Südosteuropa ab Mitte des 19. Jahrhunderts nach Deutschland eingewandert sind. Weitere Roma-Gruppen sind in den 1960er Jahren als Gastarbeiter*innen und in den 1990er Jahren, nach dem Zerfall Jugoslawiens, als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen.

Weiterführende Begriffe: Deutsche Sinti*zze & Rom*nja, Deutsche Staatsangehörigkeit, Displaced Person, Osteuropäischer Herkunft, Sinti*zze

Deutsche Sinti*zze und Rom*nja

sind eine nationale Minderheit. Sprachforscher*innen verorten ihre ursprüngliche Herkunft in Indien und dem heutigen Pakistan. Laut Minderheitensekretariat leben ca. 60.000 Sinti*zze und 10.000 Rom*nja in Deutschland.1 Neben Deutsch sprechen sie als zweite Muttersprache häufig Romanes. Oft werden in der aktuellen Diskussion Einwander*innen aus Rumänien, Bulgarien oder Serbien irrtümlicherweise als »Sinti und Roma« bezeichnet. Auf sie würde gegebenenfalls nur die Bezeichnung Rom*nja zutreffen. Bei der Einwanderung nach Deutschland wird jedoch nur die Staatsangehörigkeit erfasst – es ist also nicht bekannt, welche Eingewanderten Angehörige der Minderheit sind2.
Weiterführende Begriffe: Deutsche Rom*nja, Einwanderungsgesellschaft, Neue Deutsche, Osteuropäischer Herkunft

Gypsy

leitet sich vom englischen Wort »Egyptian« ab und ist eine englische Fremdbezeichnung, mit der nomadische Gruppen beschrieben werden. Ähnlich wie das deutsche Z*** ist auch dieser Begriff negativ konnotiert. Er wird in englischsprachigen Ländern noch häufig verwendet. In Deutschland hält der Begriff in der Popkultur Einzug. Dabei wird ein romantisierendes Bild von Angehörigen der Roma-Minderheiten propagiert.

Weiterführende Begriffe: Antiziganismus, Philoziganismus

Nomad*innen

oder auch »Fahrendes Volk« beruhen wie alle Begriffe, die Sinti*zze und Rom*nja als permanent in Bewegung lebende Gruppen darstellen, auf jahrhundertealten Klischees und werden von vielen Gruppenangehörigen als verletzend empfunden. Historisch gesehen diente das Bild umherziehender Außenseiter*innen dazu, Diskriminierung und gesetzliche Restriktionen zu legitimieren. Migrationsbewegungen durch Sinti*zze und Rom*nja beruhten in der Vergangenheit oft weniger auf einem selbstgewählten Lebenswandel als auf ökonomischen Zwängen und politischer Verfolgung. Zudem gab es jahrhundertelang Niederlassungsverbote für sie. Aktuelle Studien belegen, dass über 90 Prozent der europäischen Rom*nja sesshaft sind. 1
Weiterführende Begriffe: Antiziganismus, Traveller, Z***

Philoziganismus

beschreibt eine positive Neigung zu Sinti*zze und Rom*nja, die teils wie bei Antiziganismus von einer homogenen Gruppe ausgeht und den Angehörigen der Roma-Minderheiten romantisierende Stereotype zuschreibt.
Weiterführende Begriffe: Antiromaismus & Antisintiismus, Gypsy, Philosemitismus, XenophilieZ***

Rom*nja

ist sowohl Selbstbezeichnung als auch allgemeiner Sammelbegriff für eine heterogene Gruppe von Menschen, die vor gut 1000 Jahren aus Indien und dem heutigen Pakistan nach Europa gekommen sind. 1 Sie bilden die größte ethnische Minderheit in Europa. Expert*innen sprechen häufig von Roma-Gruppen oder Angehörigen der Roma-Minderheiten, da es zahlreiche verschiedene Untergruppen gibt, die sich in Sprachen, Religionen und Gewohnheiten voneinander unterscheiden, bspw. Kalderasch / Kalderaš / Kalderara, Kalé / Kale / Cale oder Lovara / Lowara. Im weiblichen Singular spricht man von Romni (Plural: Romnja), im männlichen von Rom (Plural: Roma).
Weiterführende Begriffe: Deutsche Sinti*zze und Rom*nja,Deutsche Rom*nja

Roma Day / Weltromatag

(8. April) ist ein internationaler Aktionstag, der ein Bewusstsein für die Belange der Sinti*zze und Rom*nja schaffen sowie auf deren anhaltende Verfolgung und Diskriminierung aufmerksam machen will. Der Weltromatag erinnert darüber hinaus an die Anfänge der Bürgerrechtsbewegung, die am 8. April 1971 in London bei einem Treffen internationaler Vertreter*innen der Roma-Minderheiten ihren Lauf nahm. Auf dem Kongress haben sich die Teilnehmer*innen nicht nur für die Eigenbezeichnung Rom*nja entschieden, sondern auch eine gemeinsame Flagge und Hymne als Symbole der Bewegung gewählt.

Weiterführende Begriffe:

Sinti*zze

ist die Bezeichnung für Nachfahren der Roma-Gruppen, die bereits im 14. und 15. Jh. in den deutschsprachigen Raum eingewandert sind. Sinti*zze sind die in West- und Mitteleuropa beheimateten Angehörigen der Minderheit. Die Bezeichnung wird jedoch nur in Deutschland, Österreich und Teilen Norditaliens verwendet. Außerhalb des deutschen Sprachraums wird Rom*nja als Name für die gesamte Minderheit genutzt. Der weibliche Singular ist Sintizza (Plural: Sintizze), der männliche Singular ist Sinto (Plural: Sinti). Eine Untergruppe der Sinti*zze sind die Manouche, die vorwiegend in Frankreich leben.
Weiterführende Begriffe: Deutsche Sinti*zze und Rom*nja,Nationale Minderheit

Xoraxaia / Horahane

ist ein Religionym, also eine auf der Religion beruhende Benennung eines Volkes, und bezeichnet Rom*nja muslimischen Glaubens.

Weiterführende Begriffe: Muslim*innen, Sinti*zze

Z***

ist eine Fremdbezeichnung und wird von Angehörigen der Roma-Minderheiten abgelehnt. Die verunglimpfende Bezeichnung ist Jahrtausende alt und hält sich bis heute hartnäckig im öffentlichen Sprachgebrauch. Der Begriff schreibt der diversen Minderheit negative, teilweise romantisierende und in jedem Fall rassistische Stereotype zu. Sogar Soßen und Schnitzel werden noch nach dem Schimpfwort benannt. Und das, obwohl hunderttausende Sinti*zze und Rom*nja im Nationalsozialismus mit »Z« markiert und in Konzentrationslagern umgebracht wurden. Das ist auch der Grund, warum viele Angehörige der Minderheit die Abkürzung »Z-Wort« (analog zu N-Wort) ablehnen. Übrigens sind Sinti*zze und Rom*nja schon seit Jahrhunderten in Deutschland zuhause, viele Angehörige der Minderheit sind autochthone Deutsche und keine Menschen mit Migrationshintergrund.
Weiterführende Begriffe: Antiziganismus, Antiromaismus, Kanak*in, Philoziganismus, Südländer*in