ist ein Schlagwort, das Anfang der 2000er Jahre in der Debatte um Muslime in Deutschland populär wurde. Der Begriff ist inhaltlich diffus und wird verbunden mit vermeintlich gescheiterter Integration. Er zeichnet ein Bild homogener Minderheiten, die sich räumlich, sozial und kulturell von der Mehrheitsbevölkerung
abschotten. Ihnen wird »Integrationsunwilligkeit« unterstellt, ohne zu berücksichtigen, dass für Integration die gesamte Gesellschaft verantwortlich ist. Zudem ist für einen hohen Anteil von Einwander*innen in manchen Stadtteilen oft eher der Wohnungsmarkt ursächlich als ein Hang zu innerethnischen Nachbarschaften.
stammt aus dem Vokabular von Rechtsextremen und wurde zum Beispiel in Texten der NPD verwendet: Dort gibt es Deutsche
und »Passdeutsche« (also nicht richtige Deutsche). Letztere sollen damit als »undeutsch« abgewertet werden.
ist eine Selbstbezeichnung von Menschen mit Rassismuserfahrung, die nicht als weiß, deutsch und westlich wahrgenommen werden und sich auch selbst nicht so definieren. PoC
sind nicht unbedingt Teil der afrikanischen Diaspora, ursprünglich ist der Begriff u.a. zur Solidarisierung mit Schwarzen
Menschen entstanden. Schwarz
und weiß sind dabei politische Begriffe. Es geht nicht um Hautfarben, sondern um die Benennung von Rassismus und den Machtverhältnissen in einer mehrheitlich weißen Gesellschaft. Inzwischen wird häufiger von BPoC
(Black and People of Color
) gesprochen, um Schwarze Menschen ausdrücklich einzuschliessen. Etwas seltener kommt hierzulande die Erweiterung BIPoC
(Black
, Indigenous and People of Color
) vor, die explizit auch indigene Menschen mit einbezieht. Singular: Person of Color
.
bezeichnet die positive Neigung zu Juden und jüdischer Kultur, die teils wie bei Antisemitismus von einem homogenen Kollektiv ausgeht, dem bestimmte Eigenschaften zugeschrieben werden. Ein Motiv können zum Beispiel Schuldgefühle aufgrund der NS-Zeit sein. Der Begriff wurde erstmals im 19. Jh. verwendet, um projüdische Linksliberale abzuwerten.
beschreibt eine positive Neigung zu Sinti und Roma, die teils wie bei Antiziganismus von einer homogenen Gruppe ausgeht und den Angehörigen der Roma-Minderheiten romantisierende Stereotype zuschreibt.
(russ.: Verwüstung) benennt gewaltsame Ausschreitungen gegen religiöse, politische, ethnische Gruppen oder andere Minderheiten. Geprägt wurde der Begriff vor allem durch die Novemberpogrome
1938, als die Nazis die organisierte Zerstörung von jüdischen Geschäften, Häusern, Synagogen und die Verfolgung von Juden anordneten. Während die vom NS-Regime gelenkten Medien von der »Judenaktion« oder »Novemberaktion« schrieben, bezeichnete der Volksmund die Novemberpogrome, die den Beginn der staatlich organisierten Judenverfolgung markierten, schnell als »Reichskristallnacht« – eine verharmlosende Anspielung auf die unzähligen Glasscherben zerstörter jüdischer Geschäfte und Synagogen, die nach den Pogromen
auf den Straßen lagen.
kurz: PC, entstand in den 1970er Jahren in den USA und bezeichnete die Forderung nach diskriminierungsfreier Sprache. Seit den 1990er Jahren wird der Begriff von Rechtsextremisten, Rechtradikalen und Rechtspopulisten strategisch umgedeutet und dient als politischer Kampfbegriff, um öffentlichkeitswirksam eine angebliche Meinungsdiktatur und Zensur zu behaupten. Ziel ist es, das Bestreben um diskriminierungsarme Sprache
und Handlungen sowie differenzierte Berichterstattung
zu diffamieren.
bezeichnet eine radikale Jugendsubkultur des Dschihadismus in Einwanderungsländern wie Deutschland. Charakteristisch sind moderne Elemente der Popkultur, die für eine eher weltliche und politische Propaganda genutzt werden, im Unterschied zu den stärker theologisch fundierten Argumentationsmustern, etwa im politischen Salafismus. Instrumente dieser Propaganda sind neue Medien, Filmclips im Stil von Musikvideos oder T-Shirts mit entsprechenden Insignien. Meist männliche Vorbilder vermitteln orientierungslosen Jugendlichen einen neuen Lebenssinn, in dem Gruppenzugehörigkeit, ähnlich wie bei Neonazi-Kameradschaften, wichtig ist. Religiöse Inhalte dienen im Pop-Dschihadismus
nur als Begründungsmuster, vor allem haben das Paradies-Versprechen und ein vermeintlich sündenloses Leben große Bedeutung. Anhänger*innen des Pop-Dschihadismus sind Jugendliche aller Schichten und Nationalitäten. Sie werden teils schnell militant und zu Kämpfern des IS.
bezeichnet meist junge Muslim*innen, die konservative Religiosität mit modernem Lebensstil zusammenbringen und ihre Zugehörigkeit zur deutschen Gesellschaft betonen. Der Begriff geht zurück auf das Buch »Zwischen Pop und Dschihad« von Julia Gerlach (2006). Mitunter werden Pop-Muslime
als Akteur*innen einer jungen Protestkultur gesehen, deren Religiosität zwar zentral ist, aber vor allem als Mittel zur Provokation und Abgrenzung gilt. Daher wird Pop-Muslim*innen teils eine Nähe zur militant-islamistischen Szene nachgesagt.
stammt aus der Kulturszene und wurde in Deutschland von der Kulturschaffenden Shermin Langhoff eingeführt. Postmigrantisch
steht für den Prozess, die Gesellschaft nach erfolgter Einwanderung mitzugestalten. Wird Deutschland als Einwanderungsgesellschaft
akzeptiert, werden Kategorien wie deutsch / nicht-deutsch bedeutungslos; in einer postmigrantischen Gesellschaft müssen sich Deutsche ohne Migrationshintergrund auch eingliedern. Es gilt, die zuvor herrschenden (Miss-) Verhältnisse gemeinsam neu zu verhandeln. Postmigrantisch
ist nur als Adjektiv zu verwenden.
bezeichnet nach internationalem Recht das Prinzip, nach dem ein Flüchtling nicht in einen unsicheren Staat ausgewiesen werden darf.